Köln – Im Kölner Zoo blickt man derzeit neidvoll nach Mecklenburg-Vorpommern und ins benachbarte Rheinland-Pfalz. Dort sind seit vergangenem Montag viele Tierparks wieder geöffnet. Unter Auflagen zwar, so sind dort zum Beispiel Tierhäuser geschlossen und Spielplätze gesperrt. Aber Besucher dürfen kommen. In Köln jedoch gibt es solche Aussichten nicht. „Wir haben derzeit keine Informationen von der Landesregierung, wann wir wieder öffnen können“, sagt Christoph Schütt vom Kölner Zoo. Dabei wünscht sich der Tierpark in Riehl nichts sehnlicher als das. „Wir sind bereit und könnten verantwortungsvoll und unter Auflagen öffnen.“
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Dem Zoo ergeht es in der Corona-Zeit nicht besser als vielen anderen Betrieben, deren Türen noch geschlossen bleiben müssen: „Wir haben volle Kosten und keine Einnahmen“, sagt Schütt. Der laufende Betrieb des Zoos beläuft auf 54.000 Euro pro Tag. Der Zoo hat seit dem 17. März geschlossen, demnach sind ihm bis jetzt mehr als 1,5 Millionen Euro an Kosten etwa für Personal, Futter oder die medizinische Versorgung der Tiere entstanden, ohne dass es Einnahmen aus Eintrittsgeldern gab.
Kölner Zoo hat ein Jahresbudget von 18 Millionen Euro
Die Tickets sind ein wichtiges finanzielles Standbein des Zoos. Der Tierpark hat ein Jahresbudget von 18 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben werden im Durchschnitt zwölf Millionen Euro davon durch Eintrittsgeld erlöst, 3,5 Millionen Euro schießt die Stadt hinzu, der Rest wird in Zoo-Shop, Zoo-Gastronomie oder durch Sponsoring wie Spenden oder Tier-Patenschaften erwirtschaftet. Die nun fehlenden Einnahmen kompensiert der Zoo aktuell mit Rücklagen aus dem vergangenen Jahr, sagt Schütt: „2019 war sehr erfolgreich.“ 1,3 Millionen Menschen kamen, allein das China-Light-Festival besuchten zwischen Dezember und Januar rund 117.000.
Wann das finanzielle Polster aufgebraucht ist, ist indes unklar. Dennoch versucht der Zoo zu sparen. Die Mitarbeiter in Shop und Gastronomie sind in Kurzarbeit, teilt der Tierpark mit; den rund 160 Mitarbeitern, die für die Tiere zuständig sind, bleibt dieser Schritt bislang erspart. Aktuelle bauliche Projekte wie die Sanierung des denkmalgeschützten Südamerikahauses und das neue Tigergehege seien nicht gefährdet. Zu künftigen Projekten machte der Zoo keine Angaben.
Erbschaft einer in den USA lebenden Kölnerin
Besorgte Zoo-Fans hätten dem Tierpark geraten, auf die angekündigte Erbschaft einer in den USA lebenden Kölnerin in Höhe von rund 22 Millionen Euro zuzugreifen, heißt es. Doch die mehr als 90-jährige Dame, die 2017 den Geldsegen für den Zoo angekündigt hatte (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete), sei momentan und „zum Glück“ bei guter Gesundheit, sagt der Zoo. Zudem sei die Millionen-Erbschaft zweckgebunden und dürfe ausschließlich für Bauprojekte verwendet werden. Dessen ungeachtet sei die Hilfsbereitschaft der Kölner für ihren Zoo groß – und das nach wie vor und nicht nur in Corona-Zeiten, sagt Schütt. Tierpatenschaften, Sponsoring und Spenden über die die Zoo-Homepage, es gibt viele Möglichkeiten der Unterstützung.
Eine Spendenaktion zugunsten des Zoos auf einem Online-Portal hat zuletzt den Eindruck erweckt, die Einrichtung stehe kurz vor der Pleite. Dies sei indes nicht der Fall, versichert der Tierpark. Ebenso nicht der Fall seien übrigens Notschlachtungen, wie sie verschiedenen Medienberichten zufolge im Tierpark Neumünster erwogen wurden, wie der Kölner Zoo entschieden klarstellt. Die – offenbar nicht umgesetzten – Gedankenspiele des Zoos in Schleswig-Holstein hatten bundesweit für Aufsehen gesorgt. In der Folge sorgten sich auch hier Tierfreunde, dass der Kölner Zoo ähnliche Szenarien für möglich halte.
Mögliche Aufnahme des Besucherbetriebs unter Auflagen
Derweil bleibt der dringliche Wunsch, bald wieder öffnen zu dürfen. „Wir hoffen auf die nächsten Gespräche über Lockerungen der Corona-Beschränkungen am 30. April“, sagt Schütt. Der Zoo habe bereits ein Konzept erarbeitet, wie eine Aufnahme des Besucherbetriebs unter Auflagen vonstattengehen könne. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Tierhäuser geschlossen bleiben, keine kommentierten Fütterungen, an denen sich die Menschen versammeln, stattfinden oder die Besucherzahl generell zu beschränken.
„Würden wir nur 1000 oder 3000 Besucher hineinlassen, könnten etwaige Abstandsregelungen durch das Einlass-Kontrollsystem jederzeit einzuhalten und kontrollierbar sein“, sagte Zoo-Vorstand Christopher Landsberg dem „Express“. Der Zoo verweist zudem auf die Weitläufigkeit seines insgesamt 20 Hektar großen Areals. Neben den Tiergehegen „gibt es allein 33.400 Quadratmeter Besucherfläche“, erklärt Schütt. „Wir sind startklar.“