Anwohner und Unternehmen klagen schon lange über die verschmutzte Innenstadt. Jetzt nahmen sie das Problem selbst in die Hand.
Kölner putzen die Innenstadt„Manche Ecken sind so, dass man einen Bogen macht“
„Ich will nicht meckern“, sagt Rebecca Klug, um dann doch auszuholen. „Die Innenstadt ist verschmutzt, überall liegen Zigarettenstummel. Und immer schlimmer werden die Baustellen. Es riecht dort nach Urin und nichts passiert.“ Auf ihren Touren meidet die Stadtführerin inzwischen viele Wege. Man könne sie keinen Gästen zumuten.
Klug ist mit dabei auf der Schildergasse. Hier möchte sie ein Zeichen gegen die verschmutzte Innenstadt setzen. Gerade entfernt sie den Müll, den Passanten achtlos weggeworfen haben: Kippen, Kaugummis und leere Verpackungen. Und sie ist nicht allein. Im Rahmen der Aktion „Kölle putzmunter“ haben sich auf Initiative des Vereins Stadtmarketing Köln noch viele andere eingefunden, um den gesamten Bereich von der Altstadt über die Schildergasse bis zum Neumarkt zu reinigen.
140 Teilnehmer bei Putzaktion auf der Schildergasse
„Insgesamt 140 Akteure sind heute hier“, sagt die Organisatorin der Aktion, Stadtmarketing-Geschäftsführerin Annett Polster. „Darunter Unternehmen, Einzelhändler, Verbände und andere Institutionen.“ Es sei nicht die erste Aktion dieser Art, aber das erste Mal, dass so viele Leute mitmachten. Auch etwa 30 bis 40 Anwohner und Anwohnerinnen seien dabei.
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Eine von ihnen ist Pascale Töpperwien. „Jeder muss persönlich etwas leisten, um Stadt und Gesellschaft zu verändern.“ Für sie ist eine saubere Innenstadt keine Angelegenheit, die man alleine auf die Stadt abwälzen könne. „Auch dort herrscht wahrscheinlich Personalmangel. Und wir selbst sind doch diejenigen, die wollen, dass sich etwas verändert.“
Auch Klimadezernent William Wolfgramm ist anwesend. Er sei dankbar, dass die Menschen die Sauberkeit in die Hand nähmen. „Aber es ist ein Thema, dass auch die Stadtverwaltung sehr beschäftigt. Wir arbeiten an einem Rahmenplan, den wir in diesem Jahr den Ratsgremien vorlegen. Zudem konnten wir den 10-Punkte-Plan auf die Strecke bringen, der für mehr Sauberkeit in der Stadt sorgt.“
Die Stadt in die Pflicht nehmen
Für Organisatorin Polster ist das nicht ausreichend: „Der 10-Punkte-Plan bezieht sich rein auf den Dom. Für mich geht die Innenstadt aber weiter. Die Schildergasse ist eine der meistfrequentierten Einkaufsstraßen Europas. Da würde ich mir schon wünschen, dass das mitgedacht wird.“
Auch den Drogenkonsum rund um den Neumarkt müsse man in den Griff bekommen. Einer, der sich mit der Szene auskennt, ist Julian Gerst. Mit dem Sozialdienst katholischer Männer (SKM) räumt er jeden Werktag an den Orten auf, an denen häufig Drogen konsumiert werden. Das Problem liege aber nicht nur dort. „Auch in den Parks schmeißt jeder seinen Müll hin, obwohl es gerade da viele Mülleimer gibt.“
Was alle Anwesenden teilen, ist das Interesse an einer sauberen Stadt. Nur: Wie kann man dieses Ziel erreichen? Stadtführerin Klug hat dazu eine klare Haltung: „Wir sollten alle an einem Strang ziehen. Es muss wieder heißen: Es ist schön, in Köln zu sein.“