Anwohner der Weidengasse am Eigelstein hatten sich wegen Geruchsbelastung beschwert. Nach einem Gutachten gingen die Kölner Gastronomen jetzt einen ungewöhnlichen Schritt.
Vorreiter in DeutschlandGastronomen der Kölner Weidengasse setzen auf Innovation gegen Grillgeruch
Als „Leuchtturmprojekt mit bundesweiter Signalwirkung“ bezeichnet Burkhard Wennemar, Vorsitzender des Bürgervereins Kölner Eigelstein, den Einbau von Filtern in den Holzkohle-Grillrestaurants der Weidengasse. Am Donnerstag machte der „Doy Doy Palast“ den Anfang.
Die vier anderen Gastronomiebetriebe folgen unmittelbar danach. Damit ist Köln laut Wennemar Vorreiter in ganz Deutschland: Die Weidengasse sei die erste Straße, in der alle Gastronomen nach einem Geruchsgutachten freiwillig Filter einbauen.
Kooperation auf freiwilliger Basis
Zwar hat auch Mannheim - dessen Weg, das Problem der Belästigung durch Grillabgase zu lösen, Vorbild für das Kölner Vorgehen war - ein Geruchsgutachten erstellen lassen, doch gegen die darauf fußende Anordnung, Anlagen zur Abluftreinigung anzuschaffen, hatten sich betroffene Restaurantbetreiber in Mannheim gerichtlich gewehrt. Die Sache ist noch nicht entschieden.
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In Köln ist man weiter, denn die Gastronomen sind aus freien Stücken zur Kooperation bereit. Die Anschaffung ist alle andere als billig. Rund 25.000 Euro koste die moderne Filteranlage, sagte Mehmet Harmanci, Inhaber des „Doy Doy Palasts“, während Monteure der Kölner Firma LGB-Lufttechnik sie im Beisein ihres Chefs Hans-Jürgen Lellmann auf dem Flachdach installierten. Trotz wirtschaftlicher Krise hätten er und die anderen Restaurantbetreiber sich entschieden, mitzumachen, „weil es wichtig für die Straße ist“, sagte Harmanci. „Die Weidengasse wird ein Problem weniger haben.“
Mehrere Petitionen und Veedelstreffs wegen der Emissionn
2017 begann der Bürgerverein zwischen Anwohnern, die sich über die Emissionen bescherten, und Gastronomen zu vermitteln. Es folgten mehrere Veedelstreffs zu dem Problem und Petitionen; auch die Bezirksvertretung Innenstadt befasste sich mit dem Konflikt.
Dass sich lange nichts änderte, lag daran, dass sich die Gastronomen im legalen Rahmen bewegten, das heißt, es fehlte eine rechtliche Handhabe, sie dazu zu bringen, Anlagen zur Abluftreinigung einzubauen. Schließlich schlug die Stadt den Weg ein, den Mannheim aufgezeigt hatte, und gab ein Geruchsgutachten in Auftrag.
Die Untersuchung galt allein der Geruchsbelästigung, nicht der Gesundheitsschädlichkeit. Das Ergebnis, das die Verwaltung im vorigen Juni der Bezirksvertretung präsentierte, war eindeutig: Die gemessenen Werte lagen deutlich über der Obergrenze, die in der Geruchsemissions-Richtlinie für Wohn- und Mischgebiete festgesetzt ist.
Alle Gastronomen hielten sich an die Frist der Stadt
Daraufhin forderte das Umwelt- und Verbraucherschutzamt die fünf Gastronomen auf, ihre Restaurants nachzurüsten, und setzte eine Frist für die Rückmeldung. Da alle rechtzeitig zusagten, war es nicht nötig, ein Ordnungsverfahren einzuleiten.
Die neuen Filteranlagen sind Hochleistungseinrichtungen. In einer ersten Stufe werden die größeren Partikel abgeschieden. Dann filtern zwei elektrostatische Module weitere Partikel heraus. Schließlich wird die Küchenabluft mit UV-C-Licht bestrahlt, bevor sie im Rohr nach oben steigt. Der Reinigungsgrad betrage 95 Prozent, sagte Lellmann. Die Anlagen verringern nicht nur den Geruch erheblich, sondern zugleich auch das Gesundheitsrisiko, das Feinstaubpartikel darstellen.
Wennmar: Es gibt nur Gewinner
Der Einbau der Filter sei „das Ergebnis und der Höhepunkt fünfjähriger gemeinsamer Anstrengungen von Anwohnern, Gastronomen, der Stadt und dem vermittelnden Bürgerverein“, so Wennemar. „Dabei gibt es nur Gewinner: die Anwohner, die jetzt wieder deutlich sauberere Luft atmen, die Gastronomen, die ein positives Beispiel für nachbarschaftliche Rücksichtnahme geben und damit werben können, und den Bürgerverein, der erfolgreich vermitteln und Klagen der Anwohner gegen die Gastronomen verhindern konnte. Das ist ein wesentlicher Beitrag, um den Zusammenhalt im Veedel zu stärken.“
Der Dank des Vereins gehe „an die Gastronomen und an die Bezirksvertretung Innenstadt, allen voran an Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, der von Anfang an mit hohem persönlichen Einsatz an dieser Lösung mitgearbeitet hat“. Andreas Hupke sagte am Donnerstag, es sei gelungen, das Problem „demokratisch und in respektvollem Umgang miteinander“ zu lösen. Ähnlich wie Wennemar unterstrich er, das Resultat sei „bundesweit einmalig“.