- Angesichts der Flächenknappheit fordern Politiker aus fünf Kölner Ratsfraktionen ein Hochhauskonzept. Bislang darf nicht höher als 22,5 Meter gebaut werden.
- Werden Bauten wie das geplante, womöglich knapp hundert Meter hohe Gebäude am Friesenplatz in wenigen Jahren das Stadtbild prägen?
- Wie könnte das Konzept aussehen? Was spricht dafür, was dagegen? Wir erklären, wo die Debatte aktuell steht.
Köln – Die Zahl der Flächen, auf denen in Köln noch gebaut werden kann, ist äußerst gering. Jedes Jahr entstehen nur wenige neue Wohnungen, und auch Büros sind Mangelware. Diese Ausgangslage sorgt für eine extrem hohe Nachfrage, die in stetig steigenden Preisen gipfelt – das hat sich nach Ansicht von Immobilienexperten auch in der Corona-Pandemie nicht geändert. Um die wenigen vorhandenen Flächen bestmöglich auszunutzen, erlebt das Hochhaus seit einiger Zeit eine Renaissance.
Wurden Wohntürme noch bis vor wenigen Jahren als überkommene und gescheiterte Konzepte aus den 1960er und 1970er Jahren gegeißelt, erleben sie derzeit ein Comeback – auch in Köln. Die fünf großen Fraktionen im Stadtrat – SPD, CDU, Grüne, Linke und FDP – haben die Stadtverwaltung in seltener Einmütigkeit beauftragt, ein Konzept für die Höhenentwicklung zukünftiger Bauvorhaben für den Bereich der „Inneren Stadt“ zu entwickeln. Gemeint sind damit die links- und rechtsrheinischen Stadtteile innerhalb des Äußeren Grüngürtels. „Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen und vor dem Hintergrund eines sparsamen Umgangs mit Grund und Boden ist es notwendig, die bisherigen Regeln für den historischen Kern um ein Konzept für die Höhenentwicklung im Bereich der Inneren Stadt zu ergänzen“, heißt es in dem Ratsantrag.
Kölner Höhenkonzept könnte gelockert werden
Das 2007 vom Stadtrat beschlossene Höhenkonzept, demzufolge Neubauten zwischen dem Rhein und der Inneren Kanalstraße nicht höher als 22,50 Meter sein dürfen, wird damit zwar nicht grundsätzlich infrage gestellt, könnte aber in Zukunft zumindest weniger streng ausgelegt werden. „Ob geänderte Rahmenbedingungen zu einem Veränderungsbedarf führen, wird im weiteren Verfahren diskutiert“, steht dazu im Ratsantrag. Das Höhenkonzept, das den Dom schützen soll, sieht allerdings auch jetzt schon Ausnahmen vor, die durch eine herausragende Architektur oder eine besondere Nutzung überzeugen.
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Wie sehr Investoren auf Hochhäuser setzen, zeigt sich neben dem Colonius-Fernsehturm an der Inneren Kanalstraße. Seit Jahren geht es darum, dort ein oder zwei Hochhäuser zu bebauen, doch bislang kam es zu keiner Einigung. Ein neuer Investor hat inzwischen übernommen, möglicherweise sollen nun Büros statt Wohnungen entstehen. Überlegungen gibt es dem Vernehmen nach auch für ein Nachbargrundstück in Richtung Subbelrather Straße sowie Pläne der Versicherung DEVK in der Nähe des Zoos. Ein weiteres Beispiel findet sich am Friesenplatz. Dort soll ein bis zu 99 Meter hohes Bürohaus entstehen, falls der Stadtrat eine Ausnahme zulässt.
Kölner Stadtrat bewertet das Vorhaben unterschiedlich
Im Stadtrat wird das Vorhaben unterschiedlich bewertet. Niklas Kienitz (CDU) hofft auf eine positive Entwicklung am Friesenplatz, da der jetzige Zustand nicht mehr hinnehmbar sei. „Prüfen könnte man eine Bauhöhe von maximal 67 Metern sicher, aber es gibt Dinge, die dagegen sprechen. Ich denke vor allem an die Ziele des Höhenkonzeptes, mit denen wir die Silhouette des Stadtzentrums schützen wollen“ , sagt Sabine Pakulat (Grüne). Die Kölner Innenstadt dürfe nicht zu einem reinen Büro- und Einzelhandelsstandort werden, sagt Michael Weisenstein (Linke). „Nur wenn wir auch in der Innenstadt preiswerte Wohnungen bauen, bleibt die Innenstadt lebenswert. Wir sind gegen ein neues Bürohochhaus am Friesenplatz.“
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Ralph Sterck (FDP) gibt zu bedenken, dass ein hässliches altes Gebäude nicht wegzubekommen sei, wenn man dem Investor nicht die Chance gebe, etwas neues zu entwickeln. „Einen Neubau bis zu 67 Meter Höhe können wir uns am Friesenplatz vorstellen, mehr aber nicht“, sagt er. Es sei etwas anderes, wenn dort eine herausragende und für die gesamte Stadt wichtige Nutzung vorgesehen wäre, etwa die Zentrale eines Weltkonzerns. Aber für eine normale Büronutzung müssten 67 Meter ausreichen, sonst stünde das nicht mehr im Verhältnis zum Foster-Bau und dem Hochhaus am Hansaring.