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205 Bußgeldverfahren in vier TagenViele tragen in Kölner Bahnen keine Maske

Lesezeit 4 Minuten
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Seit dem 27. April müssen auch in Bussen und Bahnen in NRW Masken getragen werden.

  1. Seit dem 27. April 2020 müssen in Bussen und Bahnen in NRW Masken getragen werden.
  2. Wer sich nicht daran hält, muss 150 Euro Strafe zahlen.
  3. Das schreckt offenbar nicht ausreichend ab, wie die Bilanz der KVB in Köln zeigt.

Köln – Ein Nachmittag dieser Woche in der RB 25 Richtung Köln: Die Bahn ist voll, viele Jugendliche, dazu Rentner, Pendler, Urlaubsrückkehrer. Fünf Schüler unterhalten sich an einem Sechsersitz, ihre Masken baumeln unterm Kinn. Vor ihnen steht ein kräftiger Mann, der den Mund-Nasen-Schutz nur über dem Mund trägt. Eine ältere Frau, die die Maske abgenommen hat und liest, sagt, auf den fehlenden Schutz angesprochen: „Sie haben ja Recht, aber es ist so heiß. Und man bekommt so schlecht Luft.“ „Man kippt fast um, wenn man die immer trägt, in der Schule und überall“, assistiert ihr ein junger Mann, der seinen Stoffschutz schnell wieder über die Nase zieht.

Der Eindruck, dass viele Menschen die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen nicht unbedingt ernstnehmen, dass sich in der Lässigkeit im Umgang mit der Maske womöglich ein Überdruss an den staatlichen Vorschriften zum Infektionsschutz zeigt, deckt sich mit den jüngsten Erfahrungen der Kontrolleure in der Stadt: 205 Bußgeldverfahren leitete das Kölner Ordnungsamt nach Kontrollen an vier Tagen in der vergangenen Woche ein, dazu kamen zwei Strafanzeigen wegen Beleidigung und zwei Ordnungswidrigkeiten wegen falscher Personalangaben.

Keine Maske tragen kostet in NRW 150 Euro

Seit dem 12. August gilt in ganz NRW eine verschärfte und bei Verstößen einheitlich mit 150 Euro Bußgeld geahndete Maskenpflicht in Bussen und Bahnen. Bislang wurden nur Bußgelder erhoben, wenn sich Fahrgäste trotz vorherigen Hinweises weigerten, eine Schutzmaske aufzusetzen. Jede Stadt in NRW ahndete solche Verstöße dann anders: So wurden in Köln 100 Euro für Maskenverweigerer im öffentlichen Nahverkehr fällig, in Aachen lediglich 35, in anderen Städten kein Cent.

Nach Kontrollen an fünf Tagen zwischen Mai und Ende Juni leitete die Stadt Köln 19 Bußgeldverfahren gegen Maskenverweigerer ein. Vergangene Woche wurden bei vier Kontrollen mehr als zehnmal so viele Verstöße geahndet. „Seit die neue Corona-Schutzverordnung des Landes am 12. August in Kraft getreten ist, leitet der Ordnungsdienst sofort ein Bußgeldverfahren ein – auch, wenn die Maske nicht richtig getragen wird, nicht Mund und Nase bedeckt sind“, sagt Stadtsprecher Robert Baumanns.

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Die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr ist ein sensibles Thema: Tatsächlich gibt es Menschen, die einen Mund-Nasen-Schutz wegen Atemwegserkrankungen oder Angststörungen nicht tragen dürfen. Und natürlich ist es für Schüler und Berufsgruppen, die schon den ganzen Tag über eine Maske tragen mussten, anstrengend, das auch auf der Heimfahrt tun zu müssen. Für Menschen, die sich an die Maskenpflicht halten, um sich und andere zu schützen, bedeuten die Maskenmuffel Stress.

Busfahrer in Köln angegriffen

An wenigen Orten des öffentlichen Lebens zeigt sich deutlicher, wie eine Gesellschaft auf die dauerhaften, pandemiebedingten Vorschriften reagiert, wie nah Rücksichtnahme und Egoismus, Angst, Unbedarftheit und Aggressionen beieinander liegen. In Köln ist jüngst ein Busfahrer angegriffen worden, der Kunden auf die Einhaltung der Maskenpflicht hinwies, in mehreren Städten in NRW kam es zu Schlägereien.

Der Virologe Christian Drosten hat neulich gesagt, das Infektionsrisiko in öffentlichen Verkehrsmitteln sei für ihn „schwer zu bewerten“. Je geringer der Luftumsatz sei, desto höher das Infektionsrisiko. Und in einigen Bussen und U-Bahnen sei der Luftstrom ziemlich gering.

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Nach den Erfahrungen der Mitarbeiter der KVB halten sich tagsüber 95 Prozent der Fahrgäste an die Maskenpflicht, nur vereinzelt seien Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs – einige auch, weil sie aus medizinischen Gründen keine Maske tragen dürften, teilt KVB-Sprecher Matthias Pesch mit. Nach den Erfahrungen von vielen Fahrten mit der Regionalbahn 25 dürften dort sehr viele Menschen aus medizinischen Gründen keine Maske tragen – auch zahlreiche Jugendliche, die die Maske aber zur Sicherheit unter dem Kinn tragen.

Die KVB hat beobachtet, dass „die Akzeptanz in den Abendstunden deutlich nachlässt, da liegt die Quote derjenigen, die einen Mund-Nasen-Schutz tragen, auf einigen Linien nur noch bei bis zu 80 Prozent“. Ein Problem sei, dass „manche Fahrgäste ihre Maske nur anziehen, wenn sie sehen, dass unsere Kollegen oder Mitarbeiter des Ordnungsamts Bus oder Bahn betreten – dann haben die Kollegen aber keine Chance, einzugreifen“. Wünschenswert wäre es, wenn mehr Fahrgäste die Maskenmuffel nett ansprächen. Manchmal hilft reden ja doch.