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CoronaGastro, Handel und Kultur in Köln wollen öffnen – Nicht alle starten direkt

Lesezeit 6 Minuten
Außengastro

Voraussichtlich ab Montag darf die Außengastro wieder öffnen.

  1. Sofern der Inzidenzwert in Köln bis Samstag unter 100 bleibt, darf die Außengastronomie ab Montag wieder öffnen.
  2. Auch Veranstaltungen mit bis zu 500 negativ getesteten Personen dürfen stattfinden und der Einzelhandel darf ohne Terminbuchung und ohne Testpflicht öffnen.

Köln – Es werden Tische gerückt, Blumen hergerichtet und Speisekarten gedruckt: Die Kölner Gastronomen bereiten sich bei stark fallenden Inzidenzwerten auf die Öffnung am kommenden Montag vor – auch wenn einige etwas zeitversetzt starten werden, um mehr Vorbereitungszeit zu haben.

Im Restaurant Acht auf der Spichernstraße ist die Terrasse bereit. Ab Dienstagabend werden hier wieder Gäste willkommen geheißen. „Es sind schon jede Menge Reservierungen eingegangen“, sagt Restaurantleiterin Annette Schwarz. „Die Leute freuen sich sehr. Und wir uns auch nach sieben Monaten Schließung.“ Die Terrasse hat 65 Plätze, um die Abstandsregeln einzuhalten, werden die Tische in zwei Schichten für jeweils 20 bis 25 Personen vergeben.

Im Hallmackenreuther am Brüsseler Platz möchte man erst noch einmal abwarten, wie sich die Inzidenzzahl weiter entwickelt und ob nicht doch noch eine böse Überraschung kommt. „Wir werden spontan reagieren“, hieß es.

Das Heising & Adelmann in der Friesenstraße öffnet am Mittwoch seinen Sommergarten-Innenhof, die Terrasse des Ablegers H&A Tagesbar öffnet bereits am Montag um 12 Uhr.

Herbrand's in Köln mit eigenem Schnelltestzentrum

Das Herbrand’s in Ehrenfeld steigt am Dienstag ein. Praktisch: In der Eventhalle gibt es ein Schnelltestzentrum und für die Gäste, die auf das Ergebnis warten, wurde eine Safe Zone eingerichtet. Eine Mundschutzpflicht gibt es beim Einlass und vor den Toiletten. „Wir freuen uns sehr auf unsere Gäste und auf einen schönen Sommer“, sagt Geschäftsführer Metin Izman.

Alexander Manek, Chef vom Haus Unkelbach an der Luxemburger Straße, erzählt, dass bei ihm das Telefon nicht stillsteht, weil alle wissen wollen, wann er öffnet. Er sagt: „Super, dass es wieder losgeht, aber wir machen das ganz in Ruhe und nicht ruck-zuck.“ Er will seinen Biergarten mit 200 Plätzen erst am 10. Juni öffnen. Erstens sei das Wetter zu unbeständig und außerdem müsse der Betrieb erst einmal hochgefahren werden. „Dazu brauchen wir vier bis fünf Tage.“ Es gebe einige Lieferengpässe, weil jetzt alle starten. „Wir warten noch immer auf ein Extra-Kühlhaus für den Biergarten.“

Außerdem seien viele organisatorische Fragen noch nicht geklärt. Manek ist zuversichtlich, dass er am 10. Juni auch gleich den Innenbereich mit öffnen kann, weil die Inzidenz dann unter 50 liegen könnte. „Draußen brauchen die Gäste keinen Test, drinnen aber doch. Was ist bei einem Platzregen und alle gehen rein?“ Das möchte er noch in aller Ruhe klären. „Auf die sieben Tage kommt es nach sieben Monaten auch nicht mehr an.“

Auch Kölner Händler hoffen auf schnelle Öffnung

„Wir können es gar nicht glauben, dass es wieder losgeht. Das ist toll.“ Bettina Spielmann ist Inhaberin des Modegeschäfts Cologne Couture auf der Dürener Straße und freut sich, dass ab nächsten Montag fast wieder Normalbetrieb herrscht und Kunden ohne Termin und Test in die Geschäfte kommen können. Sie ist unter anderem auf Second Hand-Ware hochwertiger Marken spezialisiert. „Und da muss man Stöbern und Anprobieren. Das sind Einzelteile und so etwas kann man nicht im Internet bestellen.“

Man sollte auch die soziale Komponente des Einzelhandels in einem Veedel wie Lindenthal nicht unterschätzen. „Die Leute wollen einfach gerne auf ihrer Dürener Straße bummeln gehen und plaudern.“ Sie hofft, dass die Werte in Köln stabil bleiben und nicht doch wieder geschlossen werden muss. „Maske und Abstand ist aber kein Problem, da sind wir ja trainiert.“

Fahrradhändler Ralf Portz von Portz am Ring ist ebenfalls erleichtert, dass Kunden nun ab Montag einfach wieder in seinen Laden kommen können.

Portz am Ring (1)

Ralf Portz, der Inhaber des Fahrradgeschäftes Portz am Ring, in seiner Werkstatt.

Viele seien wegen der Testpflicht weggeblieben oder seien ins Internet abgewandert. „Nun kann wieder der Verkauf über die Theke laufen, wenn die Leute einfach nur ein Fahrradschloss haben wollen. Und die Kunden können sich die Fahrräder in Ruhe ansehen.“ Am Montag erwartet er viel Kundschaft.

Sorge um Läden auf der Ehrenstraße in Köln

Mila Musil führt zwei „Look Conzept Stores“ mit ausgewählten Geschenkartikeln in der Pfeilstraße/Ehrenstraße und in der Brüsseler Straße. „Wenn einfach wieder Kunden in den Laden kommen, ist das wie ein Feiertag für mich“, freut sie sich. „Darauf habe ich hingefiebert.“ Sie hatte während des Lockdowns Abholservice und Terminshopping angeboten, aber das sei natürlich nicht wirklich ein Ersatz gewesen. Und es sei auch nicht jedermanns Sache, so zu planen, dass man morgens einen Test macht, um dann den Einkaufsbummel durchzuziehen.

Heder Musil

Mila Musil in ihrem zweiten Look Conzept Store im ehemaligen Traumstern

Was ihr Sorgen macht, sind allerdings die Filialen der großen Ketten auf der Ehrenstraße, die die gesamte Zeit komplett geschlossen hatten. „Da muss man sehen, wie viele am Ende noch übrig bleiben.“

Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbands Aachen-Düren-Köln sagt: „Die Regelung ab Montag stellt eine große Entspannung für den Handel dar.“ Kunden müssten nun nicht mehr den Einkauf planen, sondern sie könnten wieder Bummeln. „Es ist gut, wenn der Staat den Menschen ihre Freiheit wieder zurückgibt.“ Etwas schwierig würde es wohl für Händler, die während der langen Zeit weder Abholfenster hatten noch Terminshopping angeboten haben. „Die müssen die Kunden erst einmal wieder zurückgewinnen.“ Die meisten Händler hätten den Kontakt zu den Kunden aber gut aufrecht erhalten.

Hamel mahnt, die Testkapazitäten jetzt nicht herunterzufahren. Es seien ja vor allem Jüngere und damit Ungeimpfte, die die Geschäfte in der City und auch die Gastronomie nun wieder besuchen. Mit einem großen Ansturm in der Innenstadt rechnet er aber erst am Wochenende nach der Öffnung.

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Kölner Kino-Chef rechnet mit späterem Start

Christian Schmalz hat mit so einer raschen Öffnungsperspektive für die Kultur nicht gerechnet. Der Leiter des „Weisshaus Kino“ in Sülz und des „Off Broadway“ an der Zülpicher Straße freut sich, hat aber Respekt vor der Umsetzung der Hygieneauflagen: „Ich habe heute morgen versucht die Landesverordnung zu lesen und habe zwei Stunden gebraucht, es ist wirklich kompliziert.“

Christian Schmalz

Christian Schmalz vor dem Weisshauskino

Was hieße denn beispielsweise „Sitzordnung nach Schachbrettmuster“ genau? „Bedeutet das etwa, dass zwei verheiratete Personen nicht nebeneinander sitzen dürfen?“ Zudem müsse die Stadt Köln noch ihre Zustimmung geben. In der Vergangenheit hätte die Stadt strengere (Hygiene-)Regeln verordnet als das Land. Eine Öffnung am kommenden Montag jedenfalls schließt er aus.

Schmalz vermutet, dass ein durchgehendes, tägliches Programm erst ab dem 1. Juli möglich ist, vorausgesetzt die Inzidenz halte sich stabil: Vorher seien einzelne Filmvorführungen möglich. „Von Oscargewinnern zu Klassikern der Filmkunst wird es ein hochinteressantes Programm geben. Ich würde da ins Kino gehen, wenn ich könnte“, sagt Schmalz.

„Hochsommer ist keine Theaterzeit“

Christos Nicopoulos, Theaterleiter des Horizont Theater am Thürmchenswall, will unbedingt bald die Bühne frei machen, der Start sei übernächstes Wochenende realistisch. „Das ist für unsere Schauspielerinnen und Schauspieler sehr wichtig. Die sind wie Rennpferde im Stall, die wieder rennen müssen. Außerdem wollen wir für unser Publikum wieder Präsenz zeigen“. Ein vollständiger Betrieb ist aber erst für September geplant. Hochsommer sei keine Theaterzeit. „Da wollen die Leute nicht in einen Keller, sondern in die Außenbereiche“. Außerdem stellten sich ihm noch einige Fragen: „Wir haben viel Kindertheater, etwa 50 Prozent. Wie gilt die Testpflicht hier?“

Insgesamt seien die vergangenen Monate „eine Katastrophe gewesen“, die „freiberuflichen Schauspieler hätten sich umgeschaut nach anderen Jobs“ und er habe drei Spielpläne weggeschmissen. „Das tat weh.“ Nun ginge es darum, erst einmal wieder in Gang zu kommen, auch wenn Sitzen auf Abstand bei 99 Plätzen eine Auslastung von nur einem Drittel bedeuten würde – wirtschaftlich kaum lohnenswert.