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Pandemie hat deutliche AuswirkungSo lange standen Kölner im Corona-Jahr 2020 im Stau

Lesezeit 4 Minuten
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Verkehr in Köln

Köln – Köln belegt unter den Städten mit den meisten Staus bundesweit den zwölften Platz. Das hat eine Studie für 2020 des niederländischen Navigationsherstellers Tom-Tom ergeben. Damit kann sich Köln im Vergleich zum Vorjahr um eine Position verbessern. Was aber nicht unbedingt bedeutet, dass auch die Verkehrssituation in der Stadt grundsätzlich besser geworden ist.

„Der Rückgang des Stau-Niveaus in 2020 lässt sich eindeutig mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie in Verbindung bringen“, sagt Oliver Kannenberg, Verkehrsexperte von Tom-Tom. Das sehe man vor allem in den Monaten März bis Mai. „Zur Zeit des ersten harten Lockdowns hat auch der Verkehr in Köln deutlich abgenommen“, so Kannenberg.

Stau-Niveau in Köln korreliert mit Corona-Maßnahmen

Der Grund: Gastronomien und Geschäfte waren geschlossen, viele Menschen arbeiteten im Homeoffice, Geschäftsreisen wurden gestrichen und durch Online-Meetings ersetzt. Das sei vor allem im April auffällig – dem stauärmsten Monat des Jahres. Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen stieg auch das Stau-Niveau ab Mai wieder an, erreichte aber erst im August das Vorjahres-Niveau.

Schien es im Frühjahr noch so, als würden wegen des besseren Wetters immer mehr Menschen auf ihr Auto verzichten und stattdessen etwa auf das Fahrrad ausweichen, „sind die Pendler von August bis Oktober wieder in ihre alten Muster zurückgefallen“, so Kannenberg. „In diesen Monaten unterschieden sich die Daten nur minimal zu denen aus dem Vorjahr.“ Das sei augenfällig in Köln, andere Städte hätten das Stau-Niveau von 2019 größtenteils nicht wieder erreicht.

Auswirkunken der zweiten Welle nicht ganz so stark

Passend zur zweiten Welle der Pandemie und dem damit verbundenen Teil-Lockdown im November nahm die Verkehrsbelastung aber auch hier wieder deutlich ab – allerdings nicht ganz so stark wie noch im Frühjahr. Das könne daran liegen, dass die Einschränkungen im Winter zunächst vergleichsweise moderat waren, so Kannenberg. Im Dezember nahm das Stau-Niveau laut Studie dann aber sogar noch einmal kurzzeitig deutlich zu, übertraf teilweise die Werte von 2019.

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Die Ankündigung erneuter Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sowie Geschäftsschließungen ab dem 16. Dezember sorgte dafür, dass die Menschen in den Tagen davor noch einmal deutlich mehr unterwegs waren. Mit dem Inkrafttreten der verschärften Corona-Regeln verringerte sich das Verkehrsaufkommen dann aber wieder deutlich.

Autofahrer standen in Köln 82 Stunden im Stau

Grundsätzlich hat jeder Autofahrer im vergangenen Jahr statistisch gesehen insgesamt 82 Stunden im Stau gestanden – das sind 28 Stunden weniger als im Vorjahr. Eine Fahrt, für die man ohne Behinderung 30 Minuten brauchen würde, dauerte im morgendlichen Berufsverkehr durchschnittlich 40 Minuten, abends 42 Minuten – das bedeutet, dass die Fahrtzeit am Morgen 32 Prozent und am Abend 40 Prozent länger war. Das sind jeweils zwölf Prozent weniger als noch im Vorjahr. Viel befahrene Straßen waren dabei unter anderem die Dürener Straße in Lindenthal, die Luxemburger Straße in Klettenberg und die Venloer Straße in Ehrenfeld. Den schlimmsten Berufsverkehr gab es laut der Tom-Tom-Daten dienstags zwischen 16 und 17 Uhr.

Der Tag mit den meisten Staus war im Jahr 2020 der 11. Februar. Woran genau das liegt, ist nicht klar. „Das Wetter kommt als alleinige Ursache eher nicht in Frage: es war zwar kalt und windig, aber weder stürmisch noch hat es geschneit oder geregnet“, so ein Sprecher von Tom-Tom. „Genauso wenig konnten wir beim ersten Blick auf die Tom-Tom-Daten große Staus, einen Unfall oder eine Straßensperrung ausmachen, die erklären würden, weshalb der 11. Februar der schlimmste Tag für Autofahrer in Köln gewesen ist“, so der Sprecher weiter.

Corona könnte Grund für schlimmsten Stau-Tag sein

Auch hier könnte die Pandemie eine Erklärung sein, schließlich waren Januar und Februar die einzigen Monate, in denen es noch keine Corona-Auswirkungen gab. Verkehrsexperte Kannenberg geht jedenfalls nicht davon aus, dass dieser Tag in einem ganz normalen Jahr, ohne Corona, der schlimmste Stau-Tag des Jahres geworden wäre. Dafür sei das Stau-Niveau mit 47 Prozent zu gering. Zum Vergleich: 2019 war der 6. November der schlimmste Stau-Tag – Autofahrer waren dort 53 Prozent länger unterwegs, als sie es ohne Stau gewesen wären. 2018 war es der 31. Oktober mit einem Stau-Niveau von 58 Prozent.

Das höchste Verkehrsaufkommen hat es 2020 in Berlin gegeben, gefolgt von der bisherigen Stau-Hauptstadt Hamburg auf Platz zwei und Wiesbaden auf Platz drei. Insgesamt hat Tom-Tom für die Studie den Straßenverkehr in 416 Städten in weltweit 57 Ländern analysiert – die Daten stammen dabei aus mehr als 600 Millionen Navigationsgeräten. Dabei kam heraus, dass die Verkehrsbelastungen im Corona-Jahr fast überall gesunken sind. Die meisten Staus hat es in der russischen Hauptstadt Moskau gegeben. Köln liegt in der globalen Wertung auf Platz 185.