AboAbonnieren

Entführte Kölner Therapeutin„Von diesem Gespräch hing ihr Leben ab“ – Richter will dramatische Aufnahme abspielen

Lesezeit 2 Minuten
Die Angeklagten, dazwischen ihre Verteidiger, verstecken sich beim Prozessauftakt hinter einer Jacke und einer Mappe vor den Pressefotografen.

Die Angeklagten, dazwischen ihre Verteidiger, verstecken sich beim Prozessauftakt hinter einer Jacke und einer Mappe vor den Pressefotografen.

Einer der Angeklagten hatte das Gespräch in der Tatnacht heimlich aufgezeichnet.

Der seit zweieinhalb Monaten laufende Strafprozess am Landgericht um eine entführte Kölner Psychotherapeutin befindet sich auf der Zielgeraden. Zwei Männern, einem Liebespaar, drohen hohe Haftstrafen. Das eigentlich für kommende Woche geplante Urteil musste der Vorsitzende Richter Thomas Stollenwerk jedoch verschieben, da noch der psychiatrische Gutachter aussagen muss.

Köln: Schwester des Angeklagten soll aussagen

Das Gutachten soll Aufschluss über den Geisteszustand der Angeklagten während der Tat und über die Gefährlichkeit des Mannes in der Zukunft geben. Sollte sich etwa eine verminderte Schuldfähigkeit ergeben, könnte die zu erwartende Haftstrafe geringer ausfallen. „Hier geht es um sehr viel“, sagte die Verteidigerin und monierte, dass der Sachverständige beim aktuellen Verhandlungstag fehlte.

In einer letzten Zeugenvernehmung vor Gericht soll am Donnerstag noch die Schwester eines der Angeklagten aussagen und zu dessen Werdegang und Charakter berichten. An einem Folgetermin soll dann der psychiatrische Sachverständige sein Gutachten mit allen Eindrücken aus der Hauptverhandlung erstatten. Das Opfer kündigte an, an dem Termin unbedingt dabei sein zu wollen.

Kölner Psychotherapeutin betäubt und entführt

Die Angeklagten hatten bereits zum Prozessbeginn zugegeben, die Psychotherapeutin im vergangenen Oktober in ihrer Praxis angegriffen, betäubt und in eine enge Kiste gesteckt zu haben. Darin transportierten die Männer ihr Opfer in eine Wohnung in Niehl. Dort sperrten die Täter die Frau in ein mit Malervlies abgeklebtes Badezimmer ein, legten ihr laut Anklage noch eine Windel an.

Als Initiator des Verbrechens gilt der 40-jährige Angeklagte, ein studierter Jurist und ehemaliger Patient der Therapeutin. Dieser soll mit der Behandlung nicht zufrieden gewesen sein und habe daher einen Racheplan geschmiedet. Geholfen hat ihm sein 55-jähriger Lebensgefährte, früher Leiter eines Pflegeheims. Er sei blind vor Liebe gewesen, hatte der Angeklagte vor Gericht erzählt.

Köln: Täter zeichnete Gespräch aus der Tatnacht auf

Zu Beginn des Verhandlungstages am Montag überreichte Richter Stollenwerk dem älteren Angeklagten einen zunächst sichergestellten Brief des Komplizen, dessen Inhalt kontrolliert worden war. Die in Untersuchungshaft sitzenden Männer lassen sich immer wieder private Nachrichten zukommen und hatten im Gerichtsaal bereits bekräftigt, trotz allem einander heiraten zu wollen.

Dass die Psychotherapeutin freigelassen wurde, führt sie selbst auf ein intensives Gespräch mit ihrem früheren Patienten in der Tatnacht zurück. „Vom Inhalt dieses Gesprächs hing ihr Leben ab“, hatte die Opfer-Anwältin erklärt. Damit diese „vulnerable Situation“, die der Täter teilweise aufgezeichnet hatte, nicht für alle offenbart würde, hatte die Anwältin für die Einführung der Aufnahme in den Prozess den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt.