Bei der posthumen Vernissage der verstorbenen Kölner Malerin Roswita Waechter loben Kuratorin Elvira Reith und Elfi Scho-Antwerpes ihr Werk.
Kölner Malerin Roswita WaechterAusstellung in Überlebensstation Gulliver schafft Fenster nach Draußen
Beim Betreten der ohnehin lebendigen Überlebensstation Gulliver am Hauptbahnhof offenbart sich in den kommenden Monaten ein außergewöhnliches Bild: Während beinahe die gesamte Nordseite bereits von einer großen Glasfront gebildet wird, scheinen auch die an sie anschließenden Seitenwände plötzlich von Fenstern durchzogen, die authentische Ausblicke in eine ungewöhnlich naturbelassene und helle Landschaft gewähren.
Bei diesen neuen Fenstern handelt es sich jedoch nicht etwa um einen Umbau der Obdachloseneinrichtung, sondern um Gemälde der im Januar dieses Jahres verstorbenen Kölner Malerin Roswita Waechter. Nachdem sie und ihr Ehemann Michael Mohr bereits 2011 Kunstwerke in den Räumlichkeiten von Gulliver ausstellten, wird hier bis zum 21. Juli die Gedächtnisausstellung „Sich suchen – Selbst sein“ zu sehen sein, die am vergangenen Donnerstag durch eine posthume Vernissage eröffnet wurde.
Die Ausstellung zeigt Selbstportraits und Bilder von Fensterausblicken
„Roswitas Kunst ist introvertiert und nachdenklich. Am häufigsten hat sie sich selbst porträtiert oder Menschen aus ihrem engsten Kreis gemalt“, erklärt Michael Mohr den Namen der Ausstellung, „Dieses Motiv – die Suche nach dem Selbst – steht symbolisch für ihr ganzes Leben. Roswita hat selber 1991 einer Ausstellung den gleichen Namen gegeben.“
Tatsächlich fallen an den Wänden der Überlebensstation neben besagten Gemälden von Fensterausblicken in eine grüne, malerische Ferne insbesondere Selbstportraits und Bilder von Michael Mohr auf. Sie zeichnen „fantastischer Realismus und besondere Präzision“ aus, meint Kuratorin der Ausstellung Elvira Reith und ergänzt: „Wir hoffen, mit dieser Ausstellung etwas von dem Licht verbreiten zu können, das Roswita in ihrer Kunst geschaffen hat“.
Köln: Roswita Waechter wurde von ihrem Umfeld inspiriert
Inspiriert wurde die Kölner Malerin in erster Linie von ihrem direkten Umfeld. „Unser Atelier in Sürth befindet sich im Dachgeschoss einer alten Grundschule. Von dort aus hat man in alle vier Himmelsrichtungen Fenster. Roswita hat Stunden über Stunden damit verbracht, die Aussicht zu malen“, erinnert sich Michael Mohr. Allerdings war auch er selbst Teil einiger ebenso lang andauernder künstlerischer Schaffungsprozesse.
Versöhnlich lachend und mit Tränen in den Augen erzählt der Künstler: „Roswita hat lieber mich dutzende Male gemalt, als andere Modell stehen zu lassen. Das ging mir teilweise sehr auf den Geist“. Zuletzt malte Roswita Waechter jedoch vor allem Komponisten. Zum Ende ihres Lebens hörte die Künstlerin im Atelier zusammen mit ihrem Ehemann viel Radiomusik, die sie unter anderem zu den ebenfalls im Gulliver ausgestellten Gemälden von Modest Mussorgski und Max Reger inspirierte.
Elfi Scho-Antwerpes, die als Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadt Köln der Vernissage ebenfalls beiwohnte, bewundert die Fähigkeit der Malerin, sich so inspirieren zu lassen und betont: „Auf ihren Selbstportraits wirkte Roswita oft ängstlich oder angestrengt, aber das ist nur die eine Seite. Sie war ebenso ein fröhlicher und lustiger Mensch“. Die Ausstellung ist bis zum 21. Juli in der Überlebensstation Gulliver, Trankgasse 20, kostenlos zu sehen.