Die Polizei ermittelt nach mehreren Einbrüchen bei Optikern – die Beute geht vermutlich nach Osteuropa.
Spektakulärer Einbruch am EigelsteinDiebe schlagen Loch in die Wand von Kölner Optiker und stehlen hunderte Designerbrillen
Der Einbruch an Karfreitag war gut vorbereitet – und perfekt ausgeführt. Die Täter haben bekommen, was sie wollten und wurden bis heute nicht gefasst. Als Eduardo Engehausen diese Woche in seinem Optikergeschäft auf dem Eigelstein steht, sind die Regale hinter ihm wieder gefüllt mit Designerbrillen von Gucci, Prada, Dior, Chanel, Tom Ford und anderen Luxusmarken.
Aber als Engehausen an Ostersamstag gegen elf Uhr seinen Laden aufschloss, sah das noch ganz anders aus: gähnende Leere in den Vitrinen, nur vereinzelt hatten die Einbrecher Fassungen zurückgelassen. Zum ersten Mal in 16 Jahren war Engehausen bestohlen worden. Die Täter sind mit mehreren hundert Brillen im Gesamtwert von 85.000 Euro entkommen. „Ich kann noch froh sein, dass sie nicht randaliert und nichts kaputt gemacht haben“, sagt Engehausen – jedenfalls im Verkaufsraum. Anders sah es im Keller aus.
Köln: Nachbar sprach kurz vor Einbruch noch mit einem Täter
Die Einbrecher waren zunächst in einen Kellerraum des Nachbarhauses eingestiegen. Sie durchbrachen die gemauerte Wand, gelangten so ins Untergeschoss des Optikergeschäfts und von dort über die Treppe in den Verkaufsraum – vermutlich an Karfreitag. Denn ein Nachbar hatte offenbar einen der Täter kurz vor dem Durchbruch noch im Keller gesehen, ihn sogar gefragt, was er da tue. „Arbeiten“, soll der Einbrecher geantwortet und weitergemacht haben. Den Nachbarn stellte das offenbar zufrieden, er hakte nicht weiter nach. Das war am Mittag des Karfreitags, 29. März.
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Und die Polizei prüft einen Zusammenhang zu einem weiteren Einbruch in den Keller des Nachbarhauses in der Nacht zum Montag, 25. März. „Es besteht der Verdacht, dass die Täter dabei die Örtlichkeit ausgekundschaftet haben“, sagt ein Polizeisprecher.
Möglicherweise waren es sogar dieselben Männer, die vorige Woche einen weiteren Designerbrillen-Laden auf der Dürener Straße in Lindenthal leergeräumt haben. Laut Polizei hatten die Täter zwischen Mittwochabend, 17. April, 18.30 Uhr, und Donnerstagmorgen, 9 Uhr, eine Fensterscheibe eines rückwärtigen Raumes, der von der Theresienstraße aus erreichbar ist, beschädigt und mehrere hochwertige Brillen gestohlen. Von der Beute und den Dieben fehlt jede Spur.
Dazu kommt ein Einbruch in ein Luxusbrillen-Geschäft in der Bonner Innenstadt zwischen dem 6. und dem 8. April, einem Wochenende. Auch hier entkamen die Diebe mit Brillen und Brillengestellen im Gesamtwert von mehr als 100.000 Euro.
Eduardo Engehausen glaubt nicht an einen Zufall, sondern an professionelle Banden. Er spricht von Einbrüchen zur „Prime Time“. Denn wie jedes Jahr hätten die Händler im Januar die neuen Kollektionen auf den Messen bestellt, vor Ostern wurde die Ware ausgeliefert – und nun sind die Lager und Geschäfte voll. „Die Täter wissen genau, was sie da tun“, sagt Engehausen. „Die machen das nicht zum ersten Mal.“
Köln: Brillen-Diebe schlagen vor allem im Frühjahr zu
In der Branche gehen viele davon aus, dass es sich um Auftragstaten handelt. Die gestohlenen Brillen und Gestelle würden nicht im Internet oder auf Flohmärkten verkauft, sind sich die Händler sicher, sondern tauchten wohl demnächst in Boutiquen und Optikerläden irgendwo in Osteuropa auf. Dort wolle wohl jemand „ein Brillengeschäft eröffnen und hat jemanden damit beauftragt, die benötigten hochwertigen Gestelle zu besorgen“, hatte ein bestohlener Optiker in Düsseldorf im Frühjahr 2023 der „Rheinischen Post“ gesagt. In Mülheim an der Ruhr gelang der Polizei voriges Jahr mitten in der Nacht die Festnahme eines serbischen und eines kroatischen Verdächtigen, die kurz zuvor in ein Optikergeschäft eingebrochen sein und zahlreiche Brillen gestohlen haben sollen.
Eduardo Engehausen kann sich vorstellen, dass seine Brillen zum Beispiel längst in Russland sind. Dort sei Luxusware wegen des Handelsembargos seit dem Angriff auf die Ukraine nur noch schwer zu bekommen, die Nachfrage sei entsprechend hoch. Ohnehin sei Designerware westeuropäischer Hersteller wegen der komplizierten Lizenzrechte auf dem osteuropäischen Markt notorisch knapp.
Direkt nach dem Einbruch in sein Geschäft auf dem Eigelstein hat der Optiker in ein hochwertiges Alarmsystem investiert. Die gestohlene Ware ist versichert. Engehausen hofft nun nur noch, dass er den Wert auch komplett ersetzt bekommt.