Am Sonntagabend spielen Spanien und Georgien im Rhein-Energie-Stadion gegeneinander. Es ist das letzte EM-Spiel in Köln.
Letztes EM-Spiel in KölnSpanische und georgische Fußball-Fans feiern in der Altstadt
„Que viva España!“, schallt es durch die Kölner Altstadt. An jeder Ecke stehen am frühen Sonntagnachmittag rot-gelb-gekleidete Fußball-Fans und stimmen den Gassenhauer von Manolo Escobar an. Mit Trompete und Trommel tragen sie die spanische Fußball-Hymne über die gesamte Domplatte – dagegen kommen die georgischen Fans mit ihren Gesängen nicht an. Bevor die spanische Nationalelf am späten Abend im Kölner Rhein-Energie-Stadion im Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft auf Georgien trifft, feiern die Fußballfans auf dem Heumarkt, dem Alter Markt und im Schatten des Doms Seite an Seite.
Es ist das letzte von insgesamt fünf EM-Spielen, das im Rhein-Energie-Stadion stattfindet. Schon in den vergangenen Wochen pilgerten Fußballfans aus der Schweiz, Ungarn, Schottland, Belgien, Rumänien, England und Slowenien nach Köln. Gerade die Schotten hatten mit ihren Kilts, Dudelsäcken, ihrem Bierdurst und ihren „No Scotland, no Party“-Gesängen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 30.000 Anhänger der sogenannten „Tartan Army“ waren am 19. Juni gemeinsam zum Müngersdorfer Stadion marschiert.
Spanische Fans kommen in Matador-Kostümen
Auch die georgischen und spanischen Fußballfans treffen sich jeweils zu gemeinsamen Fanmärschen. Davor jedoch versammeln sich viele von ihnen schon in der Kölner Altstadt zum Biertrinken, singen und tanzen. Die spanischen Fans kommen nicht nur in Trikots gekleidet und mit der spanischen Flagge um die Schulter: Einige stolzieren auch – sehr zum Gefallen vereinzelter asiatischer Touristen – in Matador-Kostümen durch die Stadt. Ein Mann, der aus Vietnam zu Besuch in Köln ist, lässt sich auf der Domplatte prompt breit grinsend mit den spanischen Fans fotografieren.
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Vor dem Historischen Rathaus fliegt derweil ein Fußball immer wieder im hohen Bogen über die Köpfe der dort versammelten spanischen Fans. Höher und immer höher versuchen sie den Ball mit ihrem Kopf in die Luft zu befördern. Wenn er dann versehentlich hinter dem Absperrgitter des EM-Info-Points vor dem Rathaus landet – was alle paar Minuten passiert – geht ein enttäuschtes „Ohhhh“ durch die Menge. Kurz darauf folgt dann schon ein begeistertes „Ohhhh“, wenn der Ball wieder in die Menge geschmissen wird und das Spiel von vorne beginnt.
Spanische Fans sind lauter, georgische kreativ
Wenige Meter weiter steht vor einer Gastronomie die nächste jubelnde Spanien-Fan-Truppe. Einer sticht dabei aus der Menge heraus: Lasha Doborjginidze trägt um seine Schultern eine spanische und eine georgische Flagge, beide sind fest miteinander verknotet. Der 31-Jährige erklärt: Er stammt aus Georgien, lebt jedoch in Spanien. Für wen jubelt er dann am Abend im Stadion? „Georgien. Immer Georgien!“, kommt die Antwort ohne das geringste Zögern. Dabei stünden die Jubel-Chancen mit Spanien deutlich höher, die Mannschaft geht als klarer Favorit in die Partie.
Die georgischen Fans können den spanischen in der Altstadt in puncto Lautstärke und Partylaune wenig entgegensetzen. Dabei sind die Fans sich zahlenmäßig in etwa ebenbürtig. Auch die rot-weiße georgische Flagge mit den fünf Kreuzen prägt am Sonntag das Kölner Stadtbild. Die georgischen Fans fallen zwar nicht durch ihr lautes Organ auf – dafür aber durch geschickte Hände bei der Gesichtsbemalung. An mehreren Ecken stehen Fans, ausgestattet mit Pinseln und Farbpaletten, und malen die Flagge auf die Wangen ihrer Gleichgesinnten.
Mit dem letzten EM-Spiel in Köln war am Sonntagmorgen auch der letzte Einsatz für Hennes IX. als Orakel. Das Maskottchen des 1. FC Köln prophezeite im Zoo ohne Zögern einen Sieg für Georgien. Bisher waren alle seine Tipps falsch. Toni Schumacher kommentierte dies beim letzten Termin im Zoo: „Da ist System dahinter. Er nimmt immer das Gegenteil von dem, was passieren wird.“
Auch die eigens zur EM in Köln eingerichtete Fähre fährt am Sonntagabend zum letzten Mal vom Kennedy-Ufer zur Altstadt. Von Beginn des Turniers an hatte sie Fans kostenlos von einem Fan-Bereich zum anderen über den Rhein gebracht. Die Fan-Zone am Heumarkt bleibt noch bis Ende des Turniers am 14. Juli geöffnet. Jedoch wird sie in den kommenden zwei Wochen wohl deutlich weniger farbenfroh und stärker von Schwarz-Rot-Gold dominiert sein – je nachdem, wie weit die deutsche Nationalmannschaft es in diesem Turnier schafft.