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Dicker PitterSorge um die weltberühmte Petersglocke des Kölner Doms

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Dicker Pitter

Der Dicke Pitter im Kölner Dom

Köln – Von den Kölnerinnen und Kölnern bislang kaum bemerkt, hat das Domkapitel aus Sorge um den „Dicken Peter“ Schutzvorkehrungen für die weltberühmte Petersglocke beschlossen.

Sie läutet künftig seltener und kürzer. Dompropst Guido Assmann bestätigte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass seit Januar für den „Dicken Pitter“, die tontiefste freischwingende Glocke der Welt (hier hören Sie den Schlag), eine veränderte Läuteordnung gilt. Statt wie bisher an elf kirchlichen Festen jährlich erklingt die Petersglocke nur noch bei acht Gelegenheiten. „Indem wir zudem die Läutedauer um einige Minuten pro Läutevorgang verkürzen, wollen wir erreichen, dass die Petersglocke noch viele Generationen von Kölnern nach uns erfreuen wird,“ sagte Assmann.

Das Domkapitel reagierte auf eine Empfehlung des „Europäischen Kompetenzzentrums für Glocken“ (ECC-ProBell) an der Hochschule Kempten. Der Rat der Experten: Die Glocke solle aufgrund ihrer Größe und Besonderheit nicht mehr so oft und nicht mehr so lang läuten wie bisher. Die Kemptener Fachleute hatten die Domglocken seit 2011 mehrfach untersucht. Ihre Empfehlung ergab sich aus der Vorschädigung der Glocke durch einen bereits 1952 entdeckten Riss, der im gleichen Jahr und nochmals 1956 verschweißt worden war. Dieser Riss, so die Fachleute, stelle eine Schwachstelle der Glocke dar.

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Leichterer Klöppel

Weitere Schutzvorkehrungen sind die Verwendung eines deutlich leichteren Klöppels sowie dessen 2017/18 modifizierte Aufhängung. An dieser Veränderung wirkte die TH Köln mit ihren Instituten für Werkstoffanwendung sowie für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik mit.

Ziel aller Vorsichtsmaßnahmen ist es nach Angaben der Dombauhütte, die Petersglocke „stärker als bisher zu schonen“ und ihre Langlebigkeit deutlich zu erhöhen.

24 Tonnen Gewicht

Der 1923 gegossene „Dicke Pitter“ (oder auch „Decker Pitter“) wiegt 24 Tonnen und hat einen Durchmesser von 3,22 Meter. Der alte, 800 Kilogramm schwere Klöppel war 2011 beim Läuten am Dreikönigstag gebrochen und auf den Boden des Glockenstuhls gefallen. Das Krachen beim Aufschlag war auf der Domplatte deutlich zu hören (im Video etwa bei 1:52). Das irreparabel beschädigte Stück wurde im Dezember 2011 durch eine 200 Kilogramm leichtere Neuanfertigung ersetzt.

Aufmerksamen Liebhabern des Kölner Geläuts könnte aufgefallen sein, dass der „Dicke Pitter“ in diesem Jahr bereits zu Fronleichnam am 3. Juni schwieg. Das Läuten zu diesem Fest entfällt künftig ebenso wie an Allerheiligen (1. November) und zu Silvester/Neujahr.

Nur noch acht Anlässe im Jahr

Bestehen bleibt nach der neuen Ordnung das Läuten zu den Hochfesten:

1. Erster Weihnachtstag, 25. Dezember2. Heilige Drei Könige (Epiphanie), 6. Januar3. Ostersonntag4. Christi Himmelfahrt5. Pfingsten6. Peter und Paul, Patrozinium (Namenstag) des Doms, 29. Juni7. Domweihe, 27. September8. Mariä Empfängnis, Patrozinium des Erzbistums, 8. Dezember

Auch Totenglocke

Außerdem schlägt der „Decke Pitter“, wenn ein neuer Papst oder Kölner Erzbischof gewählt ist. Zur Totenglocke wird er beim Tod des Papstes oder des Erzbischofs.

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Zu den regelmäßig wiederkehrenden Anlässen (und auch beim Einläuten des jeweiligen Feiertags am Vorabend) sieht die Ordnung für das 15- bis 20-minütige Läuten vor, dass die Petersglocke als erste angeschlagen wird (Vorläuten). Sie wird aber neuerdings wieder ausgeschaltet, sobald die anderen sieben Glocken hinzugekommen sind und das Geläut „ein gutes Klangvolumen angenommen“ hat. Nur am Ostersonntag, dem höchsten christlichen Fest, läutet sie bis zum Ende durch.

Ältestes Geläut des Abendlands

Das Geläut des Doms besteht aus acht Glocken im Südturm (hier hören Sie das Vollgeläut) sowie drei weiteren Glocken im Vierungsturm. Zwei der dort hängenden Glocken stammen aus dem frühen 14. Jahrhundert. Mit ihnen besitzt der Dom das älteste erhaltene Geläut des Abendlands.

Die ältesten und nach dem „Dicken Pitter“ größten Glocken im Südturm sind die „Pretiosa“ (Die Kostbare) und die „Speciosa“ (Die Schöne), die 1448 und 1449 in einer Gussgrube auf der Dombaustelle angefertigt wurden.