Umbau hat begonnenKölnisches Stadtmuseum im Modehaus
Köln – „Im Vergleich zum Zeughaus ist das der Louvre“, sagte Mario Kramp, Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, als er am Montag zusammen mit den Kuratoren Stefan Lewejohann und Sascha Pries durch das ehemalige Modehaus Sauer an der Minoritenstraße führte. Das Gebäude wird zurzeit zum neuen Domizil des Museums hergerichtet. Mit der Erwähnung des Pariser Museums zielte Kramp auf die Qualität der Räume, die barrierefrei zugänglich sein werden. Mit Blick auf die Größe relativierte er seinen Vergleich und sprach vom „kleinen Louvre“. Konnte sich die Dauerausstellung früher auf 2000 Quadratmetern in zwei Geschossen ausbreiten, stehen am neuen Standort nur 750 Quadratmeter zur Verfügung. Sie verteilen sich auf das Foyer und vier Ausstellungsflächen – fünf Ebenen, die gegeneinander um eine halbe Geschosshöhe versetzt und über eine zentrale Rundtreppe und Aufzüge erreichbar sind. Wegen des geringeren Platzes können nur rund 500 Exponate präsentiert werden. Angesicht von 2000 Jahren Stadtgeschichte sei das „ein Klacks“, sagte Kramp.
Spiel mit den Gegebenheiten
Läuft alles nach Plan, wird die Eigentümerin, die Deutsche Rückversicherung AG, die Immobilie voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst der Stadt Köln übergeben. Bis dahin ist noch viel zu tun. Überall hängen Kabel aus der Decke, an der einst unterschiedliche Leuchtkörper prunkten, die nicht zur geplanten einheitlichen, zurückgenommenen Beleuchtung passten. Das Geländer der Treppe, das aus Sicherheitsgründen erhöht wird, ist noch eine provisorische Holzkonstruktion. Und der Estrich, den einmal Naturkautschukboden bedecken soll, ist in den Rohzustand zurückversetzt; früher lagen Marmor und Teppichboden darauf. Geblieben sind Holzkojen, in denen einmal Textilien auf Regalen lagen und die in Zukunft den Rahmen für Ausstellungsstücke bilden. Auch sonst ist das Konzept geprägt von einem Spiel mit den Gegebenheiten des ehemaligen Modehauses, mit seiner Architektur und Teilen seiner Innenausstattung. Erbaut wurde es 1986 nach einem Entwurf des Architekten Ulrich Coersmeier. Bis zur Geschäftsaufgabe im Jahr 2016 wurde hier hochpreisige Damen- und Herrenmode verkauft.
Im Parterre entstehen das Foyer und ein „Open Space“: eine Fläche, die der Stadtgesellschaft als offenes Forum dient. Dafür will das Museum zusammen mit externen Partnern, etwa Vereinen, Firmen und Ämtern, Ausstellungen zu aktuellen Themen erarbeiten. Der Bereich kann für Veranstaltungen bestuhlt werden. Im einem Anbau findet die Museumspädagogik ihren Platz. Eine Ebene höher wird der zentrale Auftaktraum geschaffen, in dem mit herausragenden Objekten, darunter das große Stadtmodell und der Verbundbrief, chronologisch die wichtigsten Stationen der Stadtgeschichte vor Augen geführt werden. Dank der komprimierten Darstellung können sich Kurzbesucher hier rasch einen Überblick über die Epochen und Entwicklungen verschaffen.
Dauerausstellung evakuiert
Für die übrigen Etagen sieht das Konzept kein chronologisches Ordnungsprinzip vor, sondern die Orientierung an Gefühlen und Stimmungen; dies lädt dazu ein, Parallelen zwischen unterschiedlichen Zeiten zu ziehen. Zum Beispiel soll es um die Frage gehen, was den Kölnern Angst gemacht hat und macht, ob im Mittelalter, als die Pest grassierte, während des 30-jährigen Kriegs, unter der Nazi-Diktatur und in Corona-Zeiten. Ereignisse werden so auf neuartige Weise nebeneinandergestellt und miteinander verbunden.
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Wegen eines Wasserschadens wurde das Zeughaus 2017 evakuiert und die Dauerausstellung abgebaut. Seitdem konnten nur die Sonderausstellungsflächen in der benachbarten Alten Wache genutzt werden. Eine Wiedereröffnung der Dauerausstellung am alten Standort kam wegen des desolaten Zustands des Gebäudes nicht in Frage. Ende dieses Jahrzehnts wird das Museum seine endgültige Heimat in der Historischen Mitte am Roncalliplatz finden. Bis es soweit ist, dient das ehemalige Modehaus als Interims-Stätte. Die Eröffnung ist für das zweite Quartal 2022 geplant.