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180 JahreKölns älteste Buchhandlung ist ein beliebter Ort für Selfies

Lesezeit 4 Minuten
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Hildegund Laaf im Klassiker-Wohnzimmer

Köln – Kölns älteste Buchhandlung feiert ihren 180. Geburtstag. Die Zeit scheint hier ein wenig stehengeblieben zu sein, aber in Wahrheit passiert im Schatten der Minoritenkirche immer wieder Überraschendes. Seit einiger Zeit verzeichnet Hildegund Laaf (85), Geschäftsführerin der Lengfeld’schen Buchhandlung am Kolpingplatz und die wohl die älteste aktive Buchhändlerin der Stadt, ein neues Phänomen.

Junge Leute kommen staunend herein und machen Selfies in dem Raum, der mit seinen hohen Bücherregalen, dem Ohrensessel, den Autorenbildern und den Perserteppichen aussieht wie ein Wohnzimmer. „Als sei eine richtige Buchhandlung etwas Exotisches“, sagt die 85-Jährige und lacht.

Einst im Olivandenhof

Im Juli 1842 wurde die Buchhandlung von Moritz Lengfeld auf der Hohe Straße gegründet. Man zog mehrmals um, 1919 gab es das größte Geschäft auf drei Stockwerken im Olivandenhof (heute Globetrotter). Seit 1962 ist man am Kolpingplatz und dort ist seit 30 Jahren Hildegund Laaf die gute Seele in den beiden Räumen mit den separaten Eingängen: links das gemütliche „Klassiker-Wohnzimmer“ in einem ehemaligen Teppichladen, rechts die Taschenbuchabteilung mit der Kinderecke auf dem Podest in einem Ex-Friseursalon. Ein Durchbruch wurde nie in Erwägung gezogen. „Dann ginge zu viel Regalstellfläche verloren“, sagt Laaf ganz abgeklärt.

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Die Lengfeld'sche am Kolpingplatz

Im „Wohnzimmer“ wird noch mit einer Registrierkasse aus den 1950er Jahren abgerechnet, Laaf schreibt Rechnungen auf einer elektrischen Schreibmaschine. Literatur-Klassiker sind hier der Schwerpunkt: Joseph Conrad, Robert Louis Stevenson, Arno Schmidt, literarische Reisen, Georges Simenon, aufwendige Manesse-Ausgaben. Und: Es gibt nur Bücher, keine Geschenkartikel. „Wir sind pur.“

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Die Registrierkasse aus den 1950er ist in Benutzung.

Große Ketten haben ihre Läden längst in Erlebnisparadiese mit Café verwandelt. Wie konnte sich die Lengfeld’sche, aus deren Gründerfamilie niemand mehr im Geschäft ist, 180 Jahre halten? „Weil wir uns nie überschätzt haben. Wir haben unser Profil und unsere Qualität immer beibehalten.“

Kölner Buchhandelslandschaft ist gesund

Überhaupt sei die Buchhandelslandschaft in Köln gut, findet Laaf – besser als in vielen anderen Städten. In der Innenstadt gebe es viele Spezialisten wie etwa Bittner und Walther König und jeder Stadtteil habe seine eigenen Läden. Das Buch sterbe nicht aus. „Die Leute wollen Beratung und die Möglichkeit, ein Buch anzufassen, aufzuschlagen, zu fühlen.“

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Und zu hören – wie bei den Langzeitlesungen kompletter Werke. „Als wir damit anfingen, haben viele gesagt: Das geht doch gar nicht.“ Ging aber doch. Aus Marcel Prousts „In Swanns Welt“ wurde ab März 1997 zweimal in der Woche vorgelesen – bis zur letzten Seite dauerte es bis November 2003. „Und die Leute standen Schlange.“ Es folgten Lesungen aus Werken von Uwe Johnson, Laurence Sterne, Gustave Flaubert und Fernando Pessoa. Aktuell ist Michail Ossorgin dran – bis November noch. Die Lengfeld’sche ist als literarischer Salon deutschlandweit bekannt und erhielt 2015, 2016 und 2017 den Deutschen Buchhandlungspreis.

Smartphone weist den Weg

Natürlich gibt es hier auch die aktuellen Bestseller, schließlich kommt hier in der Innenstadt auch jede Menge Laufpublikum vorbei. Und Reisende, die aus dem Hauptbahnhof treten und im Smartphone nach der nächsten Buchhandlung suchen, werden zur Lengfeld’schen geschickt, erzählt Laaf. Was die Qualität mancher Bestseller angeht, sagt sie sehr diplomatisch: „Es ist ein Unterschied, ob man ein Buch empfiehlt oder verkauft.“

Das Lesen hört für sie nie auf. Drei Bände „leichte Kost“ schafft sie in der Woche, für Anspruchsvolles braucht sie natürlich länger. Ihre Favoriten sind im Moment „Bernard der Faulpelz“ von André Dhôtel und „Abhängigkeit“ von der dänischen Autorin Tove Ditlevsen.

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Hildegund Laaf ist mit 85 Jahren jeden Tag im Laden.

Hildegund Laaf ist jeden Tag im Laden für die Kunden da. Wenn Bücher in die hohen Regale eingeräumt werden müssen, steigt sie noch immer auf die kleine Trittleiter. „Aber nicht mehr auf die oberste Stufe“, sagt sie lachend. An Ruhestand denkt sie noch nicht, aber der Weiterbestand der Buchhandlung sei auf jeden Fall gesichert. Und hier im „Wohnzimmer“ wird sich wohl noch lange nichts ändern.