Köln – Man könnte meinen, sie würden die Ruhe genießen, die aktuell wegen der Corona-Pandemie im Kölner Zoo herrscht. Endlich einmal ohne Lärm schlafen. Endlich einmal entspannt essen, ohne dass ihnen Hunderte Menschen dabei zusehen. Doch das scheint nicht bei jedem der mehr als 10.000 Tiere der Fall zu sein. Zwar habe sich das Verhalten bei einigen durch den derzeitigen Teil-Lockdown und die dadurch fehlenden Besucherströme verändert – aber mit einem Zuwachs an Entspannung habe das nicht unbedingt etwas zu tun. Eher im Gegenteil.
„Die Besucher, die für in Zoos geborene Tiere zur Normalität gehören, fehlen ihnen“, so ein Sprecher des Tierparks. Das zeige unter anderem das aktuelle Verhalten der vier Netzgiraffen, das sie in dieser Form sonst nicht an den Tag legen würden.
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Sie gelten im Zoo als die „kleinen Promis“, normalerweise versammeln sich viele Menschen vor ihrer Anlage. Doch nun steht dort niemand. „Jedem der wenigen Menschen aus Tierpflege, Zoo-Gärtnerei oder Werkstatt, die momentan vorbeikommen, schauen sie länger nach und recken ihre Hälse“, so Sprecher. Ein Ruf nach Aufmerksamkeit? Möglich.
Kalifornische Seelöwen wollen ins Scheinwerferlicht
Ähnliches ist bei den Kalifornischen Seelöwen zu beobachten, die durch die täglichen Trainings- und Fütterungs-Shows ein großes Publikum gewöhnt sind. Sie nutzen fast jede Gelegenheit, in denen ein Mensch ihrer Anlage nahekommt, um sich ihr Scheinwerferlicht mit spontanen Schwimmeinlagen und Bauchrutschern zurückzuerobern. Davon profitieren aktuell vor allem die Tierpfleger, die auch während der Zoo geschlossen ist, regelmäßig die Fütterung und das damit verbundene Training als Beschäftigungsprogramm durchführen.
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Die Erdmännchen scheinen sich hingegen eher über die neu gewonnene Ruhe zu wundern – und ihr nicht über den Weg zu trauen. So halten aktuell oftmals gleich mehrere Tiere Ausschau nach möglichen Feinden. Dabei bestreitet normalerweise nur eines der Erdmännchen den Job des sogenannten Wächters.
Schließung trifft Kölner Zoo finanziell
Ab dem 1. Dezember darf der Zoo wieder für Gäste öffnen. Das besagt jedenfalls die aktuell geltende Allgemeinverfügung der Stadt. Welches Ausmaß der zweite Lockdown auf die finanzielle Lage des Zoos hat, ist bisher noch unklar. Bereits die Schließung zwischen März und Juni kostete den Zoo durch die fehlenden Einnahmen jeden Tag 54.000 Euro.
Zu diesem Zeitpunkt prognostizierte Zoo-Vorstand Christopher Landsberg bereits zum Ende des Jahres ein Bilanzminus von einer bis 1,5 Millionen Euro. Diese Prognose könnte durch den zweiten Lockdown – trotz einer zuvor gezahlten Unterstützung der NRW-Landesregierung von 800.000 Euro – nun aber höher ausfallen.