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FeuerwehrWie die Kölner Bettenkoordinatoren einen Klinik-Kollaps verhindern sollen

Lesezeit 4 Minuten
Ralf Patz

Ralf Patz ist Bettenkoordinator bei den Johannitern und arbeitet der Leitstelle der Feuerwehr zu. 

Köln – Eine Dreiviertelstunde lag vor kurzem ein Corona-Patient in Köln in einem Rettungswagen, bevor ein Krankenhaus gefunden werden konnte, das noch ein Bett für ihn frei hat. Die Feuerwehr telefonierte lange vergeblich die Kliniken im Stadtgebiet durch, denn so gut wie alle Häuser waren dicht. Derweil musste der Patient im Rettungswagen beatmet werden. Weil dadurch viel Sauerstoff verbraucht wird, ging in der Zwischenzeit die Füllung in der Flasche zur Neige, sodass ein weiterer Rettungswagen mit einer neuen Flasche kommen musste. Irgendwann wurde ein Krankenhaus gefunden. Wirklich gefährlich war die Situation nicht, weil die Rettungswagen inzwischen hoch gerüstet sind. Aber für Patient und Personal bedeutete der Vorfall zusätzlichen Stress.

Damit sich solche Szenen nicht wiederholen, hat die Feuerwehr jetzt Ralf Patz und sechs andere sogenannte „Bettenkoordinatoren“ von Johannitern und ASB. Die Einheit wurde vor wenigen Wochen ins Leben gerufen und sorgt für den Überblick, in welcher Klinik welche Betten frei sind, damit Notärzte und Rettungssanitäter vor Ort entlastet werden und Einlieferungen schneller gehen. Ihre Hauptaufgabe: Mehrmals täglich alle 16 Krankenhäuser Kölns abtelefonieren, dazu diejenigen aus dem direkten Umland, und die Live-Übersicht pflegen. Um 22 Uhr soll eine aktuelle Liste an die Nachtschicht auf der Leitstelle gehen.

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Es gibt zwar das sogenannte „Informationssystem Gefahrenabwehr (IG) NRW“, in dem alle Häuser ihre Verfügbarkeiten zweimal täglich mit grün und rot melden müssen. Doch in Zeiten sehr knapper Kapazitäten reicht das nicht mehr aus, denn in einer Millionenstadt ändern sich die Ressourcen ständig. „Dass ein Krankenhaus grün gemeldet ist, aber in Wahrheit schon wieder voll ist, passiert fast stündlich“, sagt Patz. Das System werde von vielen Kliniken nicht so gewissenhaft gepflegt, wie es sein müsste. Die Krankenhäuser arbeiten am Anschlag. Die Meldungen machen meistens die diensthabenden Ärzte auf der Intensivstation. „Die haben im Moment sowieso genug zu tun“, sagt Patz, der sonst als Notfallsanitäter arbeitet.

Nur noch die Uniklinik ist grün

An einem Nachmittag auf der Rettungswache 5 in Weidenpesch zeigt Patz in seinem Büro das Problem. Auf der Echtzeit-Übersicht aller Krankenhäuser in Köln und im Umland sind ziemlich viele Felder rot. Schon auf den regulären Intensivstationen gibt es kaum freie Betten. Bei isolierten Covid-Betten mit hoher Versorgungsstufe sind nur noch die Uniklinik und das Krankenhaus Porz grün, letzteres aber nur ohne Ecmo-Lungenmaschine. Nur noch eine von 16 Kliniken hat also noch ein Bett für einen schwerst beatmungspflichtigen Covid-Patienten. Der Rest ist voll. Und manchmal ist kein einziges mehr frei. „Je höher die Versorgungsstufe, desto dünner das Eis“, sagt Patz. In Bergisch Gladbach ist die Lage gerade etwas entspannter, gelegentlich auch in Leverkusen und Frechen. Dann werden Patienten aus Köln auch mal ins Umland gebracht. Die Mutationen aber machen auch das komplizierter: Patienten mit unterschiedlichen Virusvarianten können nicht zusammengelegt werden. „Die Anzahl der freien Betten ist also oft nicht besonders aussagekräftig“, sagt Patz.

Die Corona-Lage in den Kliniken hat sich zuletzt etwas entspannt. Mitte April war die Situation noch deutlich ernster. Rettungsdienst-Chef Alex Lechleuthner warnte vor einer Unterversorgung der Intensivmedizin. Folge war eine „strategische Verlegung“, wie der Rettungsdienst es nennt. Auch dabei war Patz beteiligt. „Tagelang wurde nur quasi von der Hand in den Mund mal ein Bett frei. Wirkliche Kapazitäten gab es nicht“, sagt Patz. Die Uniklinik musste dringend entlastet werden, indem sie drei stabilere Covid-Intensivpatienten abgegeben hat. „In dem Fall haben wir Krankenhäuser ausgewählt, die etwas weiter weg von der Uniklinik liegen, damit wir uns den Ring um Köln als Ressource freihalten“, sagt Patz.

Notaufnahmen immer offen

Fündig geworden ist er in Düsseldorf, Duisburg und Bottrop, nachdem er 20 bis 25 Kliniken im Land durchtelefoniert hatte. „Man muss wissen, dass Krankenhäuser keine Patienten aufnehmen müssten, die nicht aus ihrer Kommune kommen. Das ist also nur good will gewesen“, sagt er. Aber die Krise hat auch gezeigt, dass fast jedes Gebiet mal stärker betroffen ist und auf Hilfe angewiesen ist. Da kann es schon mal von Vorteil sein, wenn man vorher anderen geholfen hat.

Die große Medienwand der Leitstelle auf Wache 5 zeigt die Liste der freien Krankenhäuser. Auch hier ist im Moment ziemlich viel rot. Die Notaufnahmen und Schockräume für Reanimationen aber sind überall offen – und werden es auch bleiben. „Für den schweren Verkehrsunfall gibt es immer Ressourcen“, sagt Patz. Theoretisch wäre eine Notaufnahme also auch für jeden Covid-Patienten da. Ziel der Bettenkoordinatoren ist aber, die Patienten möglichst in die Notaufnahme desjenigen Krankenhauses zu bringen, in dem sie im Anschluss auch bleiben können. „Es kann ja nicht sein, dass Patienten stundenlang in den Ambulanzen versorgt werden müssen und dann direkt wieder verlegt werden, weil im gleichen Krankenhaus nichts mehr frei ist“, sagt Patz.