Künstler Wolf Vostell hatte von Beginn an einen bestimmten Standort für seine Aktionsplastik im Sinn. Jetzt soll sich sein Wunsch erfüllen.
Kunstwerk aus BetonDer „Ruhende Verkehr“ verlässt nach 34 Jahren die Kölner Ringe
Auf dem Mittelstreifen am Hohenzollernring in der Innenstadt steht seit 34 Jahren ein an die Konturen eines Autos erinnernder Betonquader. Insbesondere den Besucherinnen und Besuchern des gegenüberliegenden Filmpalasts fällt das ungewöhnliche Objekt auf – viele andere fahren oder gehen aber auch achtlos daran vorbei. Besondere Beachtung findet der mit Graffiti beschmierte Betonklotz vor allem dann, wenn Fußballfans nach Erfolgen ihrer Teams hinaufsteigen und mit Fahnen und Bengalos darauf feiern.
„Ruhender Verkehr“ sollte in einer Parklücke stehen
Dass es sich tatsächlich um eines der wichtigsten Kunstwerke auf Kölns Straßen handelt, dürfte nur den wenigsten Passanten bewusst sein. Die Aktionsplastik „Ruhender Verkehr“ von Künstler Wolf Vostell besteht aus einem einbetonierten Auto und war 1969 ein früher Beitrag, der sich kritisch mit der autogerechten Stadt und den Konsumträumen der Deutschen beschäftigte. Deshalb war es dem 1998 verstorbenen Vostell besonders wichtig, dass sein einbetonierter Opel Kapitän in einer Parklücke zwischen anderen Autos stehen sollte.
Doch dazu kam es nicht. Die Stadt will das bedeutende Kunstwerk deshalb jetzt an einen anderen Ort versetzen – auf einen Parkstreifen vor dem Kölnischen Kunstverein an der Hahnenstraße.
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Der Aktionskünstler parkte im Oktober 1969 sein Auto zunächst in der Domstraße wie geplant zwischen anderen Fahrzeugen und betonierte es auf offener Straße bei laufendem Radio in mehreren Etappen ein. Kunstsammler Jost Herbig kaufte die Plastik, nachdem die Stadt Köln das Angebot abgelehnt hatte und gab es der Stadt später als Leihgabe. Danach ging der einbetonierte Opel auf Wanderschaft, war in Berlin und Paris zu sehen und wechselte zurück in Köln mehrfach den Standort, bis der „Ruhende Verkehr“ schließlich seinen Platz auf dem Hohenzollernring fand.
Neuer Standort berücksichtigt Willen des Künstlers
Die Bezirksvertretung Innenstadt beschloss im vergangenen Jahr, dass die Plastik umgesetzt werden soll. „Wolf Vostell wollte unbedingt einen Parkplatz besetzen. Der aktuelle Standort wird diesem Wunsch des Künstlers nicht gerecht“, begründeten die Grünen ihren Antrag. Die Plastik gelte seit 1969 als eine der bedeutenden Plastiken der modernen Kölner Kunstwelt und sei weltweit bekannt.
Das Museum Ludwig habe dem Rechteinhaber, Vostells Sohn Rafael, einen alternativen Standort auf einem bewirtschafteten Parkplatz auf der Hahnenstraße vorgeschlagen, mit dem er einverstanden sei, teilte die Stadt mit. Rafael Vostell hatte sich zuvor empört über das Vorhaben geäußert. Noch in diesem Jahr soll das Kunstwerk seinen Platz wechseln. „Wir haben einen hervorragenden Standort gefunden, der den Willen des Künstlers berücksichtigt“, sagt Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt.
Doch bevor es zum Umzug kommen kann, steht zunächst eine aufwendige Restaurierung an. Eine Fachfirma aus Siegburg soll den Beton aufbessern, Löcher schließen und die Oberfläche reinigen. Die Stadt geht davon aus, dass die Restaurierung Mitte dieses Monats beginnen wird. Für den Radverkehr bedeutet das eine Einschränkung. „Es wird auf beiden Seiten der Verkehrsinsel jeweils ein Teil Fahrspur verengt, so dass die Fahrradspur auf Höhe der Baustelle entsprechend beeinträchtigt werden wird“, sagte ein Stadtsprecher auf Anfrage.
Die beauftragte Firma wisse um die Verkehrsproblematik und die schwierigen Arbeitsbedingungen und sei daher wie auch die Stadt Köln daran interessiert, die Arbeiten am Kunstwerk „Ruhender Verkehr“ so zügig wie möglich durchzuführen. Die Stadt geht davon aus, dass die Restaurierung insgesamt drei Wochen dauern werde. Die Plastik könnte also noch in diesem Herbst an ihren neuen Standort umziehen.