Mit fiktiven Fraktionssitzungen, Debatten und Abstimmungen haben die Jugendlichen die Abläufe im Kölner Rathaus kennengelernt.
„Tag der Jugend“Schülerinnen und Schüler übernehmen Kommunalpolitik im Kölner Rathaus
Ideen vorstellen, darüber debattieren und anschließend demokratisch abstimmen – das bestimmte den „Tag der Jugend“, zu dem die Stadt Köln auch in diesem Jahr ins Rathaus eingeladen hatte. „Wir sind dabei, weil wir etwas für unsere Stadt bewirken wollen“, fasste Maria Grekhova zusammen, warum sie am Mittwoch bei der Veranstaltung mitmacht. „Es geht darum, die Chancen zu nutzen, um etwas in Köln zu verändern“, ergänzte ihr Klassenkamerad Jonah Coentges.
So wie die beiden 16-Jährigen der Klasse 10 A der Henry-Ford-Realschule in Köln-Seeberg haben sich bereits seit August dieses Jahres zahlreiche weitere Kölner Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 14 und 16 Jahren im Unterricht dafür an ihren Schulen mit Kommunalpolitik beschäftigt, Themen ausgewählt und in ihren selbst ernannten „Fraktionen“ Anträge für die fiktive Ratssitzung erarbeitet. Die Ergebnisse haben sie am Mittwoch im Rathaus zu Köln beim „Tag der Jugend“ vorgestellt.
Schülerinnen und Schüler gestalten selbst Politik
Zunächst begrüßte Robert Voigtsberger, Kölns Beigeordneter für Bildung, Jugend und Sport, im Ratssaal die Vertreterinnen und Vertreter der Jahrgangsstufen neun bis elf der Henry-Ford-Realschule, der Gesamtschule Holweide, der Ursulinen-Realschule in der Innenstadt und dem Georg-Büchner-Gymnasium in Weiden. Die Leitung der Sitzung hatte Kölns Bürgermeister Ralf Heinen (SPD) inne, der, mit juristischer Begleitung einer Mitarbeiterin aus dem Büro von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, jedoch schnell die Schülerinnen und Schüler selbst Politik gestalten ließ: „Wir sitzen nur aus Gründen der Übersicht der formalen Abläufe hier oben vor und über Euch – nicht, weil wir nicht auf Augenhöhe mit Euch arbeiten wollen“, versicherte Heinen den Teilnehmenden zu Beginn.
Lehrkräfte sowie Fachpublikum aus Politik und Verwaltungs-Ämtern belegten am Mittwoch die Plätze am Rand, denn die Jugendlichen aus den vier Kölner Schulen bildeten die Fraktionen und erlebten Abläufe der Kommunalpolitik, indem sie die Rollen der Ratsmitglieder einnahmen.
Debatten über Lachgas und Müll in Köln
Dafür haben Maria Grekhova und ihre Klasse der Henry-Ford-Realschule als „Fraktion gegen Abhängigkeiten“ folgenden Antrag ausgewählt: „Schärfere Regeln für Verkauf, Besitz und Konsum von Lachgas“, lautete das Anliegen. „Wir nehmen wahr, dass Lachgas immer öfter konsumiert, verkauft und durch bunte Verpackungen verharmlost wird“, sagte der Fraktionssprecher zur Begründung. Einen weiteren Antrag brachte der Politikkurs der Stufe elf der Gesamtschule Holweide als Fraktion „CCU – Cologne Clean-Up“ am Mittwoch ein. Der Titel: „Müll und Dreck im Kölner Stadtbild – Wie können KI-gesteuerte Mülleimer dazu beitragen, Köln sauberer zu machen.“
Die jungen Gäste debattierten über Änderungsvorschläge zu beiden Themen, beim Lachgas etwa über die Frage des medizinischen Gebrauchs trotz eines Verbots, oder ob die Stadt Köln ihren Einfluss nutzen sollte, um verschärfte Umgangsregeln auch auf Landes- und Bundesebene zu fordern. Nach den fiktiven Fraktionssitzungen mussten Kompromisse gefunden, Beschlüsse verabschiedet werden. Dabei erhielten die Jugendlichen Unterstützung aus Politik und Stadtverwaltung.
Kalks Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer (SPD) zeigte sich am Mittwoch begeistert vom Engagement der Schülerinnen und Schüler sowie ihrem respektvollen Umgang untereinander. „Ein tolles demokratisches Format, das würde ich mir auch für den Bezirk Kalk wünschen“, sagte Greven-Thürmer. Nach den anstrengenden Debatten klang der „Tag der Jugend“ bei einem Empfang im Lichthof des Rathauses in lockerer Atmosphäre und Meinungsaustausch aus. Die Sprecherinnen und Sprecher der Schülerfraktionen übergaben ihre Anträge und Beschlüsse – und durften sich zum Abschluss ins Gästebuch der Stadt Köln eintragen.