„Alt sein heißt nicht stumm sein“– diesen Grundsatz haben sich „Omas gegen rechts“ auf die Fahnen geschrieben. Gabriele Teuber wird jetzt im Kölner Süden aktiv.
„Verpflichtung meiner Generation“Sürtherin will „Omas gegen rechts“ im Kölner Süden aufbauen
„Ich sehe es als eine Verpflichtung meiner Generation an, vor einer Partei zu warnen, die die demokratischen Grundwerte abschaffen möchte“, sagt Gabriele Teuber. Für die Sürtherin ist der Protest gegen die AfD derzeit ein Fulltime-Job: Sie geht nicht nur regelmäßig in Köln und Umgebung zu den Demonstrationen gegen rechts, sondern möchte im Kölner Süden eine lokale Gruppe „Omas gegen rechts“ gründen.
Teuber führt Gespräche in Gemeinden, auf Märkten und bei Seniorentreffen
Über Kirchengemeinden, Seniorennetzwerke oder auf den Wochenmärkten in Sürth und Rodenkirchen versucht die ehemalige Geschichtslehrerin der Europaschule in Zollstock, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen.
„Ich beobachte in letzter Zeit, dass Menschen mit rechtem Gedankengut zunehmend lauter werden, und auf der anderen Seite höre ich immer häufiger: ‚Wir haben Angst wegen der rechten Pöbeleien den Mund aufzumachen‘. Dieses Schweigen muss ein Ende haben. Wir sind die Mehrheit“, sagt die 68-Jährige, die selbstbewusst und angstfrei den Button ‚Omas gegen rechts‘ an ihrer Jacke trägt.
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Anti-AfD-Flyer verteilen allein reicht nicht
Gabriele Teuber sucht stets das persönliche Gespräch, es reicht ihr nicht, den Menschen nur einen Flyer in die Hand zu drücken, den diese womöglich im nächsten Papierkorb entsorgen. In den Flyern, die der Bundesverein „Omas gegen rechts“ herausgibt, ist nicht nur die AfD-Sicht über Familie, Frauen oder Ausländerrechte nachzulesen, sondern sie liefern auch Hilfen zur Gegenargumentation.
„‚Es gibt Frauen, die sollten lieber an einer Stange tanzen, als Politik zu machen‘ – wenn ich diese Aussage des AfD-Europapolitikers Petr Bystron lese, dann habe ich Angst vor der Europawahl im Juni. Diese Flyer sind sehr gut, sie entlarven die populistische Sprache der AfD. Ich würde die Flyer auch in der Linie 16 verteilen, ich scheue vor nichts zurück“, sagt Teuber.
Sie ist seit 40 Jahren Mitglied in der SPD und davon überzeugt, dass die demokratischen Parteien noch nicht das richtige Konzept gegen rechts gefunden haben. „Sie haben nicht versagt, aber sie argumentieren nicht gut genug, man muss nicht über jedes Stöckchen der Rechtspopulisten springen“.
Teuber ist in Köln auch mit Weste, Regenschirm und Schild unterwegs
Die Idee zu „Omas gegen rechts“ entstand 2017 in Wien, als sich in Österreich eine Regierungsbeteiligung der FPÖ abzeichnete. Schnell breitete sich das Bündnis engagierter, älterer Frauen auch in Deutschland aus. Schon ein Jahr später entstand um Ann Ohnweiler die erste Gruppe „Omas gegen rechts“ in Süddeutschland, inzwischen sind in über 70 deutschen Städten „Oma“-Gruppen aktiv.
2020 wurden sie vom Zentralrat der Juden mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Die Gruppen sind bundesweit gut vertreten, haben keine Vorsitzende, sind überparteilich und über die sozialen Medien wie Tiktok, Facebook, Whatsapp und Instagram bestens vernetzt. Bei Demonstrationen sind sie gut zu erkennen: Auf ihren weißen Warnwesten, Regenschirmen und selbstgebastelten Schildern steht in Großbuchstaben: „Omas gegen rechts“. So eine Weste, einen Regenschirm und ein Schild hat auch Gabriele Teuber.
Sürtherin wirbt von Godorf bis Zollstock für ihre Neugründung
„Seit diesem Geheimtreffen in Potsdam sind 50 neue Regionalgruppen entstanden. Wir sind bundesweit aktuell 30.000 aktive Omas. Die AfD hat 46.000 Mitglieder, das müssen wir toppen“, so die engagierte Sürtherin, die seit Anfang März im Kölner Süden, von Godorf bis Zollstock für ihre Neugründung wirbt.
„Ich bin die erste ‚Oma gegen rechts‘ in Weiß, die das öffentlich macht. Hier im Stadtteil gibt viele Frauen, die sich mit dem Rechtsruck beschäftigen, das merke ich in den Gesprächen über den Zaun, aber die meisten möchten sich nicht öffentlich äußern. Das ist sehr schade, aber ich denke, die schweigende Mehrheit sieht man spätestens an den Wahlergebnissen“, sagt Barbara Otto, die seit 36 Jahren in Weiß wohnt und sich dagegen wehrt, dass Senioren als senil und desinteressiert abgestempelt werden. „Wir sind keine hilflosen und apolitischen Wesen, die mit dem Rollator durch die Gegend laufen und nur an Sing- und Strickkursen teilnehmen.“
Neue Buttons stehen schon auf der Bestellliste
Gabriele Teuber wünscht sich, dass bis zu Europawahl im Juni die Gruppe der ‚Omas gegen rechts‘ im Kölner Süden weiterwächst. Es müssten nicht nur Omas sein: „Ich freu mich auch über Opas und auch jüngere Menschen. Die Buttons ‚Opas gegen rechts‘ und „Oma schickt mich‘ stehen schon auf meiner Bestellliste“, sagt die Sürtherin.
Wer Interesse hat bei den „Omas gegen rechts“ im Kölner Süden mitzumachen, der kann sich bei Sonja Schwarzenbacher, der Koordinatorin des Caritas SeniorenNetzwerks Sürth am Marktplatz melden oder direkt mit Gabriele Teubner per Mail Kontakt aufnehmen.