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„Wir haben Platz“-Initiative fordertKöln soll mehr Flüchtlinge aufnehmen

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Das „Unicef-Foto des Jahres“ wurde am 9. September 2020 an einer Straße zum Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos aufgenommen.

Köln – Mit der Initiative „Wir haben Platz“ fordern ein Zusammenschluss verschiedener Kölner Willkommensinitiativen und die Bewegung Seebrücke, mehr Geflüchtete aus griechischen und bosnischen Lagern in Köln und anderen Städten in Nordrhein-Westfalen aufzunehmen. Es gehe darum, vor allem gesundheitlich besonders gefährdeten Menschen Schutz zu bieten.

„Wir wollen das Gefühl der Ohnmacht überwinden, wenn wir die Not der Menschen in Bihac oder Kara Tepe sehen“, sagte Marianne Arndt, Ideengeberin der Initiative, bei der Vorstellung der Initiative. „Wir haben als Zivilgesellschaft die Ressourcen, wir haben die Möglichkeiten und wir haben die Energie, diese Menschen zu retten. Das zeigen wir jetzt.“

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Die Initiative fordert ein Landesaufnahmeprogramm für Geflüchtete in NRW – nur so könnten mehr Geflüchtete als bisher gesetzlich geregelt aufgenommen werden. „Bislang wird solch ein Programm vom Land und vom Bundesinnenministerium verhindert“, so Arndt. Aktuell unterstützten vier katholische, zwei evangelische und zwei oder drei Moscheegemeinden die Forderungen. Man sei auch im Gespräch mit Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften, so Arndt.

Pfarrer Mörtter will Minister vor Gericht sehen

Pfarrer Hans Mörtter, der die Initiative ebenfalls unterstützt, sagte, dass es in seiner Gemeinde eine große Bereitschaft gebe, Menschen eine Wohnung zu vermitteln oder vorübergehend aufzunehmen. Die Solidarität der Zivilgesellschaft werde allerdings von der Politik blockiert. Mörtter war im vergangenen Herbst selbst im Flüchtlingslager Moria auf Samos, um sich ein Bild von der „menschenunwürdigen Situation“ zu machen.

„Wenn die Politik keine Wege findet, würde ich selbst dorthin fahren, Leute da rausholen und nach Köln bringen“, sagte er. „Wenn ich dafür in den Knast gehe, gehe ich eben in den Knast. Vor den internationalen Gerichtshof gehörten aber eigentlich unser Innenminister Seehofer und viele andere, die das Elend dort zulassen und damit den Tod von Menschen in Kauf nehmen.“ An die Kölnerinnen und Kölner appellierte Mörtter: „In unseren kölschen Liedern singen wir von Solidarität. Es ist an der Zeit, dass wir sie auch zeigen.“

Debatte über Aufnahme von Flüchtlingen im Kölner Stadtrat

Die Initiative ruft Religionsgemeinschaften und Organisationen dazu auf, sich ihrer Kampagne anzuschließen. „Wir können ein Landesaufnahmeprogramm in NRW umsetzen. Was fehlt, ist der politische Wille der Landes- und Bundesregierung“, sagt Veronika Däges von der AG Bleiben, einem Zusammenschluss der Willkommensinitiativen. „Schluss mit der Blockadehaltung, lasst uns endlich Menschenleben schützen.“

In der nächsten Sitzung des Kölner Stadtrats wird über einen Antrag zahlreicher Fraktionen entschieden, mehr Geflüchtete aus Seenotrettung, griechischen Lagern und aus der bosnisch-kroatischen Grenzregion in Köln aufzunehmen.