Nach erfolgreichen Schockanrufen bei Senioren soll ein 49-Jähriger die Tatbeute verwaltet haben. Nun steht er vor Gericht.
Perfide SchockanrufeKölner Senioren um Erspartes betrogen – Prozess um Geldwäsche gestartet
Mit äußerst perfiden Schockanrufen werden Senioren immer wieder zu Opfern von Trickbetrügern. Seit Mittwoch muss sich ein 49-Jähriger vor dem Kölner Landgericht verantworten, der als Teil einer „Enkeltrick“-Bande die Beute von den Tätern entgegengenommen haben soll. Geld und Schmuck soll er in sein Heimatland Polen überführt haben. Ihm wird Geldwäsche vorgeworfen.
Köln: „Enkeltrick“-Hintermänner agierten von Polen aus
Aus Polen operierten laut Staatsanwaltschaft auch die Hintermänner. Von dort aus sollen Täter immer wieder potenzielle Opfer angerufen haben, wie eine Seniorin aus Köln. Der log der Anrufer vor, sich mit ihrem Enkel zu unterhalten, er befinde sich in einer finanziellen Notlage. Einem Mittäter des Anrufers überreichte die alte Dame danach Schmuckstücke im Wert von mehr als 25.000 Euro.
Ein Rentner glaubte die Geschichte eines Anrufers, dass seine Tochter in einen tödlichen Autounfall verwickelt wurde und ihr nun ein Gefängnisaufenthalt drohe. Nur durch die Zahlung einer Kaution sei die Haft abzuwenden. Mehr als 50.000 Euro übergab der unter dem Eindruck des Schockanrufs stehende Mann daraufhin einem Täter. Das Geld hatte er aus einem Schließfach bei der Bank geholt.
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Beschuldigter soll mehr als 127.000 Euro erhalten haben
Vergangenen März soll der nun beschuldigte 49-Jährige nach Deutschland eingereist sein, um im Rheinland für die Entgegennahme von Tatbeute bereitzustehen. Als erster Übergabeort wurde laut Anklage eine Shell-Tankstelle in Meerbusch genutzt. Von einer unbekannt gebliebenen Person soll der Angeklagte einen Geldumschlag entgegen genommen und diesen nach Polen gebracht haben.
Als Lohn soll er Geld und ein goldenes Armband einbehalten haben. Im Mai soll der Angeklagte mindestens 32.500 Euro Bargeld an sich genommen haben, die aus zwei von Mittätern begangenen Betrugsstraftaten stammen sollen. Sechs solcher Fälle wirft die Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten vor. Der Mann soll insgesamt rund 127.000 Euro an Tatbeute erhalten haben.
Köln-Mülheim: Angeklagter wurde observiert und verhaftet
Dem Angeklagten drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis. Verteidiger Ingmar Rosentreter kündigte eine mögliche Einlassung seines Mandanten für den nächsten Verhandlungstag an. Der Beschuldigte sitzt seit Mitte Juni in Untersuchungshaft. Die letzte aktenkundige Geldübergabe in Köln-Mülheim fand laut Anklage unter Beobachtung von Polizeibeamten statt. Noch vor Ort klickten die Handschellen.
Das rät die Polizei bei Schockanrufen: Tief durchatmen, auch wenn die Geschichte noch so dramatisch klinge. Sich nicht unter Druck setzen lassen und misstrauisch sein, wenn man von einem Anrufer mit einem beunruhigenden Sachverhalt und finanziellen Forderungen konfrontiert werden. Auch solle man bei den richtigen Angehörigen nachfragen oder eine Vertrauensperson hinzuziehen.