Die Stadt will die Holzkohlegrills auf der Weidengasse verbieten. Die Restaurantbetreiber verstehen die Welt nicht mehr.
Holzkohlegrills auf der WeidengasseRestaurantbesitzer klagt gegen Verbot der Stadt Köln
Der Restaurantbetreiber von der Weidengasse ist stinksauer auf die Stadt. Die will die traditionellen Holzkohlegrills stilllegen. Ein neues Gutachten hat ergeben, dass die Geruchsbelästigung trotz kürzlich installierter Filter zu groß sei. „Wir haben hier freiwillig für 30.000 Euro eine Filteranlage eingebaut. Wir haben der Stadt verschiedene Vorschläge für die Anlagen vorgelegt, die hat gesagt: ist okay. Und nun das.“ Dabei gebe Holzkohlegrills auch auf der Venloer Straße und der Keupstraße. „Doch da gibt es keinen Ärger.“
Er hat nun eine Klage gegen die Stadt eingereicht. Seine Rechtsanwältin Stefanie Beyer sagt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Sache befindet sich jetzt im Anhörungsverfahren, es werden Stellungnahmen von allen Seiten eingeholt.“ Die Sache werde wohl demnächst vor dem Verwaltungsgericht landen.
Restaurantbesitzer auf Weidengasse investierten 25.000 Euro
Der Restaurantbetreiber will anonym bleiben, seine Kollegen sind derzeit nicht zu sprechen. Die Lage in der Weidengasse hat sich verhärtet. Dabei hatte es im Januar 2023 so ausgesehen, als würde der jahrelang schwelende Streit zwischen Anwohnern, die sich durch den Rauch aus den Schornsteinen der Lokale belästigt fühlen, und den Betreibern ein gutes Ende finden. Damals wurden bei einem Pressetermin Filteranlagen auf dem Dach des ersten von fünf Lokalen installiert. Die Inhaber investierten nach eigenen Angaben jeweils mindestens 25.000 Euro.
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Als „Leuchtturmprojekt mit bundesweiter Signalwirkung“ bezeichnete bei dem Termin Burkhard Wennemar, Vorsitzender des Bürgervereins Kölner Eigelstein, den Einbau. Die Weidengasse sei die erste Straße in Deutschland, in der alle Gastronomen freiwillig Filter einbauen. „Das ist ein wesentlicher Beitrag, um den Zusammenhalt im Veedel zu stärken.“
Bürgerverein Eigelstein ist froh über Entscheidung der Stadt Köln
Ruth Wennemar, Sprecherin des Bürgervereins, sagt nun aktuell: „Wir würden uns wahnsinnig freuen, wenn die Holzkohlegrills stillgelegt werden. Die Zustände haben sich durch die Filter nicht verbessert.“ Offensichtlich seien nicht geeignete Anlagen ausgewählt worden. Der Zustand sei für die Anwohner nicht zumutbar. Neben dem Geruch würden auch viele gesundheitsgefährdende Stoffe verbreitet. Eine Anwohnerin habe inzwischen exemplarisch einen der Restaurantbetreiber verklagt.
Die Stadt Köln sieht sich nicht in der Verantwortung und sagt auf Anfrage: „Das Umweltamt war nicht verantwortlich für die Auswahl der Filter. Nach Kenntnis der Stadt hatten die Betreiber einen Lüftungsbauer beauftragt.“ In Rückschau auf die Entwicklung in dem Streit erscheinen diese Aussagen verwunderlich. Die Auseinandersetzung begann 2017, nachdem sich Anwohner über den starken Rauch beschwert hatten. Es gab zahlreiche Veedeltreffs zu dem Thema und auch die Bezirksvertretung befasste sich mehrmals damit.
Ein erstes von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten zu den fünf Betrieben im Sommer 2021 hatte ergeben, dass die „zulässigen Geruchsbelastungen durch jedes Restaurant überschritten wurden“. Danach wurde nach Lösungen gesucht. Mitglieder des Bürgervereins und Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) fuhren sogar nach Mannheim – wo es einen ähnlichen Konflikt gibt –, um sich dort über Filter zu informieren.
Kölner Rechtsstreit könnte sich lang hinziehen
Im Oktober 2022 teilte eine Vertreterin des Umweltamtes in der Bezirksvertretung Innenstadt dann mit, dass die fünf Grillrestaurants freiwillig Abluftreinigungsanlagen zur Verminderung des Geruchs installieren werden. Das zusätzliche Herausfiltern anderer Stoffe stehe dabei nicht zur Debatte. Den Gastronomen sei vorgeschrieben worden, Anlagen einbauen zu lassen, die „auf dem Stand der Technik“ sind.
Das ausgewählte Unternehmen verspreche, seine Geräte würden die Emission um 95 Prozent verringern, und dies hätten Prüfungen bestätigt, sagte die Vertreterin des Umweltamtes zu dem Zeitpunkt. „Ich gehe davon aus, dass es gut funktioniert.“ Bezirksbürgermeister Hupke verlangte von der Stadtverwaltung, „akribisch“ darauf zu achten, dass bei der Ausstattung der Lokale mit Filteranlagen „das Maximale“ herausgeholt werde. Sonst gebe es Klagen.
Doch schon bald gab es wieder Beschwerden aus der Nachbarschaft. Das Umweltamt schaltete erneut ein Gutachterbüro ein und im März kam das Ergebnis: Die installierten Anlagen seien nicht geeignet, „die Gerüche in der Weidengasse auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß zu reduzieren“. Die befürchteten Klagen sind nun gekommen. Dass der Rechtsstreit sich lange hinziehen könnte, zeigt das Beispiel Mannheim. Dort wehren sich Restaurantbetreiber mit Holzkohlegrills gegen die Anordnung der Stadt, Abluftanlagen zu installieren. Das Verfahren liegt beim Verwaltungsgericht.
Der Restaurantbesitzer von der Weidengasse sagt: „Ich verstehe das Verhalten der Stadt und des Bürgervereins nicht. Wir haben freiwillig viel Geld ausgegeben. Müssen wir jetzt nochmal für viel Geld Filter einbauen?“