Der Täter war ein PatientKölner Therapeutin über ihren Entführer: „Er ist ein Psychopath“

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Die Angeklagten, dazwischen ihre Verteidiger, verstecken sich beim Prozessauftakt hinter einer Jacke und einer Mappe vor den Pressefotografen.

Die Angeklagten, dazwischen ihre Verteidiger, verstecken sich beim Prozessauftakt hinter einer Jacke und einer Mappe vor den Fotografen.

Das Tatgeschehen ist weitgehend unstrittig, beim Prozess geht es nun um die Persönlichkeit der Angeklagten.

Sie wurde in ihrer Praxis angegriffen, betäubt, in eine enge Metallkiste gesteckt, schließlich in eine Niehler Wohnung entführt. Tapfer hatte die geschädigte Psychotherapeutin beim laufenden Prozess am Landgericht bereits ihr Martyrium geschildert. Beim Verhandlungstag am Donnerstag sprach sie dann aus, wie sie einen der Täter, einen ehemaligen Patienten, einschätze. Er sei ein Psychopath.

Köln: Therapeutin schilderte Obsession des Patienten

Während der eigentliche Tatablauf von den Angeklagten weitgehend eingeräumt wurde und damit unstrittig ist, nimmt die Bewertung des Geisteszustandes und damit verbundenen auch der Gefährlichkeit der Beschuldigten nun einen noch größeren Raum in dem Verfahren ein. Zum Charakter ihres Patienten konnte das Opfer im Zeugenstand naturgemäß eine Menge beitragen.

Die Therapeutin hatte berichtet, dass ihr Patient eine Obsession ihr gegenüber entwickelt habe und die Stimmung irgendwann gekippt sei. Nach längerer Kontaktpause habe der 40-Jährige sich im Juli 2022 noch einmal gemeldet. „Er war verbal hochaggressiv, hat mich beschimpft“, hatte die Zeugin berichtet. Sie habe ihn zum Drogenkonsum gebracht, sei einer der Vorwürfe des Patienten gewesen.

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Kölner Patient: „Wollen Sie sich nicht entschuldigen?“

Nach einer weiteren Auseinandersetzung habe sie den Patienten dann gebeten zu gehen. „Wollen Sie sich nicht entschuldigen?“, habe der gefragt. Die Antwort der Therapeutin: „Nein, es gibt nichts zu entschuldigen.“ Der Patient habe danach noch Unterlagen gefordert, die seien aber wegen einer falschen Adressübermittlung per Post zurückgekommen. Der Kontakt sei dann wieder abgebrochen.

Ein Jahr hatte sich der Patient nicht gemeldet, bis es zur Entführung kam. Die Psychotherapeutin wurde in der Täterwohnung eingeschüchtert, musste ein Schuldeingeständnis für eine angeblich missglückte Therapie unterschreiben und die Zahlung von 1,5 Millionen Euro „Schmerzensgeld“ zusagen. Danach ließ der Mann sein Opfer laufen, die Frau rief die Polizei. Es kam zur Festnahme.

Kölner Lebensgefährte als Mittäter angeklagt

Als Mittäter sitzt der aktuelle Lebensgefährte des Juristen auf der Anklagebank. Beide Beschuldigte wollen heiraten, schicken sich aus ihren Zellen heraus Liebesbriefe und werfen sich im Gerichtssaal immer wieder Blicke zu. Beim Prozessauftakt hatte der dreifache Vater und dreifache Großvater – „zwei weitere Enkel sind unterwegs“ – erklärt, seinem Partner hörig gewesen zu sein.

Der 55-Jährige ist Krankenpfleger, konnte dem Entführungsopfer daher einen Venenzugang legen. Laut Anklage sollen der Frau darüber Drogen eingeflößt worden sein. Von deren Freilassung durch seinen Partner sei er überrascht worden, sagte der Pfleger. Er sei davon ausgegangen, dass man das Opfer wieder aus der Wohnung schaffe und irgendwo absetzen würde. Der Prozess wird fortgesetzt.

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