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Neuer Schauspiel-Chef stellt sich vorWarum Köln für Kay Voges der Jackpot ist

Lesezeit 4 Minuten
15.08.2023, Köln: Pressekonferenz der Stadt Köln zur Vorstellung des neuen Schauspielintendanten Kay Voges, der ab der Spielzeit 2025/26 die künstlerische Leitung des Kölner Schauspiels übernimmt.
Im Bild Kay Voges.

Foto: Michael Bause

15.08.2023, Köln: Pressekonferenz der Stadt Köln zur Vorstellung des neuen Schauspielintendanten Kay Voges, der ab der Spielzeit 2025/26 die künstlerische Leitung des Kölner Schauspiels übernimmt. Im Bild Kay Voges. Foto: Michael Bause

Bei seiner offiziellen Vorstellung im historischen Rathaus überzeugte der künftige Kölner Intendant mit ungebremstem Enthusiasmus.

Sein Herz, bekennt Kay Voges im Muschelsaal des Kölner Rathauses, klopfe gerade schon sehr. Es sei ein großer Tag für ihn, die Aufgabe ein großes Privileg, und überhaupt liebe er als Rheinländer natürlich Köln und sei jetzt überglücklich. „Das ist doch der Jackpot!“

Wer zuvor Zweifel daran hatte, dass Voges — seit gestern designierter Kölner Schauspielintendant — zur Stadt passe, der wird gleich in den ersten Sekunden seiner offiziellen Vorstellung eines Besseren belehrt: Offensichtlich trägt der 51-jährige sein Herz auf der Zunge und versteht bereits die hohe Kunst, sich die Stadt schönzureden.

„Er ist ein großer Gewinn für den Kulturstandort Köln und wird das Schauspiel in seinem neuen, alten Zuhause am Offenbachplatz in die Zukunft führen“, hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker den frisch Gewählten eingeführt. Und Kulturdezernent Stefan Charles lobte ihn als „Wegbereiter und Grenzgänger“, der in den Vorstellungsgesprächen wirklich begeistert habe.

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15.08.2023, Köln: Pressekonferenz der Stadt Köln zur Vorstellung des neuen Schauspielintendanten Kay Voges, der ab der Spielzeit 2025/26 die künstlerische Leitung des Kölner Schauspiels übernimmt.
Im Bild v.l.n.r. Mirjam Beck, Kay Voges und Alexander Kerlin.

Kay Voges mit seiner Stellvertreterin Mirjam Beck und seinem Chefdramaturgen Alexander Kerlin.

Noch leitet der in Düsseldorf geborene und in Krefeld aufgewachsene Voges das Volkstheater in Wien, in Köln tritt er erst zur Spielzeit 2025/26 an. Auf die Frage, was ihn überhaupt aus der prächtigen österreichischen Hauptstadt locke, verklärt sich der Blick des Regisseurs: „Warum mich der Rhein so viel mehr berührt als die Donau, kann ich auch nicht sagen, es ist eben der Fluss, an dem ich groß geworden bin. Das ist ein bisschen genetisch: Wenn es mir nicht gut geht, mache ich auch gerne mal ein Karnevalslied an.“

Das Volkstheater kann sich eines wunderschönen historischen Theatersaals rühmen, Voges jedoch schwärmt ausgerechnet vom berüchtigten Kölner Dauersanierungsfall am Offenbachplatz. „Gestern durfte ich die Baustelle besuchen“, erzählt Voges voller Emphase, „und das ist unglaublich, was da passiert. Ich hänge mich jetzt mal weit aus dem Fenster: Das ist eine der Topbühnen Europas, die da gerade entsteht. Regisseurinnen und Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler werden danach schreien, hier arbeiten und auftreten zu dürfen.“ Wann hatte man in den vergangenen Jahren je einen hoffnungsfroheren Satz zur verschleppten Bühnensanierung gehört?

Kay Voges gilt als experimentierfreudig und fordernd

Das geht runter wie Öl. Oder wenigstens Kölsch. Dabei ist Voges alles andere als ein Populist, seine eigenen Arbeiten und sein Programm als Intendant – seit 2010 am Schauspiel Dortmund, seit 2020 am Volkstheater – gelten als durchaus experimentierfreudig, fordernd, manchmal sperrig.

Dass das Kölner Publikum allerdings durchaus bereit ist, auch mal steinigere Wege in die Nachmoderne des Theaters mitzugehen, hat bereits Karin Beier bewiesen. Man muss nur seine Sprache sprechen und eben das trifft wohl auf Voges zu, der die hohe Kunst der Kunstvermittlung beherrscht.

„Man werde die bestmögliche Lösung finden“, weicht Voges elegant der Frage aus, wie viele Akteure er aus dem derzeitigen Ensemble übernehmen möchte: „Ein Theater-Intendant muss auch der Leiter der Kommunikation sein. Wir kommunizieren von der Bühne in den Zuschauerraum, wir kommunizieren vom Theater in die Stadt, ins Netz, aber auch ins Haus hinein. Und das wird das Wichtigste für mich werden, was jetzt für mich ansteht, die Kommunikation mit all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu starten. Ich muss jetzt Köln-Profi werden.“ Dafür habe er zum Glück zwei Jahre Zeit. Bei der ersten Vorstellungsrunde schon konkret zu werden, wäre denn auch zu viel verlangt.

Das Schauspiel Köln soll ein Ort für alle werden

Entsprechend diffus fällt der Katalog an Zielsetzungen aus, den der Schauspiel-Chef in spe im Muschelsaal herunterrattert. Ein Ort der Kunst soll das Schauspiel Köln werden, ein Ort für Vielfalt und Schönheit, für Komik und Tragik, für Literatur und Grenzerfahrungen. Ein Ort der Suche und der Resonanz. Eine Factory für die Theaterkunst mit dem Ensemble als Herzstück. Ein Ort für die Stadt und alle, die in ihr wohnen. Arm und Reich, Alt und Jung, mit und ohne Migrationshintergrund.

Er wünsche sich enge Kooperationen und offene Räume, sagt Voges, lokale Geschichten und überregionale, ja internationale Bedeutung, den Grundwerten der Europäischen Union verpflichtet. Allemal wichtiger als diese ein wenig floskelhaften Einzelpunkte, ist die Emphase, mit der Voges Forderungen an die eigene Arbeit stellt.

Dieser Mensch, denkt sich der Zuhörer unweigerlich, brennt für seinen Job. Was er ja in zehn Jahren an der Spitze des Schauspiels Dortmunds und in bislang drei Spielzeiten in Wien bewiesen hat. Nicht allein, wie er betont, sondern als Teamplayer: „Ich brauche eine starke Mann- und Frauschaft um mich herum.“

Mitgebracht zur Vorstellungsrunde hat der kommende Intendant seine Stellvertreterin am Volkstheater Mirjam Beck und seinen Chefdramaturgen Alexander Kerlin. Sie sollen in Köln dieselben Funktionen einnehmen. Ebenfalls anwesend ist Voges' Frau, die Kostümbildnerin Mona Ulrich. Er freut sich, das kann Kay Voges bei dieser ersten Begegnung nachdrücklich vermitteln, auf das Miteinander mit den Beschäftigten des Schauspiels und auf das des Schauspiels mit der Kölner Gesellschaft. Die muss nur noch vorbeischauen.