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„Wir treten dem Rechtsruck entgegen“Sommerblutfestival 2025 unter dem Motto „Democracy needs you“

Lesezeit 3 Minuten
14.05.2024, Köln: Sommerblut-Festival: Near My Ears ist ein mobiles Musiktheater im öffentlichen Raum: Von St. Aposteln am Neumarkt aus bewegt es sich durch die Kölner Straßen und sucht dabei Orte auf, an denen sich Alltägliches und Politisches begegnen und miteinander verschmelzen. Bei der Veranstaltung handelt es sich um einen Audiowalk, also ein Spaziergang mit Audiobegleitung, durch die Kölner Innenstadt. Foto: Thilo Schmülgen

Im vergangenen Jahr war das mobile Musiktheater Near My Ears in der Innenstadt unterwegs. (Archivbild)

61 Veranstaltungen an 16 Standorten – das bietet das Sommerblutfestival in Köln vom 30. April bis 11. Mai. Ein Blick ins Programm.

Eine stockfinstere Welt, in der nur Geräusche die Realität formen, ist vom 1. bis zum 10. Mai in den Räumen der „Tanzfaktur“ in Deutz zu erleben. Ausgestattet mit Bewegungserkennung, Kopfhörern und sensorischen Schuhen, taucht der Besucher oder die Besucherin in diese Welt ein und erfährt sie nach Art eines blinden Menschen. Jeder Schritt wird zu einem Geräusch auf einem virtuellen Untergrund – man läuft durch Schnee, einen Wald oder über einen Klangteppich. Geschaffen hat das akustische Labyrinth, das sich „Sona“ nennt und wie bei einem Computerspiel verschiedene Level hat, ein Team aus sehbehinderten und blinden Spielgestaltern.

Sommerblutfestival kürzer als sonst

„Sona“ ist Teil des Sommerblutfestivals, das vom 30. April bis zum 11. Mai zum 24. Mal in Köln stattfindet. Kürzer als sonst, denn es stand weniger Geld zur Verfügung. „Wir haben sehr gekämpft mit Politik und Verwaltung“, sagte Festival-Leiter Rolf Emmerich am Dienstag bei der Vorstellung des Programms, das 19 Projekte umfasst. An 16 Standorten werden 61 Veranstaltungen geboten. „Democracy needs you“ – Demokratie braucht dich – lautet das Motto des Festivals. „In Tanz, Theater, Performance, Musik und Gesprächen treten wir dem Rechtsruck mit einem vielstimmig ausgerichteten Programm entgegen“, so die Veranstalter.

Eröffnet wird das Festival am 30. April, 19.30 Uhr, im Depot 1 des Schauspiels Köln mit der Tanzperformance „Harmonia“. Das Ensemble „Unusual Symptoms“, das sich aus Tänzern und Tänzerinnen mit und ohne Behinderung zusammensetzt, und Choreografin Adrienn Hód laden dazu ein, den menschlichen Körper und seine Bedeutung in Tanz und Gesellschaft neu zu erkunden. Anschließend wird im Carlsgarten des Schauspiels gefeiert; das DJ-Duo „Careless“ legt im „Kiosk“, der mobilen Festivalzentrale, auf.

Theaterperformance „Traudl Junge“ in der Alten Feuerwache

Vom 1. bis zum 3. Mai wird in der Alten Feuerwache dreimal die Theaterperformance „Traudl Junge. Im Schatten des Bösen“ aufgeführt. Traudl Junge war Hitlers Sekretärin. Das Produktionsbüro Petra P. nähert sich dieser Figur an und lotet zusammen mit jungen Menschen aus, wie groß die Einsatzbereitschaft für eine wehrhafte, demokratische Zivilgesellschaft heute ist.

Im Rautenstrauch-Joest-Museum ist vom 1. bis zum 4. Mai das Stück „the future is unwritten“ zu sehen, in dem es darum geht, dass eine Gruppe von Revolutionären und Revolutionärinnen Europa vor einer faschistischen Herrschaft retten will. In der multimedialen Live-Film-Performance trifft analoges Schauspiel auf Kameras, Videoprojektionen, Licht- und Sounddesign.

Doku-Trilogie über rechte Gewalt

Zum weiteren Programm zählt beispielsweise die Vorführung der Doku-Trilogie „Einzeltäter: München, Hanau. Halle“, ergänzt um eine Stadtführung zu Orten rechter Gewalt in Köln und eine Podiumsdiskussion (vom 2. bis 4. Mai an unterschiedlichen Orten). Die Performance „Ostbegegnungen – Nachwendekinder alive and kicking“ beleuchtet am 6., 7., 9. und 10. Mai in der Alten Versteigerungshalle, Markstraße 10, die Erfahrungen der ersten ostdeutschen Generation, die die DDR nicht mehr erlebt hat.

Aus Köln raus geht es bei der immersiven Theaterperformance „Das Erdreich“ am 5. und 6. sowie am 9. und 10. Mai: Eine Busreise führt ins Rheinische Braunkohlerevier, zu Orten der Transformation im Zuge des Tagebaus. Nähere Informationen zu den genannten Veranstaltungen und weiteren Projekten finden sich im Internet.

Zum Abschluss des Festivals am 11. Mai zieht wie üblich der „Mad Pride“ durch die Stadt, um gegen Rechtsruck, Diskriminierung und Ausgrenzung und für Vielfalt und Verschiedenheit zu demonstrieren. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen versammeln sich ab 13 Uhr auf dem Heumarkt und starten um 14 Uhr mit dem Ziel Alte Feuerwache. Dort steigt eine Party mit Musik, Tanz und Redebeiträgen; dabei sind unter anderen das Orchester „TrommelWerk“ und die Band „Buntes Herz“.