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Razzien, Gefängnisausbrüche, MordversucheWie Rockerclubs in Köln die Polizei beschäftigen

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Zwei Kutten der Hells Angels

Zwei Kutten der Hells Angels

Vorläufiger Höhepunkt zuletzt war der Mord an einem Ex-Mitglied der Hells Angels in Köln-Mülheim.

Die Motorradclubs in Köln sind zuletzt wieder stärker sichtbar geworden – auch durch brutale Gewalttaten in der Öffentlichkeit. Eine Chronologie seit 2021:

Juni 2023

Bei Ermittlungen im Rockermilieu durchsuchen Spezialeinheiten der Polizei und Hundertschaftsbeamte die Wohnungen eines 40 Jahre alten Kölners in Dellbrück und eines 41-Jährigen in Holweide sowie ein Autohaus in Nippes. Beide Männer sollen ehemalige Bandidos sein. Ihnen wird Beihilfe zum Handel mit Kokain vorgeworfen. Gegen den 40-Jährigen ermittelt die Polizei Köln zudem wegen des Verdachts des illegalen Handels mit Schusswaffen.

Mai 2023

Ein 35-jähriges Mitglied eines inzwischen aufgelösten Kölner Hells-Angels-Charters und seine Freundin haben am Samstagnachmittag, 27. Mai, gerade ein Fitnessstudio am Clevischen Ring in Mülheim verlassen, da treten mindestens zwei Männer von hinten an das Paar heran: Der 35-Jährige wird von zwei Schüssen in Schläfe und Rücken getroffen, er stirbt noch am Tatort. Seine Begleiterin (28) trifft eine Kugel in den Kiefer, sie überlebt nach einer Notoperation und steht seitdem unter Polizeischutz.

Januar 2023

Der ehemalige Präsident der Kölner Bandidos, Aykut Ö, flieht aus dem offenen Vollzug der JVA Euskirchen – und das schon zum zweiten Mal. Er saß eine Haftstrafe ab wegen einer Schießerei mit einem Hells-Angels-Rivalen 2019 vor dem Kölner Hauptbahnhof und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Auch kurz vor seinem ersten Haftantritt 2021 war Ö. bereits untergetaucht. Durch Zufall fasste ihn die Polizei im spanischen Marbella. Er wurde nach Deutschland ausgeliefert, wo er im November 2021 zunächst in den geschlossenen Vollzug kam – bevor er erneut nach Euskirchen verlegt wurde und nun wieder türmte.

Oktober 2021

In der Nacht auf den 23. Oktober feuert ein bis heute Unbekannter auf dem Thürmchenswall aus einer Pistole mindestens drei Schüsse auf einen 31-Jährigen. Der Mann, ein ehemaliges Hells-Angels-Mitglied, bringt sich in einem Hauseingang in Sicherheit. Zwei Projektile treffen die Eingangstür des Mehrfamilienhauses, ein weiteres durchschlägt das Fenster einer Souterrain-Wohnung und bleibt in einem Möbelstück stecken. Dass niemand verletzt wurde, ist wohl Zufall.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen versuchten Mordes und durchsuchen einen Monat später 16 Objekte in Köln und im Rhein-Erft-Kreis. Die Ermittlungen richten sich gegen 15 Angehörige der Ortsgruppe „Hells Angels MC Honorfield“, angelehnt an den Stadtteil Ehrenfeld. Die Ermittler finden scharfe Munition, Schreckschuss- und Softairpistolen, 600 Gramm Cannabis sowie mehrere Hieb- und Stichwaffen. Hintergrund der Schüsse ist offenbar, dass das 31-jährige Opfer von einem führenden „Hells Angels“-Mitglied aus Ehrenfeld nach einem Streit für „vogelfrei“ erklärt worden war – was in der Rockerszene bedeutet, dass der Mann gewissermaßen „zum Abschuss freigegeben“ ist.

Juli 2021

Spezialeinsatzkräfte stürmen die Wohnungen von fünf Männern in Bilderstöckchen, Bocklemünd, Longerich und Seeberg. Die laut Polizei deutsch-türkischen Verdächtigen sollen zu zwei Gruppen gehören, die unabhängig voneinander mit Drogen gehandelt haben sollen. „In beiden Verfahren sind Mitglieder der Hells Angels involviert“, berichtet ein Polizeisprecher. Der Verdacht lautet: gewerbsmäßiger Handel mit Kokain.

Juni 2021

Die Polizei durchsucht fünf Kölner Wohnungen von mutmaßlichen Kokain-Dealern, die zum Umfeld der Hells Angels gehören sollen. Die Beamten stellen Betäubungsmittel, Messer und einen Schlagring sicher. In Weidenpesch finden sie bei einem 30-Jährigen eine illegale Schusswaffe mit Munition.

Januar 2021

Zwei mutmaßliche Mitglieder der Hells Angels sollen Schreckschusswaffen zu scharfen Waffen umgebaut und damit gehandelt haben. Spezialeinheiten durchsuchen die Wohnungen der Männer (26, 48) in Rösrath und Köln-Porz. Beide gehören laut Polizei den Hells Angels an. In der Porzer Wohnung finden die Beamten sieben scharfe Handfeuerwaffen mit Munition und eine Pumpgun.