Drei Paare haben ihre Liebe mit einem Schloss auf der Hohenzollernbrücke verewigt. Ein zweites Mal, beim Flashmob oder frisch verliebt.
„Wir haben uns Karneval auf dem Klo kennengelernt“Drei Kölner Paare erzählen die Geschichten hinter ihren Liebesschlössern
Es ist das rot-weiße Vorhängeschloss mit dem eingravierten Kölner Dom, das Marla Carus im Blick hat. „Der Dom ist drauf und rot-weiß für den FC ist auch immer gut“, sagt die 26-Jährige. Ihr Freund Sven Turi schaut etwas kritischer. „Das passt“, sagt der ebenfalls 26-Jährige erst. Dann, mit mehr Begeisterung, dass ihm das Schloss auch sehr gefalle.
Die Blicke der beiden Kölner schweifen trotzdem noch einmal nach links und rechts, zu den anderen blauen, messingfarbenen, aber auch schwarzen Schlössern mit Schwänen, küssenden Schneemännern und vor allem vielen Herzen.
Eine schwierige Entscheidung, denn das Schloss soll die Liebe von Carus und Turi verewigen. Das junge Liebespaar will es am Brückengitter der Hohenzollernbrücke befestigen.
So wie es schon tausende Paare vor ihnen gemacht haben. Nachdem 2008 das erste Liebesschloss an der Hohenzollernbrücke entdeckt wurde, ist die romantische Geste schnell zu einem kölschen Brauchtum geworden – das ganze Jahr über, „aber vor allem immer noch zum Valentinstag“, sagt Peter Krahn.
Der Dom und die Farbe Rot sind bei Liebesschlössern am beliebtesten
Der 64-Jährige ist Liebesschloss-Künstler und Inhaber von Schlossbild in der Kölner Altstadt. Seit fünf Jahren graviert er unter der Treppe eines Lokals die Namen und Jahrestage der Liebespaare in die Schlösser.
Und auch die 26-Jährigen haben sich entschieden: Es bleibt bei dem ersten Favoriten. Ein Klassiker, wie Krahn weiß: „Der Dom ist immer noch das beliebteste Motiv, und die Farbe Rot als Zeichen der Liebe.“ Trotzdem sei jedes Schloss einzigartig.
Dann greift er zu seiner Graviermaschine und schreibt „Marla & Sven, 15. Mai“ auf das Schloss. „Ihre offene Hand brauche ich. Das hier ist ihr Liebesstaub“ sagt Krahn zu Carus und streicht mit einem Pinsel über das Schloss. Der Staub fällt in die Hand der 26-Jährigen. „Davon dürfen Sie dem Sven etwas abgeben.“
Was die beiden 26-Jährigen dann noch vor sich haben, wollen Nicole Sterck-Schultz und Frank Schultz schon zum zweiten Mal machen. Ihre Liebe mit einem Schloss festigen, und das aus einem ganz bestimmten Grund kurz vor Karneval. „Vor 25 Jahren haben wir uns an Weiberfastnacht auf dem Männerklo kennengelernt“, sagt Nicole Sterck-Schultz frei heraus.
Große Liebe im Kölner Karneval kennengelernt, mit Schloss verewigt
Genauer gesagt im Brauhaus Severin in der Südstadt, und nicht wirklich auf der Toilette, sondern in der Schlange davor, denn an Karneval sind diese ja bekanntlich besonders lang. „Wir haben uns ganz angeregt unterhalten, die Männer und Frauen zogen Stunde für Stunde an uns vorbei.“ Und aufhören wollten die beiden damals 29-Jährigen nicht.
„Es war nicht typisch Karneval, wir haben nicht einfach rumgeknutscht“, fügt Frank Schultz hinzu. Zwischen Karnevalspartys und Rosenmontagszug folgten romantische Spaziergänge im Wald.
Die große Liebe an Karneval kennenlernen? Daran glaubte aber nicht jeder. „Ein Freund meinte zu Frank noch: ‚Dummer ne Jefalle, an Karneval sin se alle besonders.‘ Doch mir war direkt klar, dass das etwas Großes ist, wenn ich noch einmal heiraten sollte, dann den“, sagt Nicole Sterck-Schultz. Und das haben sie auch nur ein Jahr später getan. Das erste Schloss folgte 2010.
Es seien die Kölner Wurzen und die romantische Symbolik der ewigen Liebe, weshalb den beiden 54-Jährigen das Schloss wichtig war. Das Geheimrezept für eine lange Beziehung ist ein Liebesschloss aber nicht, sagt Frank Schultz. „Sondern reden, nicht still werden.“
Auch für Chris und Kevin Keitsch sei es eher die „Offenheit, Aussprache und der Freiraum“, weshalb die beiden Kölner bereits seit 13 Jahren ein Paar sind. Auch für sie trägt das Schloss etwas Symbolisches, wie ein Ehering, sagt Kevin Keitsch. Deswegen „war es mir immer wichtig, nicht zehn Schlösser mit zehn Partnern dort hängen zu haben – und erst nach der Hochzeit“, sagt der Kölner.
Doch es war gerade der 35-Jährige, der es nicht abwarten konnte. Im April 2017 entschied er sich: Das Schloss soll nun doch früher aufgehängt werden – und das laut, wild und mit ganz vielen Freunden: Mit einem Flashmob überraschte er seinen Partner mit dem gravierten Schloss, das schon fast vergessen in ihrer Schublade lag. „Für mich war das ein ganz großer Liebesbeweis“, sagt Chris Keitsch und schaut seinen Ehemann ganz verliebt an.
Verliebt und Händchen haltend laufen mittlerweile auch Marla Carus und Sven Turis Richtung Hohenzollernbrücke. Nach fast zwei Jahren Beziehung, inklusive acht Monaten Fernbeziehung, haben auch schon die beiden 26-Jährigen erkannt, dass Kommunikation eine der wichtigsten Grundlagen ist.
Trotzdem bleibt die kitschige Vorstellung, dass die Liebe durch das Schloss auf ewig hält. „Wir können behaupten, dass wir ziemlich glücklich zusammen sind und hoffen, etwas für immer gefunden zu haben“, sagt Marla Carus.
Dann klickt es unter den Händen der beiden 26-Jährigen und die Kölnerin bricht den Schlüssel ab – jetzt haben auch sie ihr Schloss am Gitter der Hohenzollernbrücke hängen – fast in der Mitte haben sie noch einen Platz gefunden. Und dann folgt der letzte Schritt: Mit viel Elan werfen sie den Schlüssel in den Rhein. So wie es die Höhner singen, denn „nur die Liebe zählt“.