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Corona in KölnStadt kann nicht sagen, wie viele Menschen sich testen lassen

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Corona Test Lanxess Arena

In Köln gibt es hunderte Corona-Teststellen, wie hier in der Lanxess Arena (Archivbild)

Köln – Durch die jüngsten Lockerungen der Corona-Maßnahmen ist die Pflicht, ein negatives Testergebnis vorzuweisen, bereits in vielen Bereichen aufgehoben – etwa in der Gastronomie, dem Einzelhandel und beim Sport. Denn sowohl die Inzidenz der Stadt als auch die des Landes NRW liegt aktuell stabil unter 35. Stadtweit gibt es 792 Teststellen. Täglich könnten dort etwa 118.000 Corona-Tests durchgeführt werden. Doch wird eine solch hohe Zahl überhaupt noch nachgefragt? Das ist unklar. Aktuell können die Verantwortlichen bei Stadt und Land keine Aussage darüber treffen, wie viele Menschen sich jeden Tag in Köln testen lassen. Der Grund: technische Wartungsarbeiten im Meldeportal der Corona-Antigentests.

Grundsätzlich ist jede Teststelle dazu verpflichtet, die entsprechenden Daten mit Hilfe des Online-Portals an das Landesgesundheitsministerium zu übermitteln. Doch eben dieser Vorgang war nach dem 10. Juni nicht mehr möglich – und ist es erst wieder seit Montagabend. Nun müssen die Teststellen ihre Daten der vergangenen Tage nachmelden. Bislang lägen der Stadt keine plausiblen Zahlen vor, so ein Sprecher.

Zwar habe das Gesundheitsamt per E-Mail Zahlen von den Teststellen erhalten, allerdings hätten sich demnach am 11. Juni – an dem Tag, an dem die Lockerungen aufgrund einer stabilen Inzidenz von unter 35 in Kraft getreten sind – lediglich 3538 Kölnerinnen und Kölner per Antigentest auf das Virus testen lassen. „Eine so geringe Anzahl ist unwahrscheinlich“, sagt der Stadtsprecher. Zum Vergleich: Am 10. Juni wurden laut Ministerium knapp 65.000 Schnelltests in Köln durchgeführt.

Chef des Kölner Gesundheitsamts warnt

Ob die jeweilige Anzahl der durchgeführten Tests den entsprechenden Tagen im Nachhinein zugeordnet werden kann, ist unklar. Das Land konnte dazu auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ keine Antwort geben. Es könnte also sein, dass ein transparenter Überblick fehlen wird. Und das genau in der Zeit, in der ein Rückgang der Testzahlen zu erwarten ist. „Je weniger wir wissen, desto mehr Sorgen müssen wir uns machen. Vor allem, wenn ich sehe, wie viele Menschen draußen unterwegs sind“, sagt Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamtes.

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Denn wenn sich weniger Menschen testen lassen, ist es wahrscheinlich, dass auch weniger mit dem Coronavirus infizierte Personen, die möglicherweise einen asymptomatischen Verlauf haben und dadurch nichts von ihrer Infektion merken, identifiziert werden. Daher hofft Nießen, dass „die Rückkehr zur Normalität und die Aufhebung einzelner Regeln uns nicht zu sehr in eine vierte Welle rutschen lassen“.

Wobei die aktuelle Situation im Vergleich zum vergangenen Sommer eine andere sei. 53 Prozent der Kölnerinnen und Kölner haben mittlerweile eine Erstimpfung erhalten, jeder Vierte ist vollständig geimpft. „Das ist ein gutes Zeichen. Und auch Sonne und warme Temperaturen sind nicht gut für das Virus“, so Nießen. Wenn nun ein bisschen weniger getestet werde, sei das nicht unbedingt schädlich. Wichtig sei aber eine weiterhin intensive Kontaktnachverfolgung und dass die Testpflicht in bestimmten Bereichen bestehen bleibe: etwa bei Veranstaltungen in Innenräumen wie Clubs, Theatern und Kinos.

Stadt Köln kontrolliert private Corona-Teststellen

Daher wird die Stadt das Testangebot nicht verringern, sondern an den bestehenden Teststellen festhalten. Wobei die Stadtverwaltung alle privaten Angebote – davon gibt es stadtweit knapp 350 – in den kommenden vier Wochen inspiziert haben möchte. So hat es Nießen vergangene Woche angekündigt. Dabei wird das Gesundheitsamt unter anderem die Einhaltung der Hygienebestimmungen und die Durchführung der Tests kontrollieren.

157 Teststellen habe die Stadt bereits unter die Lupe genommen. Das ist mitunter auch bitter nötig. Bei gravierenden Verfehlungen kann die Stadt verfügen, dass der Betrieb gestoppt werden muss, was in Einzelfällen bereits geschah. Eine Drive-In-Teststelle in Bilderstöckchen zum Beispiel hat die Stadt bereits zweimal wegen hygienischer Mängel geschlossen, teilt die Verwaltung mit. Inzwischen werde dort wieder getestet.