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Früherer Referent von Gerhard SchröderTorsten Burmester als OB-Kandidat der Kölner SPD im Gespräch

Lesezeit 4 Minuten
Torsten Burmester auf einer Tribüne im Ludwig-Jahn-Stadion in Herford.

Torsten Burmester auf einer Tribüne im Ludwig-Jahn-Stadion in Herford.

Die Suche nach einem OB-Kandidaten sei kein Selbstläufer, ist aus dem Rathaus zu hören. Bei der SPD hat sich offenkundig etwas getan.

Der Vorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Torsten Burmester, soll nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ einer der Favoriten der Kölner SPD bei der Suche nach einem Oberbürgermeister-Kandidaten für die OB-Wahl im Herbst 2025 sein. Noch ist die Suche aber noch nicht abgeschlossen, demnach sind auch andere Kandidaten oder Kandidatinnen möglich.

Burmester, 61, ist gebürtiger Kölner und war von 2002 bis 2005 persönlicher Referent von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Kanzleramt. Er ließ am Donnerstag auf Anfrage ausrichten: „Kein Kommentar.“

Nach seiner Zeit im Bundeskanzleramt arbeitete er bis 2011 als stellvertretender Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium, danach war er als Abteilungsleiter Wirtschaftsrecht im NRW-Wirtschaftsministerium bis 2020 beschäftigt.

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Parteichefin will sich nicht zu Namen äußern

Vor seinem Wechsel im Jahr 2022 zum DOSB war Burmester Generalsekretär beim Deutschen Behindertensportverband. Er wohnt in Köln und pendelt nach Frankfurt zum DOSB. Dieser ist laut eigener Satzung der Dachverband des deutschen Sports.

Seit 2022 ist Burmester auch Mitglied des Hochschulrates der Deutschen Sporthochschule Köln, an der er von 1986 bis 1992 studiert hat. Der Titel seiner Diplomarbeit: „Zur Aufnahme des Sports in das Grundgesetz und in die Verfassungen der Länder.“

Die SPD-Vorsitzende Claudia Walther wollte sich zu Namen nicht äußern, die Findungskommission werde „den Prozess im Laufe des Herbstes abschließen“, sagte sie am Donnerstag.

Suche ist „kein Selbstläufer“

In der 19-köpfigen SPD-Fraktion im Stadtrat ist die Rede von einem „Hochkaräter“, doch auch einen Kandidaten wie Burmester mit seiner Vergangenheit müsste die SPD im Wahlkampf erstmals in Köln bekannt machen.

Nach zehn Jahren Amtszeit tritt Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr an: Zwar lässt Reker ein Stück weit offen, ob sie zu einer dritten Amtszeit wieder antritt, „aus Notwehr“ würde sie es laut eigener Aussage wieder tun. Doch das gilt als taktischer Zug, um im letzten Amtsjahr noch möglichst viel politische Kraft aufzuweisen.

Vor allem für die drei großen Parteien Grüne (26 von 90 Sitzen im Rat), CDU (20) und SPD (19) bedeutet Rekers wahrscheinliches Abdanken eine Wahl ohne Amtsbonus einer amtierenden OB. Doch das Trio tut sich teils schwer, geeignetes Personal zu finden für die viertgrößte Stadt Deutschlands.

Situation im Rat spielt eine Rolle

„Es ist kein Selbstläufer“, ist zu hören. Köln gilt als schwierig, der Job als 24/7-Daueraufgabe mit kaum einer Atempause. Und Reker verlor nach einem Attentat 2015 im Wahlkampf fast ihr Leben, sie bekommt immer noch Drohbriefe. Grüne und CDU wollen ihre Kandidaten auch in den nächsten Wochen präsentieren, die Nervosität in den Parteien und bei möglichen Kandidaten ist fast allgegenwärtig.

Wie viel politische Kraft ein OB hat, hängt auch an einem Bündnis im Rat: Grüne und CDU haben Reker 2015 und 2020 unterstützt. Doch beispielsweise Grüne und SPD haben bei der Europawahl im Juni Stimmen verloren. Nimmt man das Ergebnis als Maßstab für die Kommunalwahl in einem Jahr, sind sie als Duo von einer Mehrheit mit 46 Sitzen weit entfernt.

Kämmerin Dörte Diemert.

Kämmerin Dörte Diemert.

Zuletzt hatte die Kölner SPD mit den Grünen über eine gemeinsame Kandidatin Dörte Diemert verhandelt: Die parteilose Kämmerin der Stadt Köln ist 2015 zunächst auf Vorschlag der SPD Kämmerin in Duisburg geworden, drei Jahre später wurde sie es in Köln auf Vorschlag der Grünen. Sie wäre also in beiden Lagern anschlussfähig und hätte mit der Unterstützung zweier großer Parteien gute Siegeschancen gehabt.

Zudem hätte eine gemeinsame Kandidatin Diemert das aktuelle Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt „gesprengt“, das gilt im Rathaus mittlerweile als offenes Geheimnis. Dass die CDU einen städtischen Finanzhaushalt 2025/2026 mitträgt, den Diemert als OB-Kandidatin von Grünen und SPD einbringt, wäre mehr oder weniger undenkbar gewesen.

Kossiski schaffte es in die Stichwahl

Doch die SPD entschied sich wie berichtet gegen Diemert, sie will demnach lieber einen eigenen Kandidaten oder eine eigene Kandidatin präsentieren. Und Diemert beendete Mitte September selbst die Gerüchte um ihre Person, als sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte: „Für eine OB-Kandidatur stehe ich nicht zur Verfügung.“

Vor vier Jahren hatte es der NRW-Landtagsabgeordnete Andreas Kossiski für die SPD in die OB-Stichwahl geschafft und unterlag Reker, 2015 schaffte es SPD-Kandidat Jochen Ott nicht mal in die Stichwahl. Reker gewann im ersten Wahlgang. Heute ist Ott SPD-Fraktionschef im Landtag.

Bislang offiziell verkündet haben ihre Kandidatur: Marcel Hövelmann (Ratsgruppe Gut), der frühere Pfarrer Hans Mörtter (bislang parteilos), Volker Görzel (FDP) und Roberto Campione (parteilos).