Köln – Die beiden größten Veranstaltungen der kölschen Karnevalsgesellschaften an diesem Wochenende fanden auf der Schäl Sick statt. Dort feierten die Blauen Funken Open-Air am Tanzbrunnen und die Kölner-Narrenzunft lud in die edel zu einem Restaurant und einer Eventlocation umgebauten Räume des früheren Deutz-Kalker-Bad, das nun vornehm KWB (Kaiser-Wilhelm-Bad) im Hotel Stadtpalais heißt.
Blaue Funken feiern am Tanzbrunnen in Deutz
Endlich wieder mal in Uniform – sichtlich genossen das die Mitglieder der Blauen Funken, deren Korps und Spielmannszug mit mehr als 140 Männern und einer Frau – Tanzmariechen Marie Steffens – in großer Runde durch das Tanzbrunnengelände hin zur Bühne gezogen waren.
„Einige sind nach der langen Corona-Pause wohl noch ein bisschen aus der Übung“, sagte Präsident Björn Griesemann und lachte. Eigentlich hätte an dem Abend die „Blu White“-Party im Bootshaus, unter Normalbedingungen einem der angesagtesten deutschen Clubs, auf dem Programm gestanden. Als Ersatz für diese Tanzveranstaltung hatten die Funken recht kurzfristig zum Motto „Blau-wieße Fastelovendsluft“ eine richtige Sitzung organisiert – am Tanzbrunnen.
Griesemann: „Es ist schön, dass wir unter den gegebenen Bedingungen so schnell reagieren konnten, um eine schöne und sichere Veranstaltung anbieten zu können.“ Bernd Stelter gratulierte den Funken zu der „kreativen Idee“ und sagte in Richtung Publikum: „Schön, dass ihr alle hergekommen seid.“ Die rund 600 zumeist kostümierten Besucher, bei denen angesichts des kühlen und windigen Wetters vor allem Plüschkostüme wie Tiger, Froschkönig oder Häschen dominierten, hatten sichtlich Spaß an dem Programm – auch wenn sie auf den gewohnten Mariechentanz verzichten mussten.
Tanzoffizier Dennis Sander, der erst im Sommer 2020 bei einem Korpsappell in einem Autokino vorgestellt wurde, musste nach gerade einmal zwei Auftritten seine Karriere als Tänzer schon wieder beenden. Sander leidet unter Long-Covid, und sein Arzt hat ihm absolutes Sportverbot erteilt. Nach der Session wollen die Funken intensiv die Suche nach einem neuen Tanzoffizier aufnehmen.
Kölner Narren-Zunft: Häufig zum Schwimmen hier
„Ich bin in Deutz aufgewachsen und war als Kind hier häufig zum Schwimmen. Auch von dem in der Ecke noch aufgebauten Drei-Meter-Brett bin ich gesprungen“, verriet Thomas Brauckmann, Bannerhär und Präsident der Kölner Narren-Zunft. Nun saß er in dem zum Restaurant umgebauten Ex-Hallenbad.
Bei einem „Herrenabend“, für den Hoteldirektor Rainer Siewert und sein Team zwischen den Ehrungen und Auftritten ein rheinisches Buffet vorbereitet hatten – Sauerbraten, Grünkohl mit Mettwurst, Zanderfilet –, plauderte, lachte und schunkelte weitgehend die Fastelovendsprominenz: Präsidenten befreundeter KGs, ehemalige Tollitäten und ein Ex-Prinz aus Düsseldorf.
Kölner Bäckermeister jetzt auch Zunftmeister
Von ihnen allen gab es viel Applaus für einen Handwerksmeister, der von Brauckmann und Henning Hülbach (Chef des Großen Rats) zum neuen Zunftmeister ernannt wurde. „Für einen Bäckermeister passt so ein Titel gut“, sagte Peter Schmitz, Mitinhaber der Bäckerei-Kette Schmitz & Nittenwilm, die im linksrheinischen Köln 37 Filialen betreibt. „Bislang war ich bei den Fidelen Burggrafen – aber jetzt hat mein Vater der Zweit-KG zugestimmt. Der zählt ja seit zwölf Jahren zur Narren-Zunft.“
Zudem erhielt die KG den Titel „Traditionsgesellschaft“. Brauckmann: „Dafür hatte ich mich schon 2004 und 2009 beworben. Im dritten Anlauf und bei einem dritten FK-Präsidenten hat es geklappt.“