In der Diskussionsrunde im Kubus des Vereins „Haus der Architektur“ gingen die Meinungen über die Gestaltung weit auseinander.
„Völlig ungeordnet“Deutliche Kritik an Ausbauplänen für Kölner Hohenzollernbrücke
Soll die Hohenzollernbrücke um einen elf Meter breiten Anbau erweitert werden, damit Fußgänger und Radfahrer mehr Platz haben? Seitdem der Stadtrat entsprechende Pläne der Stadtverwaltung gestoppt hat, ist der Raum für diese Diskussion wieder besonders groß.
Auch im Kubus des Vereins „Haus der Architektur“ auf dem Josef-Haubrich-Hof gingen die Meinungen auseinander. Das Thema treibt viele Menschen um, entsprechend schnell waren die Sitzplätze im weißen Würfel belegt. Die Hohenzollernbrücke ist neben dem Dom das Kernelement der Kölner Stadtsilhouette schlechthin. Schon die Dombrücke als Vorgängerbau bildete ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Kathedrale eine symbolträchtige Einheit. Die Stadt will also an äußerst sensibler Stelle operieren, um dem zunehmenden Rad- und Fußverkehr Rechnung zu tragen.
Neue Bögen würden sich deutlich von den bisherigen unterscheiden
Ihre Vorzugsvariante sieht vor, den aktuell vier Meter breiten Fuß- und Radweg im Süden der Hohenzollernbrücke durch eine elf Meter breite Zusatzbrücke mit in der Mitte angeordnetem Bogentragwerk und nach innen geneigten Hängern zu ersetzen. Die schlanken Bögen würden sich von den bestehenden Fachwerkbögen der Brücke deutlich unterscheiden, was für Kritik gesorgt hat. Auch an diesem Abend plädierten einige Zuschauer dafür, sich an den bestehenden Bögen zu orientieren. Laut Stadtverwaltung würde dies jedoch erhebliche Mehrkosten verursachen.
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Zum Einstieg in den von Dörte Gatermann moderierten Diskussionsabend drückte Sonja Rode, Leiterin des Amts für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau, ihre Enttäuschung über den Ratsbeschluss aus. Der sei „nicht so ausgefallen, wie wir uns das gewünscht haben“. Weiteren Planungen wollte eine breite Ratsmehrheit erst zustimmen, wenn ein Verkehrsgutachten vorliegt. Ungeklärt ist vor allem, wie der Fuß- und Radverkehr künftig die Engstellen in Richtung Roncalliplatz oder zum Rheingarten passieren soll. Hier gilt es nicht zuletzt, die Urheberrechte von Peter Busmann und Godfrid Haberer als Architekten der Philharmonie und des Museums Ludwig zu beachten.
Südseite solle laut Joachim Groth Fußgängern vorbehalten sein
Dombaumeister Peter Füssenich sorgt sich ebenfalls um das Domumfeld. Die Hauptfrage sei für ihn: „Will ich da eine Fahrradrennstrecke haben, mit allen Engstellen auf der linksrheinischen Seite? Ich glaube, das können wir gar nicht wollen.“ Auch in optischer Hinsicht plädierte er für „so geringe Eingriffe wie nur möglich“, jedenfalls auf der Südseite der Brücke. Verbesserungen für den Radverkehr müssten sich auf die Nordseite konzentrieren. Hier will sich die Verwaltung jedoch auf einen um eineinhalb Meter verbreiterten Kragarm beschränken - eine Lösung, die laut Sonja Rode auf südlicher Seite aus statischen Gründen nicht möglich ist.
Zu den Kritikern der städtischen Planungen gehört auch Joachim Groth als Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Altstadt: „Ich votiere dafür, die Brücke nicht zu bauen.“ Sie leite zusätzlichen Verkehr in diverse Problemzonen, nicht zuletzt in den Rheingarten als Teil eines Landschaftsschutzgebiets. Stattdessen müssten Fahrradfahrer über die nördliche Seite geführt werden und über die Deutzer Brücke, wo der Verkehrsraum „völlig ungeordnet“ sei. Die Südseite der Hohenzollernbrücke müsse währenddessen vor allem Fußgängern vorbehalten bleiben.
„Fahrradbürgermeister“ plädiert für den Vorschlag der Stadt
Reinhold Goss kam in seiner Eigenschaft als ehrenamtlicher „Fahrradbürgermeister“ zu einer ganz anderen Einschätzung. Da aktuell keine einzige Rheinquerung für Fußgänger, Radfahrer oder Menschen mit Rollator richtig nutzbar sei, müsse endlich etwas geschehen. Er warne davor, die „eierlegende Wollmilchsau“ erfinden zu wollen. Die perfekte Lösung gebe es nicht. Es sei schon viel zu lange diskutiert worden. Die Erweiterung der Hohenzollernbrücke müsse gemäß Verwaltungsvorschlag gebaut werden.
Die zu kleine Rampe Richtung Rheingarten müsse angepasst werden, auf der Nordseite der Hohenzollernbrücke müsse zudem der Weg bis zum Breslauer Platz verlängert werden. Radfahrer sollten künftig auch den Rheinufertunnel nutzen können, so Goss. Sein Fazit: „Wir müssen Gas geben.“