Köln – Die Stadt sorgt sich um das „Dialog“-Schulzentrum in Buchheim, das der Bewegung des islamischen Predigers Fetullah Gülen nahesteht.
Die Verfolgung Gülens und seiner Anhänger als angebliche Drahtzieher des Putschversuchs in der Türkei durch das Regime in Ankara hat dazu geführt, dass nach dem Ende der Sommerferien mehr als 50 der insgesamt 650 Schüler von der Privatschule abgemeldet wurden.
Diesen Stand nannte Geschäftsführer Osman Esen am Donnerstag. Es lägen weitere Kündigungen vor, die Schüler nähmen aber noch am Unterricht teil. Die Zahl der Abmeldungen sei zuletzt nicht mehr gestiegen.
Es gebe sogar zehn Neuanmeldungen, „nicht nur von Türken, sondern auch von »Bio-Deutschen«“, so Esen. Die Stimmung habe sich beruhigt, der Unterricht laufe unbeeinträchtigt von den Querelen.
Rufe nach einer Übernahme der Privatschule durch die Stadt wiesen sowohl Esen als auch Schuldezernentin Agnes Klein zurück.
Dafür sei es erstens zu früh, und zweitens sei ein solcher Trägerwechsel rechtlich unmöglich, erläuterte Klein. Es gelte jetzt alles zu vermeiden, was die Schule in noch größere Schwierigkeiten bringe. „Wir brauchen die Schulplätze in Köln.“
Die Kölner Bezirksregierung als zuständige Aufsichtsbehörde teilte mit, dem benachbarten städtischen Genoveva-Gymnasium lägen mittlerweile 23 Aufnahme-Anträge wechselwilliger Schüler vor.
Auch an anderen Schulen der Umgebung gehen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ fast täglich Anfragen ein. Die Eltern gäben Angst vor Repressalien des türkischen Staats als Motiv an. Andere machten sich die Lesart des türkischen Regimes zueigen, das die Gülen-Bewegung als „Terror-Organisation“ einstuft.
Der Radius, in dem die Eltern nach einem Schulplatz suchen, reicht weit über Köln hinaus. Anmeldungen lägen unter anderem in Düren, Dormagen, Hürth, Kerpen, Leverkusen Neuss und Ratingen vor, sagte Bezirksregierungssprecher Dirk Schneemann.
Der Chef der SPD-Fraktion im Rat, Martin Börschel, sagte, seine Partei sehe die „Dialog“-Schule zwar kritisch, „weil wir die Integration durch ethnische Privatschulen gefährdet sehen und eine gesellschaftliche Entmischung fürchten“. Nun gebe es die Schule aber seit fast zehn Jahren.
Die Kinder dort hätten ein Recht auf bestmöglichen Unterricht und eine geschützte Atmosphäre. „Daher ist es absolut inakzeptabel, wenn Familien derzeit unter Druck gesetzt werden, ihre Kinder von der Schule abzumelden.“
Damit nahm er Bezug auf Vorwürfe gegen das türkische Generalkonsulat Köln. „Wir lassen uns die Freiheit unserer Gesellschaft nicht nehmen“, so Börschel. Er erwarte von der Bundeskanzlerin „mit ihrem guten Draht zum türkischen Präsidenten Erdogan“, dass sie dies unmissverständlich klarstelle.