Die Kölner Grünen hoffen, mit der 52-jährigen Vize-Präsidentin des Landtags einen Kontrapunkt gegen die möglichen Kandidaten von CDU und SPD zu setzen.
„Überrascht, dass die Debatte Fahrt aufnimmt“Kölner Grüne setzen offenbar auf Aymaz als OB-Kandidatin
Die Suche nach einer geeigneten Person für die OB-Kandidatur gestaltet sich bei den Kölner Grünen offenbar sehr schwierig. Die Findungskommission hat bei ihrem letzten Treffen in der Eifel offenbar noch einmal die Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz (52) ins Spiel gebracht.
Die Vize-Präsidentin des Landtags, die 2022 im Wahlkreis Innenstadt/Kalk das Direktmandat gegen die SPD gewonnen hatte, schien wegen ihrer mangelnden Verwaltungserfahrung schon aus dem Rennen. „In der Findungskommission geht es leider sehr chaotisch zu“, sagt ein hochrangiger Grünen-Politiker aus Köln.
Berivan Aymaz war schon einmal als Kandidatin ins Spiel gebracht worden
Aymaz habe ihr Interesse bekundet, sei aber in der Partei nicht auf Gegenliebe gestoßen, weil die Grünen gehofft hatten, sich mit der SPD auf Stadtkämmerin und Rechtsdezernentin Dörte Diemert als gemeinsame Kandidatin zu verständigen. „Das war die erste Option, bis die SPD einen Rückzieher gemacht hat“, so der Politiker. Anschließend sei kurzzeitig William Wolfgramm, seit Dezember 2021 Dezernent für Umwelt, Klima und Liegenschaften, ins Gespräch gekommen.
Zu den Kandidatinnen zählte nach Informationen unserer Zeitung zwischenzeitlich auch Marie-Luise Wolff, die als eine der wichtigsten Energie-Managerinnen Deutschlands und engagierte Klimaschützerin gilt. Die 58-jährige Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers Entega AG in Darmstadt soll von der ehemaligen grünen Bürgermeisterin Anne Lütkes und dem ehemaligen Chef der grünen Landtagsfraktion, Reiner Priggen, ins Gespräch gebracht worden sein. Wolff war bis Juni Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft und sitzt im Aufsichtsrat der Kölner Uniklinik. Die Kritik der Findungskommission an ihrer Person: keinerlei Erfahrung im Politikbetrieb.
Kritik an Einmischung von außen
Das Einmischen prominenter Grüner in die Kandidatensuche, die schon länger nicht mehr im politischen Tagesgeschäft aktiv sind, sei einer möglichen Bewerbung von Wolff auch nicht gerade zuträglich gewesen, heißt es. So kommt plötzlich wieder Berivan Aymaz ins Spiel und der Kritikpunkt fehlender Verwaltungserfahrung ist offenbar nur noch von nachrangiger Bedeutung.
Nach der mutmaßlichen, überraschenden Kandidatur des in den eigenen Reihen umstrittenen CDU-Parteichefs Karl Alexander Mandl und dem Vorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbundes, Torsten Burmester, der für die SPD als aussichtsreichster Bewerber ins Rennen gehen wird, sehen die Grünen die Chance, mit Berivan Aymaz einen Kontrapunkt zu setzen.
Die mögliche Kandidatin, die wieder in aller Munde ist, bestätigt weder noch dementiert sie. „Ich bitte um Verständnis, dass ich derzeit keine Fragen zu dem Thema beantworte“, sagt Berivan Aymaz dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Die Findungskommission hat einen Auftrag und macht sicher einen sehr guten Job.“ Nur so viel: Dass die Debatte „so an Fahrt aufgenommen hat“, habe sie „sehr überrascht“.
Nach Informationen unserer Zeitung knüpft Aymaz ihre Zusage an mehrere Bedingungen. „Sie will ganz konkret wissen, wie groß die Unterstützung sein wird und welche Schwerpunkte im Wahlkampf gesetzt werden“, so der Insider. Das sei nach der anfänglichen Skepsis der Findungskommission auch durchaus verständlich. Wenn Aymaz antreten solle, müssten sich die Kölner Grünen auch möglichst vollzählig hinter ihr versammeln.