Alexander Vogel, Sprecher der OB, spricht über seine gescheiterte Dezernenten-Wahl und die Schwierigkeit, öffentliche Stellen zu besetzen.
Kölns Stadtsprecher Alexander Vogel„Soziale Netzwerke sind für Behörden ein Muss“
Das Kommunikationsverhalten der Menschen verändert sich rasant. Wie müssen Behörden darauf reagieren?
Wir arbeiten daran, die Bürgerinnen und Bürger immer dort zu erreichen, wo sie sind und das können sie auch erwarten. Es ist uns nicht nur wichtig, die Kölnerinnen und Kölner bei allem, was die Stadt mit ihrem Geld und in ihrem Interesse umsetzt, mitzunehmen, sondern es gibt ja auch die grundgesetzlich verankerte Informationspflicht. Das ist auch der Grund, warum wir in den vergangenen Jahren die digitale Kommunikation, auch über die sozialen Medien, massiv ausgebaut haben. Köln hat hier im Vergleich mit anderen deutschen Kommunen eine führende Rolle. Dafür wurden wir auch mehrfach ausgezeichnet.
Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang das geplante Social-Media-Verbot von Ulrich Kelber, dem Bundesdatenschutzbeauftragten?
Das halte ich für absurd und absolut weltfremd. Die Menschen erwarten, dass auch Behörden und Städte in sozialen Netzwerken aktiv sind. Vor allem, wenn es um kurzfristige, schnelle Kommunikation in Krisensituationen geht, sind die sozialen Netzwerke für uns als Behörden ein absolutes Muss, etwa während der Corona-Pandemie oder zu Beginn des Ukraine-Kriegs, als wir viele Geflüchtete aufgenommen haben. Ich hoffe, dass das Bundespressamt Erfolg haben wird mit seiner Klage gegen das Verbot. Sollte die Landesdatenschutzbeauftragte in NRW auf die Idee kommen, dass wir als Stadt Köln die sozialen Netzwerke nicht mehr nutzen dürfen, würden wir dagegen wahrscheinlich auch klagen. Die Krisen der vergangenen Monate haben gezeigt, wie gefährlich es wäre, auf diesen schnellen Informationskanal für die Bürgerinnen und Bürger zu verzichten.
Medienhäuser und Verlage stellen sich anders auf. Wie stellt sich die Stadt auf die veränderten Rahmenbedingungen ein?
Es gibt heutzutage nicht mehr den klassischen Redaktionsschluss wie früher. Dadurch hat sich der Druck erhöht, noch schneller auf Anfragen zu antworten. Es gibt insgesamt mehr Anfragen, die wir in noch kürzerer Zeit beantworten müssen. Das ist eine Herausforderung, da Antworten oftmals aus mehreren Dezernaten und Ämtern zusammengetragen oder mit ihnen abgestimmt werden müssen. Schließlich muss alles, was das Presseamt herausgibt, Hand und Fuß haben, Medienvertreterinnen und -vertreter sowie Kölnerinnen und Kölner müssen sich darauf verlassen können, dass die Informationen der Stadt hundertprozentig richtig sind. Früher haben wir mehr Pressekonferenzen veranstaltet, heute überlegen wir uns andere Formate und besuchen zum Beispiel mit dem Verwaltungsvorstand die Redaktion, um über Themen zu diskutieren.
Machen Sie Ihren Job noch gerne? Vor ein paar Wochen wollten Sie nach Wuppertal wechseln.
Ich bin sehr gerne Sprecher der Stadt Köln und bin nicht auf der Flucht. Wenn man Politik und Verwaltung spannend findet und schon einige Jahre Amtsleiter ist, freut man sich sehr, wenn andere finden, man habe das ganz gut gemeistert und einem mehr Verantwortung als Beigeordneter zutrauen. Solche Jobs gibt es nicht oft, daher war es für mich reizvoll, nachdem ich das mit Oberbürgermeisterin Reker besprochen habe, meinen Hut offiziell in den Ring zu werfen. Wenn man dann von einer überparteilichen Auswahlkommission einstimmig vorgeschlagen wird und nur politische Ränkespielen bei der Wahl im Stadtrat dazu führen, dass es nicht klappt, dann ist das eine schmerzliche Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte. Schlimmer ist jedoch die Blamage für die Stadt Wuppertal und alle Beteiligten an dem Verfahren. Ich bin froh, dass am Ende alle versichert haben, dass es nicht an meiner Person oder meiner Qualifikation lag, daher fühle ich mich nicht beschädigt. Die Sache ist für mich erledigt.
Wird es allgemein schwieriger für öffentliche Stellen gutes Personal zu finden, weil Verfahren immer wieder scheitern?
Durch den Fachkräfte- und Führungskräftemangel ist es für fast jedes Unternehmen eine größere Herausforderung als früher, geeignetes Personal zu finden. Für Spitzenämter in der Verwaltung ist es aber noch schwieriger. Natürlich muss man damit rechnen, wenn man ins Rennen geht als Beigeordneter, Amtsleiter oder Intendant, dass man Thema einer öffentlichen Diskussion wird. Wenn man das nicht will, muss man sich überlegen, ob man sich auf so ein Verfahren überhaupt einlässt. Aber es bedarf auch mehr Respekt für die Kandidaten und man darf sie nicht öffentlich in Misskredit bringen, insbesondere wenn man nicht Teil des Auswahlprozesses war oder die Person nicht einmal kennt. Sonst schreckt man Interessenten für solche Jobs in der Verwaltung grundsätzlich ab und man bekommt als Kommunen nicht mehr die Besten.