Eine Kommission sollte einen OB-Kandidaten für die CDU finden. Schon seit Monaten zeichnete sich ab, dass sie keinen Erfolg haben würde.
CDUWie Mandl zum Favoriten auf die OB-Kandidatur in Köln wurde
Am Donnerstagvormittag bestätigt Parteichef Karl Alexander Mandl in einer internen Mitteilung an den Vorstand der Kölner CDU auf Whatsapp das, was der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Vorabend bereits öffentlich gemacht hat: „Ich biete der CDU Köln nunmehr an, mich über mein Amt als Kreisvorsitzender hinaus einzubringen ... und bekunde meine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters für die CDU Köln“.
Mandl erklärt in seiner Nachricht auch: Schon Anfang August habe sich „nach intensiven Gesprächen mit Kandidatinnen und Kandidaten“ abgezeichnet, dass sich die Vorschlagskommission nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag würde einigen können. In der Kommission saßen Mandl selbst, seine stellvertretenden Parteivorsitzenden Serap Güler und Thomas Schneider, Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet, Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma, Ulrich Soénius, Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs, die frühere Düsseldorfer Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher und Ratsfraktion-Mitglied Monika Roß-Belkner.
Mandl beteiligte sich nicht mehr an der Kommission
In der Folge hätten ihn Mitglieder der Kommission und „zahlreiche weitere Parteimitglieder angesprochen, für mich zu prüfen, ob ich nicht doch für eine Kandidatur bereitstünde“. Das sei für ihn überraschend gewesen und habe zu „ernsthaften Überlegungen in den Sommerferien“ geführt, schreibt Mandl weiter an seine Parteifreunde: „Am Ende stand meine Bereitschaft, zu kandidieren.“
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Mandl selbst hatte noch bei der Konstituierung der Vorschlagskommission verkündet: Keiner aus der Gruppe komme für eine OB-Kandidatur infrage. Er habe dem Rechnung getragen, schreibt er, indem er sich nicht mehr an der Entscheidungsfindung beteiligt habe, nachdem er entschieden hatte, selbst zu kandidieren.
Mandl entzog sich damit allerdings einem Prozess, der ihm zufolge doch längst abgeschlossen war. Und das eindeutig: Die in Teilen hochkarätig besetzt Kommission fand keinen OB-Kandidaten und keine OB-Kandidatin, auf den oder die sich alle als geeignet hätten einigen können. Es ist nach Informationen dieser Zeitung nicht einmal zu einem Votum gekommen, weshalb der Auftrag an den Parteivorstand zurückgegeben worden sei. Aus der Partei ist am Donnerstag immer wieder die Bezeichnung „Selbstfindungskommission“ zu hören.
Mehr als 20 Personen wurden gehandelt
Mehr als 20 Personen wurden demnach als mögliche Kandidaten ins Auge gefasst – ein Teil wurde von der Kommission auserkoren, andere boten sich an. Bestätigt ist etwa, dass über Oliver Kehrl, CDU-Vorsitzender in Rodenkirchen und Ex-Landtagsabgeordneter, gesprochen wurde. Kehrl wollte dies am Donnerstag nicht kommentieren. Aus dem CDU-Umfeld ist zu hören, dass auch Niklas Kienitz, Geschäftsführer der Fraktion im Stadtrat, als Kandidat gehandelt wurde.
Einer, dessen Name außerdem auftaucht, ist Hendrik Biergans. Der 44-Jährige aus dem Ortsverband Innenstadt will dazu ebenfalls keine Stellung nehmen, sagt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ aber: „Köln ist im Krisenmodus, und die Menschen in Köln wünschen sich Veränderung. Wir in der CDU haben gute Lösungsansätze und Antworten auf die Fragen der Menschen. Wir brauchen einen OB, der Wirtschaftsexpertise hat und Kommunikationsgeschick, jemanden, der den Fokus auf die Stadt und die Menschen richtet.“
Aus dem Parteiumfeld verlautet, die Kommission habe viele Gespräche geführt – und sich einige Absagen eingehandelt. Als Gründe seien unter anderem die starre Verwaltung, aber auch das im Vergleich zur freien Wirtschaft niedrige Einkommen als Oberbürgermeister aufgeführt worden. Zu erfahren ist allerdings auch: Es habe kein einziges Treffen der Kommission in voller Besetzung gegeben.
„Mein Ziel ist, seitdem ich die Position des Kreisvorsitzenden bekleide, der Wahlsieg der CDU Köln im nächsten Jahr“, schreibt Mandl weiter: „Und zwar auf ganzer Linie: in der OB-Wahl, der Kommunalwahl und der Bundestagswahl. Ich bin mir der Bedeutung für meine Partei und für mich persönlich bewusst.“
Parteivorstand berät am Montag
Am kommenden Montag soll der Parteivorstand über Mandls Bestreben beraten. Und am 30. November steht die Aufstellungsversammlung an. Mit Blick auf die kommenden Wochen schließt Mandl mit einem Appell: „Ich bin mir der Bedeutung für meine Partei und für mich persönlich bewusst. Nur mit großer Geschlossenheit werden wir im Wahljahr 2025 erfolgreich sein. Zum Wohle unserer Heimatstadt Köln.“
Der gewünschten Geschlossenheit kann sich Mandl derweil zwar nicht sicher sein – noch ist unklar, ob alle in der Partei die Füße stillhalten oder ob doch jemand gegen den Parteichef zur Abstimmung antritt. Mit Bernd Petelkaus Unterstützung kann Mandl hingegen wohl rechnen. Den Fraktionschef der CDU im Stadtrat hatte er im März 2023 bei einer Kampfabstimmung als Parteivorsitzenden abgelöst, das Verhältnis der Kontrahenten galt lange als belastet.
Davon ist am Donnerstag nichts zu spüren. „Wir wollen geeint in die Wahl gehen, um dann die Chance zu haben, den OB der Stadt Köln zu stellen“, sagt Bernd Petelkau auf Anfrage. „Wir werden am Montag darüber beraten und uns dann positionieren.“ Dass der Parteivorsitzende ein Vorschlagsrecht habe, das sei „gute Tradition und Brauch. Das war schon zu meiner Zeit als Kreisvorsitzender der Fall.“
Aus dem Umfeld der Partei ist derweil zu hören, es gebe eine Abmachung zwischen Mandl und Petelkau: Sollte Petelkau Mandl bei der OB-Kandidatur unterstützen, werde Mandl Petelkau im kommenden Jahr wiederum als Fraktionschef im neu zu konstituierenden Rat unterstützen. Außerdem werde dann in der Partei die Debatte um mögliche Schadenersatzforderungen gegenüber Petelkau aufgrund nicht eingetriebener Mitgliedsbeiträge in dessen Amtszeit endgültig beendet.
Mandl weist das deutlich zurück: „Dass es eine solche Absprache im Sinne eines Quid pro quo gibt, gehört in das Reich der Verschwörungstheorien“, sagt er. „Das ist Quatsch. Dafür bin ich auch nicht angetreten und das ist nicht mein Politikstil.“ Auch Petelkau verneint einen solchen Deal und spricht lediglich von gemeinsamen Zielen und dem Wunsch der Funktionsträger in der Partei und der Fraktion, gemeinsam Erfolg zu haben.
„Dass man sich darüber unterhält, wie man die Wahl gewinnt, das ist normal“, führt Mandl aus. „Wir sorgen alle geeint dafür, dass wir vorangehen und die Wahl gewinnen.“
Nicht nur bei der CDU wird nach einem OB-Kandidaten gesucht. Bei der SPD gilt Torsten Burmester, Vorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbunds, als Favorit. Die Findungskommission der Grünen braucht dem Vernehmen nach noch einige Wochen. Für die FDP kandidiert Volker Görzel. Für die Wählergruppe Gut tritt Marcel Hövelmann an. Ihre Kandidatur haben außerdem Hotelier Roberto Campione und der frühere Pfarrer Hans Mörtter angekündigt.