Will sie 2025 OB werden oder will sie nicht? Diese Frage hat Kölns Kämmerin Dörte Diemert jetzt mit „Nein“ beantwortet.
Nach monatelanger SpekulationKölns Kämmerin Diemert steht nicht als OB-Kandidatin zur Verfügung
Kölns Kämmerin Dörte Diemert wird im Herbst 2025 für keine Partei bei der Oberbürgermeisterwahl in Köln antreten. Diemert sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Für eine OB-Kandidatur stehe ich nicht zur Verfügung.“
Damit beendet die städtische Spitzenkraft öffentlich die Spekulationen um eine mögliche Kandidatur, die vor allem in den vergangenen Wochen und Monaten in der Kölner Politik-Blase immer präsenter wurden: Diemert galt als mögliche gemeinsame Kandidatin von Grünen und SPD. Über entsprechende Pläne hatte zuerst der Kölner Presseclub berichtet.
Und nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben die Parteien diese Option tatsächlich geprüft. Doch demnach hat sich eine Mehrheit der erweiterten SPD-Findungskommission zuletzt dagegen ausgesprochen, diese Pläne weiterzuverfolgen. „Das wäre ein Eingeständnis von Schwäche“, ist unter anderem aus der SPD zu hören.
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SPD will im Herbst die Suche beenden
Diemert ist parteilos, steht aber den Grünen nahe. Ein hochrangiger Grünen-Politiker bestätigte indirekt die Gespräche: „Die gemeinsame Kandidatur ist Schnee von gestern.“ Demnach favorisiert die SPD einen eigenen Kandidaten oder eine eigene Kandidatin und hat dem Vernehmen auch schon jemandem im Blick, im Herbst will die Partei ihn oder sie präsentieren.
Diemert selbst wollte sich auf Nachfrage zu den Abwägungen von Grünen und SPD nicht äußern. Und sowohl die Grünen-Parteivorsitzende Katja Trompeter als auch SPD-Parteichef Florian Schuster lehnten einen Kommentar dazu ab, sie verwiesen auf die Vertraulichkeit der jeweiligen Findungskommission.
Durch Diemerts öffentliche Absage steht eine hochrangige Kandidatin mit Führungserfahrung in der Stadtverwaltung auch als alleinige Kandidatin der Grünen nicht zur Verfügung.
Nach zehn Jahren tritt Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) mit hoher Wahrscheinlichkeit 2025 nicht mehr an. Das macht eine Kandidatur attraktiver als sonst, weil es keine Kandidatin mit Amtsbonus gibt. Öffentlich als Kandidaten bekannt sind bisher nur Marcel Hovelmann (Ratsgruppe Gut) und der frühere Pfarrer Hans Mörtter (bislang parteilos). Die FDP wählt am Samstag ihren Kandidaten aus, Sylvia Laufenberg und Volker Görzel stehen bisher zur Auswahl.
„Alle sind nervös“
Doch entscheidend für die Wahl sind vor allem die drei „Großen“, also Grüne, CDU und SPD. Seit Monaten wabern etliche Namen durch Rathaus und Stadtrat – mal glaubwürdig, mal weniger glaubwürdig. Dazu zählen beispielsweise für die Grünen Klimadezernent William Wolfgramm und Landtagsvizepräsidentin Berivan Aymaz oder für die CDU eine ganze Handvoll Namen wie etwa Bürgermeister Ralph Elster, Ex-Landtagsmitglied Oliver Kehrl oder Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. „Alle sind nervös“, sagte ein Beteiligter am Freitag.
Kann einer aus dem Parteientrio einen Kandidaten mit Strahlkraft präsentieren? Reker selbst hatte zuletzt angekündigt, dass sie sich zwar eine geeignete jüngere Kraft als OB wünsche, aber „aus Notwehr“ würde sie erneut kandidieren.
Diese Aussage werten viele Beteiligte eher als Strategie, um das letzte Amtsjahr nicht als sogenannte „lame duck“ zu beenden, also als Amtsträgerin, die aufgrund ihres Abschieds ohnehin nicht mehr ernst genommen wird und der deshalb die politische Kraft fehlt, um noch Projekte voranzutreiben. Im Juni sagte sie: „Ich gehe davon aus, dass im Herbst die Parteien ihre Kandidaten vorstellen werden. Dann sehen wir weiter.“
Grüne loten Möglichkeiten aus
Seit Monaten läuft die Suche der Parteien, Findungskommissionen treffen sich, prüfen Kandidatinnen und Kandidaten, wägen mögliche Optionen und Zusammenarbeiten aus. Das galt auch für Grüne und SPD. Grünen-Parteichefin Katja Trompeter sagte: „Es steht außer Frage, dass wir gewinnen wollen. Und darauf arbeiten wir hin und loten Möglichkeiten aus.“
Ein strategischer Vorteil von Diemerts Kandidatur wäre die mutmaßlich höhere Siegchance gewesen. Auch Reker, unterstützt von CDU und Grünen und damit von zwei der drei großen Parteien, gewann die Wahlen 2015 und 2020, jeweils gegen den SPD-Kandidaten auf Platz zwei. Dieses Mal wollen Grüne und CDU eigene Kandidaten präsentieren. Am 30. November könnte die CDU eine Kandidatin oder eine Kandidatin aufstellen, die Grünen peilen auch den Herbst an.
Für die SPD geht es bei der nächsten Kommunalwahl nach einem Jahrzehnt darum, im Idealfall sowohl im Rat als auch im OB-Büro wieder eine aktivere Rolle zu spielen. Momentan ist sie hinter Grünen (26 von 90 Sitzen) und CDU (20) nur die drittstärkste Kraft (19).
SPD Duisburg hatte Diemert vorgeschlagen
Seit 1945 hat die SPD in 51 von 80 Jahren den Oberbürgermeister in Köln gestellt – mit Ausnahme von Jürgen Roters (2009 bis 2015) besetzen aber seit 1999 andere Parteien den Posten. Zudem arbeiten seit 2015 Grüne und CDU im Stadtrat zusammen, auch weil sie gemeinsam Reker erfolgreich aufgestellt hatten.
2015 hatte die SPD die parteilose Diemert in Duisburg zur Wahl als Kämmerin vorgeschlagen, drei Jahre später in Köln schlugen aber die Grünen Diemert in Köln vor, sie wäre also beiden Lagern rein formal vermittelbar gewesen.
SPD Köln stellt nur einen Dezernenten
SPD-Fraktionschef Christian Joisten soll sich für Diemerts Kandidatur ausgesprochen haben, sie hätte ein Bündnis mit den Grünen nach 2025 und ein Ende der Zusammenarbeit von CDU und Grünen wahrscheinlicher gemacht. Die Mitarbeit in einem Mehrheitsbündnis ist attraktiv, in diesem Fall könnte die SPD nach der Kommunalwahl bei der Besetzung von Spitzenposten in der Verwaltung und den Aufsichtsräten mitreden.
Aktuell stellt die SPD in Schuldezernent Robert Voigtsberger nur einen von neun Dezernenten neben der OB. Auf Anfrage wollte Joisten sich nicht zu Diemert äußern, durch seine Position als Fraktionschef gilt er selbst als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl.
Er kündigte gegenüber dieser Zeitung an, wieder für den Stadtrat kandidieren zu wollen. Auf die Frage, ob er wieder Fraktionschef werden wolle, sagte Joisten, dass sich aus der Kandidatur möglicherweise etwas weiteres ableiten lasse. Die Entscheidung über den Listenplatz für ihn treffe aber die Partei.