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Altenzentrum Sankt HeribertParkplatznot am Altenzentrum in Köln-Deutz

Lesezeit 4 Minuten

Die Fläche hinter dem Senioren-Zentrum diente einst als Parkplatz, jetzt ist sie abgesperrt.

Köln-Deutz – Für den an Demenz erkrankten Bruno Kleinjohann sind die regelmäßigen Besuche von Mike Bellon im Deutzer Altenzentrum Sankt Heribert eine willkommene Abwechslung im oft einsamen Alltag. Doch ob Bellon seine ehrenamtliche Arbeit auch weiterhin leisten möchte, weiß der 52-Jährige nicht. Denn seit einigen Wochen findet er auf dem Grundstück keinen Parkplatz mehr: Bisher parkte er auf einer denkmalgeschützten Fläche hinter dem Altenheim, doch die hat die Stadt nun endgültig verriegelt. Sogar Mitarbeiter des Heimes überlegen, aufgrund der angespannten Parksituation zu kündigen.

„Ich kann das einfach nicht nachvollziehen“, sagt Bellon. Mit zitternden Händen und rotem Kopf zeigt er auf vier Pfosten, die auf der Rückseite des Altenzentrums fest in der Erde verankert sind. Noch vor einigen Wochen waren sie mit einem speziellen Schlüssel zu öffnen, der im Baumarkt frei erhältlich war. Wer einen hatte, konnte auf die Fläche fahren.

Mike Bellon (r.) fährt Bruno Kleinjohann regelmäßig zu dessen Bruder. Die KVB kommt für den Demenzkranken nicht in Frage.

Offiziell gehört dem Altenheim die Fläche zwar nicht, doch laut Bellon und Mitarbeitern des Heimes ließ die Verwaltung das Altenheim augenscheinlich gewähren – bisher.

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Nur noch sechs Parkplätze

Denn seit rund einem Monat kann auf der inzwischen komplett abgeriegelten Fläche endgültig nicht mehr geparkt werden, dem Altenheim bleiben nun noch sechs reguläre Parkflächen sowie drei öffentliche Behindertenparkplätze vor dem Haus – für 108 Bewohner und 120 Mitarbeiter. „Die sind immer belegt. Und sonst finde ich keine – außer vielleicht kostenpflichtige“, sagt Bellon. „Aber die sind erstens meist zu weit weg, wenn ich Herrn Kleinjohann abhole, und zweitens: Wer soll mir das als Ehrenamtlicher bezahlen?“ Seit mehr als zwei Jahren schon betreut Bellon den an Demenz erkrankten 79-jährigen Senior ehrenamtlich in Sankt Heribert, leistet ihm Gesellschaft, geht mit ihm einkaufen, vor allem aber fährt er ihn mehrmals pro Woche zu seinem ebenfalls nicht mehr mobilen Bruder – die einzige Möglichkeit für Kleinjohann, der sonst keine Familie mehr hat, den Bruder persönlich zu sehen.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? Ebenfalls keine Alternative. „Ich bin im Kopf auch nicht mehr so klar. Das wäre also keine gute Idee“, erzählt Kleinjohann. Dabei sind Kleinjohann und Bellon nicht die einzigen, die mit der verschärften Platznot vor dem Altenzentrum zu kämpfen haben: Nach Informationen dieser Zeitung hatten auch Ärzte, die zur Behandlung von Patienten ins Altenheim kommen sollten, Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden, mussten wohl sogar Termine absagen. Ähnlich geht es Angestellten des Altenheims, die sich nach eigenen Angaben bei ihrem „geringen Gehalt kein Jobticket leisten“ wollen.

Berechtigung gab es nie

Als sie noch die Fläche hinter dem Altenheim hätten nutzen können, habe es solche Probleme nicht in dieser Intensität gegeben. Warum also hat die Stadt Köln die einstige Parkfläche geschlossen? Auf Nachfrage teilt sie mit: „Eine Berechtigung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Senioreneinrichtung, dort zu parken, hat es nie gegeben“, stellt Sprecher Jürgen Müllenberg klar. Die betroffene Fläche sei denkmalgeschützt, das Parken auf ihr also grundsätzlich untersagt. Bisher hätten sich Autofahrer immer wieder unrechtmäßig „Zufahrt zu dieser Fläche verschafft“ und sie „zugeparkt“.

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Dies habe man „nachhaltig unterbinden“ wollen. Müllenberg verweist darauf, dass es in der Umgebung auch kostenpflichtige Parkmöglichkeiten gebe, auf die man ausweichen könne.

„Grundsätzlich muss eine Einrichtung wie das Seniorenhaus zunächst einmal eigenständig Lösungen für Parkplatznachfragen ihrer Mitarbeiter anbieten.“ Eine Antwort, die Bellon nicht zufriedenstellt.

„Offensichtlich stellt die Stadt den Denkmalschutz über die Menschlichkeit“, sagt er verärgert. „Ich mache ein Ehrenamt. Wenn mir das die Stadt auf diese Weise nimmt, dann höre ich auf.“

Für Kleinjohann würde das bedeuten, dass er seinen Bruder wohl kaum noch sehen würde – mit Sorgenfalten auf der Stirn sagt er: „Wenn Herr Bellon wirklich aufhören würde, wäre das tragisch für mich.“ Dabei ist der Ehrenamtler längst nicht mehr der einzige, der ans Aufgeben denkt: Auch Angestellte des Altenheims reden inzwischen schon laut über eine Kündigung. Eine Mitarbeiterin des Heimes, die anonym bleiben möchte, berichtet: „Ich denke schon darüber nach, mir etwas Neues zu suchen. Lange geht das so nicht mehr weiter.“