Nina Weber will Kölnern die Welt der Kräuter näherbringen, doch die Stadt untersagte ihr Angebot auf öffentlichen Grünflächen. Was sie nun plant.
Kölner GrünflächenNicht nur Sportkurse, sondern auch Kräuterführungen sind verboten
Anfang des Jahres hat Nina Weber eine unerwartete Nachricht der Stadt bekommen. Die auf ihrer Webseite angebotenen kommerziellen Kräuterführungen durch Köln sind nicht erlaubt. Damit hat sich Weber nun an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ gewandt, nachdem sie erfahren hat, dass auch gewerbliche Outdoor-Sportkurse auf Kölner Grünflächen nicht erlaubt sind.
Kommerzielle Kräuterführungen auf städtischen Grünflächen verboten
„Ich war konsterniert und habe mich ins Bockshorn jagen lassen“, berichtet sie. Ein Mitarbeiter der Stadt sagte ihr zunächst, dass sie für ihre Führungen eine Genehmigung braucht. In der Hoffnung, diese zu erhalten, füllte sie den entsprechenden Antrag für mehrere Termine aus.
Kurz darauf kam die Antwort des Stadtmitarbeiters, dass solche Genehmigungen laut Kölner Stadtordnung nicht ausgestellt würden. Und dass kommerzielle Kräuterführungen auf städtischen Grünflächen grundsätzlich verboten sind.
Sollte sie ihre Führungen fortsetzen, drohe ihr ein Ordnungswidrigkeitenverfahren, so der Stadtmitarbeiter. „Ich habe die Kräuterführungen im Kölner Grün dann bis auf Weiteres eingestellt und von meiner Webseite gestrichen. Ich hatte Angst, dass das Ordnungsamt mich erwischt“, sagt Weber.
Die Problematik um ihr kommerzielles Angebot beschäftigt sie seit kurzem wieder, nachdem sie vom Verbot kommerzieller Sportkurse in Kölner Parks erfahren hatte. „Ich finde, der öffentliche Raum sollte genutzt werden dürfen für so gesunde Angebote“, sagt Weber.
Die 55 Jahre alte Kräuterpädagogin bietet nebenberuflich Kräuterführungen und Wanderungen in Köln und Umgebung an. Ihre Touren konzentrieren sich darauf, essbare Pflanzen sicher zu bestimmen und giftige Doppelgänger zu vermeiden.
Teilnehmer pflücken Pflanzen im Forstbotanischen Garten
Im Forstbotanischen Garten gab es laut einer Stadtsprecherin Anfang des Jahres einen Vorfall, bei dem Teilnehmer einer Kräuterführung unerlaubt Pflanzen abgerissen haben. Ein Mitarbeiter des Forstbotanischen Gartens meldete den Vorfall der Stadtverwaltung.
Bei der Prüfung entdeckte die Verwaltung eine Webseite der betreffenden Person, auf der die Kräuterführungen im Forstbotanischen Garten angeboten wurden. Dadurch konnte der Verantwortliche identifiziert werden, gegen die Person wurde ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.
Weber sagt: „Bei meinen Führungen handelt es sich um reine Theorie-Vermittlung. Wir sammeln keine Kräuter, wir pflücken nichts ab.“ Bei ihr ist die Stadt ebenfalls über ihre Webseite auf die Kräuterführungen aufmerksam geworden. Die Stadt weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sie Webseiten nicht systematisch überprüft.
Lösungen für Kräuterführungen trotz Verbot gefunden
Im Gegensatz zu den Anbietern der Outdoor-Fitnesskurse kann Weber auf alternative Grünflächen ausweichen. Kräuterführungen seien auf Privatgrund oder teils in Forsten möglich, sagt sie. Als Konsequenz des Verbots plant sie nun vermehrt Kräuterwanderungen außerhalb Kölns anzubieten, etwa im Bergischen Land und der Eifel. Zudem versucht sie, als Referentin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland mit ihren Führungen vermehrt bei Bildungsträgern unterzukommen.
Ihren Schrebergarten in Köln-Bilderstöckchen kann sie für ihre Führungen nicht nutzen, da ein gewerblicher Gebrauch dort nach Kölner Kleingartenordnung ebenfalls nicht erlaubt ist.
Einige Anbieter von Kräuterführungen in Köln hätten bereits Lösungen gefunden, sagt Weber. Kurse werden auf Privatgelände angeboten, wie etwa bei der Wildkräuterei in Köln-Junkersdorf. Andere hätten Vereinbarungen mit Bio-Bauern, deren Flächen sie für Führungen nutzen dürfen.
Auch wenn sie derzeit keine Touren mehr auf Kölner Grünflächen anbietet, hofft Weber, dass die Stadtordnung für kommerzielle Kräuterführungen in naher Zukunft geändert wird. Bei einer Abfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu einer Änderung der Stadtordnung zugunsten kommerzieller Outdoor-Sportkurse in Kölner Parks zeichnete sich im Rat jüngst keine Mehrheit ab. Weber ist dennoch der Meinung: „Der öffentliche Raum sollte für solche gesunden und lehrreichen Angebote (kommerzielle, Anmerkung der Redaktion) zugänglich sein.“