Angeklagt ist auch einer der mutmaßlichen Räuber von 35o Kilogramm Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth. Der Raub hatte eine Welle der Gewalt ausgelöst.
Kalker Drogenbande angeklagtNächste Anklage im Kölner Drogenkrieg – Gericht bereitet sich auf Prozesse vor

Im Sommer erschütterte eine Reihe von Geiselnahmen und Explosionen Köln und die Region. (Archivbild)
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Im Ermittlungskomplex rund um den Kölner Drogenkrieg hat die Staatsanwaltschaft die dritte Anklage eingereicht. Insgesamt drei Männer im Alter von 21 bis 24 Jahren müssen sich demnächst vor dem Kölner Landgericht verantworten. Alle drei sollen Teil der Kölner Drogenbande sein, von der mehrere Geiselnahmen und Explosionen ausgingen, die im vergangenen Sommer Köln und die Region erschütterten.
Wie Gerichtssprecher Hans Logemann mitteilte, wird zwei von ihnen bandenmäßiger Handel mit Cannabis und ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Sie sollen an der Lieferung von rund 700 Kilogramm Cannabis aus den Niederlanden in eine Lagerhalle in Hürth beteiligt gewesen sein und sie bewacht haben. Dem dritten Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft vor, die Hälfte dieser Lieferung gemeinsam mit zwei Komplizen aus der Lagerhalle geraubt zu haben. Dabei soll er auch einen der beiden anderen Angeklagten in der Lagerhalle gefesselt und mit einer Maschinenpistole bedroht haben.
46 Ermittlungsverfahren laufen im Kölner Drogenkrieg
Bereits am 7. Juli erließ ein Haftrichter Haftbefehl gegen den 21-Jährigen wegen des Verdachts der Beihilfe zum bandenmäßigen Handeltreiben mit den mindestens 700 Kilogramm Marihuana. Nachdem die Ermittler weitere Beweismittel sichergestellt hatten, erweiterte das Amtsgericht Anfang Dezember den Haftbefehl. Nun kommt es zum Prozess.
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Der Raub des Cannabis löste eine Welle der Gewalt aus. Es folgten Geiselnahmen in Hürth und Rodenkirchen sowie mehr als ein Dutzend Sprengstoffanschläge vor Wohnhäusern und Geschäften unter anderem in Köln, Düsseldorf und Duisburg. Damit verfolgte der mutmaßliche Chef der Bande, Samir A., nach bisherigen Erkenntnissen das Ziel, Druck auszuüben, um die Drogen zurückzubekommen. Junge Täter aus den Niederlanden dienten dabei als Handlanger, die die Kölner Drogendealer über eine Online-Plattform einkauften, wie Kripo-Chef Michael Esser zuletzt schilderte.
Insgesamt laufen mittlerweile 46 Ermittlungsverfahren gegen 35 ermittelte Tatverdächtige, 19 von ihnen befinden sich in Untersuchungshaft, vier weitere in Auslieferungshaft. Auch Samir A. befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft, nachdem er aus Paris nach Köln ausgeliefert wurde. Gegen sieben Personen hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. „Wir können sagen, dass die wesentlichen Protagonisten im Fall der Entführungen in Untersuchungshaft sitzen“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer vor kurzem.
Sicherheitsvorkehrungen am Kölner Landgericht in Abstimmung
Wann genau die ersten Prozesse starten, ist noch unklar, so ein Sprecher des Landgerichts. „Aber es ist davon auszugehen, dass sie zeitnah beginnen werden.“ Ein Start des ersten Prozesses noch vor Ostern gilt als wahrscheinlich.
Die Vorbereitungen darauf laufen am Landgericht jedenfalls schon. Dabei geht es vor allem darum, welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. Darüber befinde man sich in „enger Abstimmung mit der Polizei“, so Gerichtssprecher Logemann. Die Polizei legt für die Prozesse eine sogenannte Gefährdungsanalyse vor. Das sei auch bereits geschehen, sagte ein Polizeisprecher. Ergebnisse werden allerdings nicht öffentlich bekannt gegeben. „Wir wollen verhindern, dass sich die Gegenseite auf unsere Vorkehrungen einstellen kann.“
Es ist aber davon auszugehen, dass es keine ganz normalen Prozesse werden. Immer wieder betonte die Polizei die neue Dimension der Gewalt, die die Geiselnahmen und Explosionen darstellen würden.
In den vergangenen Jahren sorgten vor allem der Prozess um die international tätige Räuberbande „Pink Panther“ und der Prozess gegen den Reemtsma-Entführer Thomas Drach für hohe Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gericht. Flucht- oder Befreiungsversuche sollten im Keim erstickt werden. Polizisten wachten mit Maschinenpistolen und Prozessbesucher wurden gesondert durchleuchtet. Jeweils kurz vor Verhandlungsbeginn und -ende wurden auch Straßen rund um das Gerichtsgebäude gesperrt. Dem Vernehmen nach werden die ersten Prozesse im Ermittlungskomplex rund um den Kölner Drogenkrieg aber voraussichtlich nicht ganz so strenge Sicherheitsvorkehrungen erfordern.