Parks sind die grüne Lunge der Großstadt. Wer Ruhe und Natur sucht, muss nicht unbedingt raus aufs Land.
Auch mitten in Köln gibt es viele grüne Oasen. Sie laden ein zum Entspannen und Aktivsein, zum Verweilen und Flanieren, sind Orte des Alleinseins oder der Begegnung.
In unserer Serie stellen wir Kölner Parks vor – ihre Geschichte, ihre Besonderheiten und geben Tipps, was es dort zu erleben gibt.
Köln – Nirgendwo sonst in der Stadt empfindet Katrin Schäfer dieses gleichzeitige Gefühl von Freiheit, Weite und Urbanität wie an diesem Ort. Mitten in der Stadt und gleichzeitig in der Natur – das verkörpert für sie der Innere Grüngürtel. „Ich liebe es, wenn ich sonntagmorgens von der Subbelrather Straße auf die Wiese gehe, die Domspitzen sehe und dann noch die Glocken läuten“, schwärmt die 53-Jährige.
Sie ist täglich mit ihren beiden Hunden im Grüngürtel unterwegs – „mindestens ein Mal am Tag“. Eigentlich kommt Schäfer aus dem Südharz und ist den Blick ins Grüne gewohnt. Seit 2007 lebt sie – „der Liebe wegen“ – in Ehrenfeld, und seitdem ist der Grüngürtel fester Teil ihres Alltags. „Mein Sohn hat im Grüngürtel seine ersten Schritte gemacht, hier ist er zum ersten Mal durch Schnee gestapft, hier können sich die Hunde austoben.“ Der Grüngürtel biete allen etwas – Familien, Sportlichen, Erholungssuchenden, Hundebesitzern, und die Partyszene treffe sich am Aachener Weiher.
Am liebsten geht Katrin Schäfer „einmal quer mittendurch“, über die weiten Wiesenflächen. Die Hundeleinen baumeln um ihre Schultern, immer wieder holt sie mit der Ballschleuder aus, und blitzschnell rasen Honey und Marillo dem Ball hinterher. „Im Sommer gehen wir am liebsten morgens, wenn das Gras noch feucht und kühl ist.“ Konflikte mit Spaziergängern, Picknickenden oder Joggern habe sie mit den beiden Hunden, die an Cockerspaniel erinnern, aber sogenannte Cavalier King Charles Spaniel sind, keine.
„Ich nehme aber auch immer ihre Hinterlassenschaften mit“, sagt Katrin Schäfer und zeigt wie zum Beweis ein Bündel Tütchen zum Einsammeln, das sie dabei hat. Sie habe eher die Erfahrung gemacht, „dass die Hunde den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern“.
Ein grüner Gürtel zieht sich durch die Stadt
Einen passenderen Namen könnte es nicht geben: Wie ein grüner Gürtel zieht sich die Parkanlage vom Rheinufer in Riehl ringförmig bis zur Luxemburger Straße. Mit einer Länge von sieben Kilometern, einer Breite von etwa 200 Metern und einer Gesamtfläche von 120 Hektar ist der Innere Grüngürtel die größte innerstädtische Parkanlage in Köln.
Streng genommen ist er kein zusammenhängender Park, sondern besteht aus vielen Wiesen- und Parkflächen. Denn das grüne Band wird von Ausfallstraßen wie der Aachener Straße oder der Venloer Straße zerschnitten. Flankiert wird der Grüngürtel auf der einen Seite von Bahnschienen und auf der anderen Seite von der viel befahrenen Inneren Kanalstraße. Und trotzdem bieten die Grünflächen des Gürtels Ruhe und Erholung.
Von Festungsanlagen zu Grünanlagen
Der Innere Grüngürtel ist ein Überbleibsel der ehemaligen Stadtbefestigung: Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sah der Versailler Vertrag vor, sämtliche Festungsanlagen abzureißen. Der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer erreichte, dass eine Reihe der Forts erhalten blieben – beispielweise das Fort X in Nippes – und nach Plänen von Fritz Schumacher zwischen 1922 und 1924 umgestaltet werden konnten. Für die Ausgestaltung der Grünflächen war Gartendirektor Fritz Encke zuständig.
Auch der Zweite Weltkrieg hat im Grüngürtel seine Spuren hinterlassen: Schutt und Trümmer der zerstörten Stadt wurden unter anderem auf die freien Flächen des Grüngürtels geschafft, um die Innenstadt davon zu befreien. Ab 1950 wurden aus den gewaltigen Schuttmassen Landschaften geformt.
Der Herkulesberg ist der größte aufgeschüttete Hügel aus solchen Trümmerteilen, vor allem Backsteinen. Zwischen die Backsteine wurden Bäume gepflanzt, vor allem Ahorn und Hainbuchen. Im Laufe der Jahrzehnte entstand so ein Wald. Auch neben dem Aachener Weiher wurde ein solcher Trümmerhügel aufgeschüttet. Heute befindet sich dort der hügelige Hiroshima-Nagasaki-Park.
Colonius
Ein Wahrzeichen Kölns thront hoch oben über dem Grüngürtel: Der Fernsehturm Colonius ist mit 266 Metern das höchste Gebäude der Stadt. Er wurde 1981 eröffnet und versorgt seit 40 Jahren Köln und das Umland mit Rundfunkprogrammen. Seit 1998 ist die Aussichtsplattform in 170 Metern Höhe geschlossen, das Restaurant eine Etage tiefer bereits seit 1994.
Es ist ungewiss, wie es mit dem Colonius weitergeht. Eine Sanierung wäre teuer, zudem erschweren hohe Brandschutzauflagen eine Wiedereröffnung.
Herkulesberg
Vom Mediapark aus führt eine Fußgängerbrücke über die Bahnschienen hinauf zum Herkulesberg, auch Mont Klamott genannt. Er überragt seine Umgebung um 25 Meter und bietet eine tolle Aussicht – inklusive Domblick.
Aachener Weiher
Ganz in der Nähe der Universität liegt der vier Hektar große Aachener Weiher, der Anfang der 1920er Jahre angelegt wurde. Vor allem in den Sommermonaten sind die angrenzenden Wiesen beliebter Treffpunkt zum Picknicken, Grillen und Feiern.
Spielplätze
Familien mit Kindern haben die Qual der Wahl: Es gibt etliche Spielplätze im Grüngürtel. Seit diesem Sommer ist auch endlich der neue Wasserspielplatz nahe der Venloer Straße in Betrieb. Per Knopfdruck können Kinder wasserspeiende Tiere, Düsen und Fontänen aktivieren. Das Wasser läuft von April bis Oktober täglich von 9 bis 19 Uhr.
Sport
Auch für Sportler ist viel geboten. Nicht nur zum Joggen, Spazieren, Nordic Walken oder Radfahren eignen sich die kilometerlangen Wege. Besonders im Bereich zwischen Venloer und Vogelsanger Straße finden Aktive zum Beispiel ein Basketballfeld, Slackline-Pfosten und einen Fitness-Parcours mit Trampolin und Stationen für Kraftübungen.
Gastronomie
Vor dem italienischen Kulturinstitut an der Universitätsstraße 81 steht montags bis freitags von 7 bis 14 Uhr das Caféccino-Mobil.
Der Biergarten am Aachener Weiher hat täglich von 11 bis 0 Uhr geöffnet. Auf der Speisekarte stehen etwa Pommes, Schnitzel, Reibekuchen und Salate sowie Kuchen, Eis und Getränke.
Lage
Gute Ausgangspunkte, um den Inneren Grüngürtel (oder Teile von ihm) zu durchwandern, bieten zum Beispiel die KVB-Haltestellen Lohsestraße, Universitätsstraße oder Hans-Böckler-Platz.