Köln – Die ersten 5000 Kölnerinnen und Kölner erhalten am Montag ihren digitalen Impfpass. „Es war ein großer Ansturm“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, über die ersten Stunden: „Die Menschen sind sehr glücklich, das Zertifikat in den Händen halten zu können.“
Zum Start biete in Köln etwa jede zweite Apotheke den Service an. In jedem Viertel gebe es mindestens eine Anlaufstelle, verspricht Preis. „Ab nächster Woche werden fast alle Kölner Apotheken digitale Impfpässe ausstellen.“ Ein Smartphone braucht es nicht zwingend, um das Zertifikat zu erhalten. Wer vollständig geimpft ist, benötigt lediglich die Dokumentation der Impfung und einen Personalausweis. Wer im Impfzentrum geimpft wurde, erhält den QR-Code in den kommenden Wochen nachträglich per Post oder E-Mail.
Apotheken erhalten mindestens 18 Euro pro Impfpass-Ausstellung
In der Apotheke werden Name, Geburtsdatum und die Angaben zur Impfung an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt. Das RKI sendet anschließend einen QR-Code, der als Impfpass fungiert. Dieser kann in der „CovPass“-App oder der „Corona-Warn-App“ gespeichert werden. Sobald der Impfschutz vollständig ist, wird dies in der App angezeigt. Alternativ ist auch ein Ausdruck des QR-Codes möglich. Der entscheidende Vorteil in beiden Fällen: „Man muss das Originaldokument nicht mehr dabei haben, um als geimpft zu geltent“, wie Preis erklärt. Und darüber hinaus? „Ist der Mehrwert marginal“, meint Oliver Funken, Vorsitzender der Hausärzte in Nordrhein. Aus seiner Sicht ist die politische Weiterentwicklung der digitalen Patientenakte der wesentliche Grund für die Einführung des Zertifikats.
So lief die Impfpass-Ausstellung vor Ort
In der Helios-Apotheke in Ehrenfeld zum Beispiel ging am Montagmorgen ganz schnell: Die Mitarbeiter waren gut vorbereitet und schickten die Kunden zu einem Schalter, an dem eine Kollegin die Daten eingab. Nach Vorlage des gelben Impfhefts und des Personalausweises bekam man zwei Ausdrucke mit QR-Codes: einen für die Erst- und einen für die Zweitimpfung. Beide konnten problemlos und in Sekundenschnelle auf dem Smartphone hochgeladen werden. Fertig war der digitale Impfnachweis.
Andere Apotheken hatten Anlaufschwierigkeiten. „Wir bekommen keine Verbindung zum Server“, bedauerte ein Pharmazeut. Ein anderer hatte einen Zettel ins Schaufenster gehängt, auf dem er kundtat, dass er wegen „technischer Probleme“ zurzeit keine Impfnachweise ausgeben könne. Eine weitere Apotheke hatte sich zwar als Ausgabestelle registrieren lassen, wartet jedoch auf die notwendigen Zugangsdaten, hieß es dort: „Vielleicht geht es in einer Woche.“ (og)
Schon am ersten Tag erhielten die Kölner Apotheken rund 100.000 Euro für die Ausstellung der Impfpässe. Denn für die Zertifizierung einer Impfung werden 18 Euro vom Bund erstattet – zwei Euro weniger als Arztpraxen für die Durchführung der Impfung erhalten. Wird auch eine Zweitimpfung zertifiziert, steigt der Betrag sogar auf 24 Euro. Geregelt wird das in der Impfverordnung des Bundes. Wie sich die Summe genau zusammensetzt, ist unklar. Sie sei jedoch „gerade mal angemessen, um die Kosten zu decken“, meint Preis: „Die Apotheken müssen sehr viel investieren.“
Das gilt vor allem für die vergangenen Tage. Erst am Dienstag erfuhr der Verband, dass die Vergabe der digitalen Impfpässe vier Tage später vollständig von den Apotheken übernommen werden soll. Am Donnerstag folgte dann die offizielle Ankündigung durch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Auch in Köln mussten Pharmazeuten das Wochenende durcharbeiten, um trotz des kurzen Vorlaufs pünktlich bereit zu sein.
Kölner Arztpraxen stellen wohl erst im Juli Impfpässe aus
Neben der digitalen Anbindung an das RKI, die von den Apotheken organisiert wird, sei die Ausstellung „zeitlich relativ aufwendig. Ein Mitarbeiter schafft pro Stunde fünf Zertifikate.“ Preis rechtfertigt die Summe im Vergleich mit der Ausstellung eines Personalausweises: „Hier ist der Aufwand ähnlich, man muss allerdings monatelang auf sein Dokument warten – und 37 Euro zahlen.“
Oliver Funken sieht in dem Vorgehen „vor allem ein Geschenk an die Apotheken – und eher weniger eine Entlastung der Praxen“. Er kritisiert mit Blick auf den Verlauf der Pandemie: „Wir Hausärzte standen unter Dauerfeuer, am Anfang noch völlig ohne Schutzausrüstung. Nun profitieren wir auch beim digitalen Impfpass nicht wirklich.“ Zwar dürfen auch Kölner Arztpraxen Impfpässe ausstellen, technisch ist das aber bislang nicht möglich. Die Software-Hersteller der Arztpraxen sind angewiesen, die Schnittstelle zum RKI bis zum 15. Juli flächendeckend einzurichten.
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Wie groß das Interesse der Ärzte am digitalen Impfpass dann sein wird, ist dennoch fraglich – denn die Zertifizierung von Patienten, die in der eigenen Praxis geimpft wurden, wird mit höchstens sechs Euro vergütet. Thomas Preis zumindest rechnet damit, dass sich Arztpraxen bei der Ausstellung der Zertifikate ab Juli beteiligen werden. Mindestens bis dahin wird der Ansturm auf die Apotheken wohl andauern.