Rund 100.000 Touristen besichtigen zwischen Weihnachten und Silvester die Domumgebung. In diesem Jahr gleicht sie einer Hochsicherheitszone.
Zwischen Unsicherheit und UnbeirrbarkeitWie Touristen am Kölner Dom mit der Terrorwarnung umgehen
Die kleine Weihnachtsmarkthütte vor dem Kölner Dom erstrahlt am Mittwochvormittag im Kerzenlicht. Geduldig warten Gläubige vor dem umfunktionierten Weihnachtsmarktstand, bis sie an der Reihe sind für ihren kurzen Moment der Andacht. Weil der Dom wegen Terrorgefahr noch bis ins neue Jahr hinein geschlossen bleibt, hat das Domkapitel mit der Polizei und den Betreibern des Weihnachtsmarktes neben dem Petersportal zumindest für einen kleinen Ersatz gesorgt. In dem Holzhäuschen wurden Bänke aufgestellt, damit Gläubige Kerzen entzünden können – für private Anliegen, aber auch um ein Friedenszeichen zu setzen, wie Dompropst Guido Assmann betonte.
Auch Sina König tut das am Mittwoch. Sie zündet eine Kerze für ihre kranke Oma an. Die 33-Jährige ist aus ihrer Heimat in Baden-Württemberg nach Köln gereist. „Von der Terrorwarnung habe ich erst bei der Anreise im Radio gehört, das hat mich wirklich schockiert“, sagt sie. Vor dem Dom hat sie sich mit ihrem Bekannten Christoph von Eigen verabredet, gemeinsam wollten sie die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester dazu nutzen, um Köln zu besichtigen. Auch ein Besuch im Dom stand auf dem Plan. Dass daraus nichts wird, finden sie zwar schade, „doch bei dem, was in der Welt gerade los ist, haben wir dafür natürlich Verständnis.“
Nach Terrorwarnung am Dom: Mulmiges Gefühl bleibt
Mit Blick auf die Sicherheitsmaßnahmen sagt von Eigen: „Es ist traurig, dass all das nötig ist, aber durch die Präsenz der Polizei fühle ich mich auf jeden Fall sicherer.“ König nickt zu dem, was ihr Freund sagt, fügt aber hinzu: „Ich hatte überlegt, auch Silvester hier vor dem Dom zu feiern. Den Plan habe ich aber auf jeden Fall verworfen.“ Ein mulmiges Gefühl bleibe bei der Nachrichtenlage rund um den Dom eben doch.
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Abgesehen von der Weihnachtsmarkthütte gleicht die Domumgebung auch ein Tag nach Weihnachten einer Hochsicherheitszone. Die Tore zur Kathedrale sind geschlossen, den Eingang am Petersportal hat die Polizei mit Sperrgittern abgeriegelt. Rund um die Absperrung haben sich Mannschaftswagen in Stellung gebracht, mehrere Beamte patrouillieren um den Dom herum und an den vielen Touristen vorbei, die Selfies vor der Kathedrale schießen.
Rund 100.000 Menschen sind das laut Domkapitel allein zwischen Weihnachten und Silvester. Viele von ihnen haben von der Terrorgefahr und der Schließung des Doms noch nichts mitbekommen. Inmitten der Gitterinsel vor dem Domeingang stehen zwei Polizisten. Immer wieder müssen sie verdutzten Touristen auf Englisch und Deutsch erklären, dass sie heute nicht den Dom besichtigen dürfen. Nur für die Messen ist der Dom geöffnet, Besucher müssen allerdings lange Wartezeiten und Kontrollen auf sich nehmen, um an ihnen teilzunehmen. Die Stimmung unter den Touristen schwankt wie bei Sina König und Christoph von Eigen zwischen Unsicherheit und Unbeirrbarkeit.
„Der Dom ist auch von außen schön genug“
Fabiola und Johannes, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen wollen, sind für zwei Tage aus Freiburg nach Köln gereist. Für sie sollte der Besuch des Doms wie für so viele andere Touristen der Auftakt ihrer Sightseeing-Tour sein. „Wir haben zwar in den Nachrichten von der Terrorwarnung gelesen, aber dass der Dom auch heute noch geschlossen ist, hat uns schon überrascht“, sagt Fabiola. Ihr Freund Johannes ergänzt: „Das ist natürlich enttäuschend, aber wir haben Verständnis dafür.“
Auch sie sagen: „Die Nachrichten sind zwar erschreckend, Angst haben wir dennoch nicht.“ Und ihren Kurztrip nach Köln wollen sie sich schon gar nicht kaputt machen lassen, Alternativpläne gäbe es zur Genüge: „Der Botanische Garten hier soll sehr schön sein und das Schokoladenmuseum wollen wir auch sehen“, sagt Fabiola, bevor sich die beiden in Richtung Hauptbahnhof in Bewegung setzen.
Auch Brigitte Vidahl lässt sich von der Terrorwarnung nicht aus der Ruhe bringen. Die 70-Jährige ist Kölnerin. Immer wenn sie vom Hauptbahnhof aus nach Hause läuft, lege sie einen Zwischenstopp im Dom ein, um dort eine Kerze anzuzünden. „Für meine Kinder und für den Frieden in der Welt. Das ist gerade ja offensichtlich besonders wichtig“, findet sie. Weil das im Dom momentan nicht möglich ist, reiht sie sich eben vor dem Holzhäuschen am Petersportal ein.
Auch ein niederländisches Ehepaar mit zwei Kindern lässt sich von der Nachrichtenlage nicht die Stimmung vermiesen. „Der Dom ist auch schon von außen schön genug, von innen muss ich ihn mir gar nicht mehr angucken“, sagt der Mann und lacht. Stattdessen gehe es jetzt in Richtung Schildergasse zum Shoppen. Vor allem den beiden Kindern ist die Freude über dieses Vorhaben anzusehen.