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Verkauf trotz LockdownsWie Kölner Einzelhändler an der Tür Geschäfte machen

Lesezeit 4 Minuten
fraukayser

Stephanie Kayser in ihrer Boutique in der Maastrichter Straße

Köln – „Manchmal komme ich mir vor wie bei einer Drogenübergabe“, sagt Modehändlerin Leonie Stockmann von „Simon und Renoldi“ und lacht. In ihrem Laden in der Maastrichter Straße wird wie bei vielen anderen Kollegen Ware in Tüten durch die offene Tür gereicht. Und der Abholer soll sich so schnell wie möglich entfernen.

Doch sowohl die Übergabeform als auch der Inhalt der Tüten ist legal. Denn trotz des Lockdowns ist das Abholen bestellter Ware in eigentlich geschlossenen Geschäften erlaubt. So steht es in der Infektionsschutzverordnung. „Click and Collect“ – also im Internet anklicken und dann abholen – heißt das Prinzip und wird schon seit langem von großen Firmen wie Ikea oder Saturn genutzt. Aber auch viele kleine Einzelhändler sind nun mit ganz individuellen Lösungen eingestiegen. Es sind sozusagen „Wochen der offenen Tür“.

Simon

Bei Simon und Renoldi steht die Tür offen.

Leonie Stockmann und Geschäftspartnerin Olivia Zirkel haben seit Montag die Tür geöffnet – und das Geschäft läuft „sehr gut“. „Es gibt jede Menge Anfragen.“ Eine Kundin sei sogar extra aus Düsseldorf gekommen. Die Schaufenster werden jetzt besonders oft umdekoriert, damit die Passanten möglichst viel sehen. Die beiden planen auch noch, ihre Mode auf digitalen Bilderrahmen in den Fenstern zu präsentieren. Die Zeit drängt: Gerade sind die ersten Sommerkollektionen geliefert worden.

Kunden können online bestellen und abholen

Bestellt werden kann online, per Whatsapp oder Telefon. Abgeholt werden kann zu festen Öffnungszeiten mehrmals in der Woche an der Tür. Mit einer Klingel, wie man sie von Hotelrezeptionen kennt, kann sich der Kunde melden. Für eine kurze Anprobe haben die Inhaberinnen sogar einen Spiegel draußen aufgestellt. Beratungsgespräche dürfen nach der Infektionsschutzverordnung aber nicht stattfinden.

Nur wenige Schritte weiter steht Stephanie Kayser im Eingang ihrer quietschbunten „Boutique Fraukayser“. Sie hat Kisten aufeinandergestapelt, die als Mini-Verkaufstresen dienen. „Shop in the name of love“ ist ihr Motto. „Es tut gut, dass wir so wenigstens noch ein bisschen arbeiten und im Laden sein können und trotz allem auch noch ein wenig Kontakt zu unseren Kunden haben. Das ist auch wichtig für meine Mitarbeiter.“

Seit 13 Jahren hat sie den Laden für originelle Geschenke an der Maastrichter Straße, die Stammkundschaft ist groß. Der Verkauf liefe recht gut, sei aber natürlich kein Ersatz für das riesige Loch, das durch Corona entstanden ist. Trotzdem: Sie steht an vier Tagen in der Woche von 12 bis 15 Uhr an der Ladentür.

Inhaberin als Model

Einmal um die Ecke in der Flandrischen Straße steht die Tür des Modeladens „Mata“ weit offen. Dahinter hat Inhaberin Rita Geberzahn-Haus einen Tisch für die Warenübergabe aufgestellt, darauf Blumen, Desinfektionsmittel und schöne Verpackungen. Den Laden hat sie extra umdekoriert, damit von außen viel Ware zu sehen ist.

Mata

Auch bei Mata in der Flandrischen Straße gibt es bestellte Ware an der Tür.

Mit Unterstützung ihrer Mitarbeiterin Joanna Kotthaus ist sie sehr aktiv auf Instagram und seit kurzem auch bei einem speziellen Angebot von Whatsapp, bei dem man einen Katalog erstellen und den Stammkunden schicken kann. Die beiden Frauen fotografieren selbst und sind ihre eigenen Models.

Mit Schal und Mütze an der Tür

Allerdings gibt es hier in der Flandrischen Straße im Gegensatz zur immer noch recht belebten Maastrichter Straße nur wenige Laufkundschaft. Weil die Gastronomie geschlossen ist, kommt hier kaum noch jemand vorbei. Seit einiger Zeit gibt es aber eine neue Bäckerei und die ziehe wieder merklich mehr Menschen in die Straße.

„Ich habe Glück, dass ich sehr viele Stammkunden habe, aber man muss sich in diesen Zeiten auch wirklich etwas einfallen lassen“, sagt Rita Geberzahn-Haus. Und die offene Tür gehöre da dazu. „Außerdem strukturiert das den Tag.“

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Allerdings: Für die Haustürgeschäfte muss man sich bei den winterlichen Temperaturen ziemlich dick anziehen. Schal und Mütze gehören bei Stephanie Kayser dazu. Rita Geberzahn-Haus schwört auf gefütterte Schuhe. Und die Maske muss sowieso getragen werden.

Auch wenn nicht überall die Türen offen stehen, so sind doch in vielen Läden die Inhaber oder Mitarbeiter präsent, ordnen Ware, räumen auf, zeigen, dass sie da sind. Auf Zetteln wird darauf hingewiesen, dass weiterhin online bestellt werden kann, oft ist eine Handynummer angegeben, um individuelle Abholtermine auszumachen. Da schließt sich auch ein Friseur am Rudolfplatz an: Für Stammkunden stellt er Notfall-Haarfärbe-Sets zusammen.