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Zwischen Schamgefühl und SelbstbestimmungSo wird das Oben-Ohne-Schwimmen in Köln angenommen

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Im Hallenbad Lentpark schwimmen mehrere Gäste im Becken.

Im Kölner Hallenbad Lentpark schwimmt am ersten Tag der neuen Regelung keine Frau „oben ohne“.

Seit dem 1. April dürfen Frauen in Köln ohne Bikini-Oberteil ins Wasser. So liefen die ersten Tage der neuen Regelung in den Schwimmbädern.

Auf der einen Seite bejubeln Befürworterinnen die neue Freiheit, von Selbstbestimmung und Gleichberechtigung ist die Rede. Auf der anderen Seite werden Sexismus, obszöne Blicke und Gaffertum befürchtet. Das Thema Oben-Ohne-Schwimmen polarisiert und beschäftigte auch die Köln-Bäder und ihre Mitarbeitenden im Vorfeld zur geänderten Haus- und Nutzungsordnung, die seit dem 1. April gilt. Seitdem dürfen auch Frauen mit nackter Brust ihre Bahnen ziehen und im gesamten Bad herumlaufen. Vorher wurde lediglich das oberkörperfreie Sonnen in den Freibädern geduldet.

Doch wie hat sich diese neue Regelung in den ersten Tagen durchgesetzt? „Der Start ist sehr unauffällig abgelaufen. Denn bisher hat keine einzige Frau die neue Möglichkeit genutzt“, zieht Köln-Bäder-Sprecherin Franziska Graalmann nach fünf Tagen Bilanz. Es habe auch keine Demonstration oder sonstigen Aktionen gegeben. „Es hätte ja durchaus sein können, dass jemand in der neuen Regelung eine Möglichkeit sieht, das als Bühne für sich zu nutzen.“ Doch all das sei ausgeblieben.

Bisher nutzen Kölner Frauen das Oben-ohne-Schwimmen nicht

„Vielleicht gibt es einen Schub, wenn die Freibadsaison beginnt und sich Frauen ohne Oberteil sonnen“, sagt Graalmann. Die Mitarbeitenden würden das Geschehen weiterhin beobachten und sich auch künftig auf Diskussionen einstellen. Nach der Ankündigung, dass Frauen in den Kölner Schwimmbädern künftig ohne Bikini-Oberteil baden dürfen, hat es der Sprecherin zufolge auch einige E-Mails gegeben von Menschen, die das rigoros ablehnen. „Allerdings waren da keine Drohungen dabei oder Mails, die man der Polizei hätte weiterleiten müssen.“

In Siegen war das anders: Dort gibt es das Oben-Ohne-Schwimmen bereits seit September 2022 – zumindest in der Theorie. In der Praxis fand es bisher nicht statt. Dort waren dem Bürgermeister, Politikern und Mitarbeitenden des Bäderamtes Beschimpfungen und Beleidigungen aus dem ganzen Land entgegen geschlagen – inklusive Amok-Drohung.

Davon ist man in Köln weit entfernt. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte am Start-Wochenende im Lentpark mit einigen Badegästen gesprochen und nach ihrer Meinung zum Oben-Ohne-Schwimmen befragt. Viele begrüßten die Neuregelung ausdrücklich, dennoch scheuten sie sich aus verschiedenen Gründen, selbst davon Gebrauch zu machen. Scham und die Sorge vor den Blicken anderer Gäste waren die Hauptgründe.

In Göttingen wiederum hat sich das Oben-Ohne-Schwimmen längst etabliert – ganz unaufgeregt: Nach einer dreimonatigen Testphase ab Mai vergangenen Jahres wurde es zu einer dauerhaften Regelung. Nach einem verhaltenen Start nutzen inzwischen nach Auskunft der Bäder-Gesellschaft durchschnittlich rund zwölf Frauen pro Tag und Bad die Möglichkeit, ohne Bikini-Oberteil zu schwimmen. Es bleibt abzuwarten, ob das in Köln eines Tages auch so sein wird.