Köln – Die Busse und Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben im vergangenen Jahr so viele Menschen transportiert wie noch nie zuvor – das Unternehmen zählte insgesamt 286 Millionen Fahrten. 2018 waren es noch 282,3 Millionen. Dabei handelt es sich um die höchste Steigerung gegenüber dem Vorjahr seit 2011. Angesichts des Rekords sprach KVB-Chefin Stefanie Haaks am Freitag bei einer Pressekonferenz von einem „Tag der Freude“. Dass erst vor fünf Tagen eine 20 Jahre alte Frau am Barbarossaplatz von einer Stadtbahn erfasst und tödlich verletzt wurde(hier lesen Sie mehr), geriet offensichtlich in Vergessenheit. Haaks und die anderen Verantwortlichen auf dem Podium erwähnten den Unfall mit keinem einzigen Wort.
Dabei sieht sich die KVB bereits seit zwei Jahrzehnten deutlicher Kritik ausgesetzt, weil der Zwischenraum zwischen zwei gekoppelten Stadtbahnen immer wieder zu tödlichen Unfällen führt. Eine Lösung für das Problem hat das Unternehmen aber bis heute nicht präsentiert. Vor zwei Jahren hatte die KVB noch angekündigt, die Bahnen mit Außenkameras nachzurüsten. Das sollte bis zum Sommer 2020 geschehen – inzwischen ist die KVB wieder von den Plänen abgerückt.
Verbesserung der Sicherheit ist nicht wichtigstes Thema der KVB
Als wichtigstes Thema für das laufende Jahr stellte Haaks dann auch nicht die Verbesserung der Sicherheit in Aussicht. Die KVB will stattdessen die Kunden umfassender als bislang informieren. Bis zum Jahresende sollen die 450 digitalen Anzeigetafeln an den Haltestelle erneuert sein und ab Mitte 2021 mit in Echtzeit erfassten Daten gespeist werden. Das Unternehmen will außerdem den Ausfall von Bahnen reduzieren. „Unser Ziel ist es, dass wir Ende des Jahres möglichst keine Fahrtenausfälle wegen Personalmangel oder Fahrzeugschäden mehr haben“, sagte Haaks.
Um das zu erreichen, bilde die KVB doppelt so viele neue Bahnfahrer aus wie bislang. Außerdem würden die Abläufe in den Werkstätten derzeit überprüft. „Die Fahrzeuge müssen aufgrund ihres hohen Alters öfter zur Reparatur“, so Haaks. In diesem Bereich effizienter zu werden, soll dabei helfen, Ausfälle zu verhindern.
Haaks hält die Betriebsqualität ein Jahr nach ihrem Amtsantritt für verbessert und sieht darin auch einen Grund, warum die Fahrgastzahlen gestiegen sind. „Die Kunden sehen, dass wir etwas tun“, sagte sie. Während die Nahverkehrsunternehmen im Bundesdurchschnitt ein Wachstum von rund 0,3 Prozent haben, kann die KVB auf eine Steigerung um 1,3 Prozent verweisen.
Zahl der Schwarzfahrer hat erstmals wieder zugenommen
Besonders auffällig ist dabei, dass der Kundenzuwachs im vergangenen Jahr in erster Linie auf Gelegenheitsfahrer zurückzuführen ist – so hat der Verkauf von Einzeltickets, Vierertickets und 24-Stunden-Tickets zugenommen. Die Einnahmen stiegen in diesem Bereich von 61,2 Millionen Euro auf 66,1 Millionen Euro.
Dazu hat vor allem der Verkauf von Tickets über die neue Handy-App beigetragen. „Wir hatten beim Handy-Ticket eine überproportional hohe Steigerung“, sagte KVB-Bereichsleiterin Anja Höhn. Das Unternehmen verfügt zudem über 316.000 Stammkunden mit Zeittickets. Die Schattenseite des Erfolgs: Erstmals seit 2016 hat die Zahl der Schwarzfahrer wieder zugenommen.