Köln – In einer Trauerhalle lässt sich ein Theaterstück aufführen; an einem geeigneten Platz könnten Leute sich zum Tai Chi oder Yoga treffen; woanders bietet sich eine Ecke dafür an, eine Gruppe von Bänken oder einen Schachtisch aufzustellen. Das sind einige von zahlreichen Vorschlägen, wie die Kölner Friedhöfe in Zukunft gestaltet und genutzt werden könnten. Gesammelt hat die Ideen die Kölner Freiwilligen Agentur in der ersten Maihälfte dieses Jahres bei Befragungen und Begehungen. Sie kooperiert mit dem städtischen Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung der Stadt.
Am 12. Juni folgt der zweite Schritt des Beteiligungsverfahrens, durch das die Stadt herausfinden will, wie sich die Kölner ihre Friedhöfe wünschen. Im Mitwirkungsportal hat jeder bis zum 10. Juli die Möglichkeit, in einem Online-Dialog die Vorschläge und Anregungen zu kommentieren, zu ergänzen und überdies eigene Vorschläge zu machen.
Friedhöfe als Ort der Ruhe
Eines habe sich in der ersten Phase des Verfahrens schon herauskristallisiert, sagte Manfred Kaune, Leiter des Grünflächenamts: Die Bürger seien sich einig, dass die Friedhöfe als Orte der Ruhe und des Innehaltens erhalten bleiben, das heißt nicht durch eine „Eventisierung“ gestört werden sollten: „Halligalli wird es nicht geben.“
55 kommunale Friedhöfe gibt es in Köln; die Gesamtfläche beträgt 485 Hektar. Mit 61,5 Hektar ist der Südfriedhof flächenmäßig der größte. Bei der Zahl der Gräber (47 700) rangiert er hinter Melaten (55 400).
Das Zahlenverhältnis der Sarg- zu Urnenbestattungen hat sich kontinuierlich verschoben. 1977: 92 Prozent Sarg-, acht Prozent Urnenbestattungen; 2018: 35 Prozent Sarg, 65 Prozent Urne. Im Jahr 2008 gab es in Köln 9554 Sterbefälle, aber nur 7074 Bestattungen (74 Prozent). Laut Manfred Kaune, Leiter des Grünflächenamts, hatte starke Konkurrenz für „Abwanderungen“ gesorgt. Mit neuen Angeboten wie Baumbestattungen, Bestattungsgärten und Naturwald habe die Stadt dem Trend „erfolgreich entgegengewirkt“. 2018 standen 9472 Sterbefällen 8339 Bestattungen gegenüber. (cs)
Ein Beispiel ist die Frage, ob Friedhofsbesucher Hunde mitnehmen dürfen; bisher ist dies verboten, anders etwa als das Radfahren. Einigkeit herrscht nicht nur darüber, die Würde der Bestattungsorte zu wahren. Auch die Bedeutung der Friedhöfe als Stadtoasen, die der Erholung dienen, als Orte der Begegnung und als wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna, steht außer Frage. „Das kommt in der Bevölkerung sehr gut an, da gibt es kein Contra“, so Kaune. Oberstes Ziel sei, dass der Bestand aller 55 Friedhöfe nicht angetastet werde – so groß die Wünsche nach Bauland auch seien.
Friedhofswoche
Teil des Beteiligungsverfahrens ist die Friedhofswoche vom 24. bis 30. Juni. Den Auftakt bildet eine Aktion in der Katholischen Hauptschule Großer Griechenmarkt: Schüler bemalen Gießkannen für Friedhöfe. Zum Schluss wird am Sonntag, 30. Juni, von 18 Uhr an in der Trauerhalle des Südfriedhofs ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Das Programm dazwischen bietet unter anderem Vorträge, Führungen und Konzerte.
Bis August wertet der Arbeitskreis Friedhöfe die Ergebnisse de Bürgerbeteiligung aus, und im September werden sie öffentlich präsentiert. Ausgewählte Resultate werden in das „Zukunftskonzept Kulturraum Kölner Friedhöfe 2025“ aufgenommen und dem Ausschuss Umwelt und Grün zur Entscheidung unterbreitet. Wenn darüber hinaus eine Änderung der Friedhofssatzung nötig ist, wird der Stadtrat darüber beschließen.