Die Lebensläufe der Angeklagten waren Thema beim aktuellen Verhandlungstag im Landgericht.
Gericht thematisiert LebensläufeJurist und Heimleiter entführen Kölner Psychotherapeutin
Wer sind die beiden Männer, die vergangenen Dezember eine Psychotherapeutin in ihrer Praxis überwältigt, betäubt und schließlich in eine Niehler Wohnung entführt haben? Beim laufenden Prozess am Landgericht thematisierte der Vorsitzende Richter Thomas Stollenwerk am Dienstag die Lebensläufe der Angeklagten – einem studierten Juristen und ehemaligen Leiter eines Pflegeheims.
Köln: Jurist und Pflegeheimleiter auf der Anklagebank
Auf Drängen seiner Familie, so sagte es der 40-jährige Beschuldigte, hatte er in seinem Heimatland Jura studiert, danach im niederländischen Utrecht noch einen Masterabschluss gemacht. An der Universität zu Köln wollte der Mann ab 2013 seinen Doktortitel machen, wechselte fünf Jahre später Doktorand zu einer Hochschule in Luxemburg. Dort überwarf er sich schließlich mit seinem Doktorvater.
Der 55-jährige Komplize ist gelernter Krankenpfleger, arbeitete auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Nach einer Weiterbildung im Bereich Pflegemanagement übernahm er die Leitung eines Pflegeheimes mit 90 Mitarbeitern. In der Coronazeit habe er die Lust an der Pflege verloren, „ich fand das so unmenschlich, wie die alten Menschen da eingesperrt waren“, so der Angeklagte.
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Kölner Angeklagte wollen immer noch heiraten
Die beiden Angeklagten hatten sich in Köln kennengelernt, wurden ein Liebespaar. Der 55-Jährige, der bereits dreifacher Großvater ist, hatte vor Gericht angegeben, von seinem Partner manipuliert worden zu sein. Heiraten wolle er den Mann aber immer noch, man schickt sich regelmäßig Briefe in die Zelle. „Da haben sich zwei verletzte Jungs getroffen, ich stehe zu ihm und er zu mir“, sagte er.
Der Plan, die Therapeutin zu entführen, war nach den Angaben der Angeklagten vom jüngeren Beschuldigten ausgegangen. Der war früherer Patient und fühlte sich falsch behandelt. „Man hörte nur, die sei korrupt und manipulativ, die hätte ihn betrogen und andere Patienten auch“, hatte der 55-jährige Angeklagte berichtet. Er habe das geglaubt und sich daher an dem Tatgeschehen beteiligt.
Kölner Therapeutin hatte Angst vor HIV-Ansteckung
Beim Kampfgeschehen in der Praxis hatte die Therapeutin dem Pfleger in den Finger gebissen – und später Angst, sich mit HIV angesteckt zu haben. Im Gericht hatte sich der Mann echauffiert, dass dies unreflektiert in Berichten auftauchte. Das sei stigmatisierend für Betroffene. Er nehme schließlich Medikamente, sei nicht ansteckend. „Das wusste das Opfer aber nicht“, konterte die Staatsanwältin.
Die Angeklagten hatten ihr Opfer in eine enge Kiste gesteckt, sie so in die Wohnung des 55-Jährigen geschafft. Im Laufe der Tatnacht hatte die Therapeutin es geschafft, das Vertrauen ihres Patienten zurückzugewinnen. Nach der Unterzeichnung eines Schuldeingeständnisses und der Zusicherung zur Zahlung von 1,5 Millionen Euro Schadenersatz durfte sie gehen. Die Frau rief danach die Polizei.