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„Katastrophe für mich“31 Bewohner in Kölner Unterkunft positiv auf Mutante getestet

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Mutation Flüchtlingsheim

Die Sammelunterkunft für Geflüchtete in der Kölner Herkulesstraße

Köln – Einen Tag, nachdem öffentlich bekannt wurde, dass es in der Notunterkunft an der Herkulesstraße einen Corona-Ausbruch mit dem mutierten südafrikanischen beziehungsweise brasilianischen Virus gegeben hat, ist nicht viel los vor dem Heim. Keiner kommt am Montagmittag aus dem Backsteinbau, keiner geht rein. Menschen sieht man nur hinter Glasscheiben, sie tragen Masken. Verwunderlich ist, dass zunächst weder eine Polizeistreife noch Mitarbeiter des Ordnungsamts vor dem Haus erkennbar sind, deren 108 Bewohner sich in Quarantäne befinden. Die Security soll es richten, sagt ein Security-Mitarbeiter. Eine halbe Stunde später kommen dann doch noch je ein Wagen des Ordnungsamts und des Deutschen Roten Kreuzes.

Am Sonntagabend hatte die Stadt mitgeteilt, dass seit dem 26. Januar die Bewohner der Unterkunft Herkulesstraße unter Quarantäne stünden. Seit Sonntag werde die Quarantäne überwacht, weil bei 31 der 41 positiv getesteten Bewohnern die Virusvariante nachgewiesen worden sei. Vor zehn Tagen seien unter den Beschäftigten zwei Corona-Fälle bestätigt worden. Innerhalb einer Woche habe es sieben weitere Fälle gegeben, vergangene Woche sei der erste Fall einer Virusvariante nachgewiesen worden. Daraufhin wurden Kontaktpersonen isoliert und die 108 Bewohner der Unterkunft auf Corona getestet.

Corona-Fälle bei Beschäftigten bestätigt

Das Ergebnis: 37 Prozent der Geflüchteten waren infiziert. Positiv getestete Flüchtlinge sollen in Quarantäne in der Einrichtung bleiben, FFP2-Masken tragen und ihr Essen im Zimmer einnehmen, so eine Stadtsprecherin. In der Unterkunft lebten 22 Familien, in 13 der Familien sei mindestens ein Mitglied an Covid-19 erkrankt. Diese würden nun in bestimmten Gebäuden auf dem Areal isoliert. Zudem gebe es 16 Mitarbeiter, die positiv auf das Virus getestet worden seien. Elf Personen seien nachweislich mit der Virusvariante infiziert. Auch sieben Kontaktpersonen seien mittlerweile selbst positiv getestet worden, darunter sei ein Fall mit Variantennachweis, aber es gebe noch ausstehende Befunde.

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Eine ältere Putzfrau, die gerade ihre Schicht in der Unterkunft beginnt, hat sich mit Masken, Desinfektionsmittel und Handschuhen ausgestattet. Sie hat Angst vor der Virusmutation, hat aber keine Wahl. Sie muss arbeiten. „Es ist eine Katastrophe.“ Die geflüchteten Menschen hätten zuvor nicht immer Masken getragen und Abstand halten können. Die Abstände in der Massenunterkunft seien aber auch nicht einfach einzuhalten. Bei Anwohnerin Dajana Velde hält sich die Aufregung in Grenzen: Unangenehm sei die Situation schon, sagt die Studentin (20), die am Sonntag ein Großaufgebot der Polizei vor dem Haus beobachtet habe. „Wir müssen uns zwar an die Hygieneregeln halten, aber Panik habe ich nicht.“

Flüchtlingsinitiativen warnten vor Ausbruch

Immer wieder haben Flüchtlingsinitiative vor Ausbrüchen in einer Gemeinschaftsunterkunft gewarnt, in denen sich geflüchtete Menschen zum Beispiel Toiletten und Duschen teilen oder ihr Essen in gemeinsamen Räumen einnehmen müssen. An der Herkulesstraße hatte es im Frühjahr bereits einen kleineren Corona-Ausbruch gegeben. Bereits im Mai war das Heim unter Quarantäne gestellt worden. Marianne Arndt von der Willkommensinitiative Mülheim hatte noch im November kritisiert, dass zu wenige Masken an die Bewohner verteilt würden und Flächen nicht mit Desinfektionsmitteln gereinigt würden. Im Mai hatte es eine Demonstration in Ehrenfeld wegen der schlechten Bedingungen in den Sammelunterkünften gegeben, in denen derzeit etwa 25 Prozent der gut 6000 Flüchtlinge leben.

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Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats, fordert, mit den Massenunterkünften Schluss zu machen. Die Gemeinschaftsunterkünfte seien „potenzielle Hotspots, die nicht zuverlässig gesichert werden können“. Nun müsse die Verwaltung schnellstmöglich nach Einzelzimmern für Flüchtlinge suchen. Zur Not müssten eben auch wieder Hotelzimmer angemietet werden. „Die Stadt muss Geld in die Hand nehmen und vor allem Risikogruppen und besonders schutzbedürftig Menschen unterbringen.“

Lina Orrego-Jur, die Flüchtlingsarbeit für die katholische Kirche in Bickendorf, Ehrenfeld und Ossendorf macht, lobt dagegen die Arbeit von Stadt und dem Träger der Einrichtung, das Deutsche Rote Kreuz. Die Organisation sei sehr gut, man dürfe nicht vergessen, dass die Stadt die Unterkunft, in der 2016 mehr als 600 Menschen lebten, bereits zu 80 Prozent leer geräumt habe. Allerdings könne es in Gemeinschaftsunterkünften schnell zu einem Ausbruch kommen. „Das Risiko ist aber nicht schlimmer als in der U-Bahn.“