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Köln früher und heuteHahnentor-Lichtspiele waren der erste Kino-Neubau im noch stark zerstörten Köln

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Die Sparkasse am Rudolfplatz.

Wo früher die Hahnentor-Lichtspiele standen, ist heute die Sparkasse zu Hause.

Dort, wo die Hahnentor-Lichtspiele stattfanden, hatten die Nazis einen protzigen Bau geplant. Der Kölner Architekt Riphan war bescheidener.

Im August 1948 kehrt ein kleines Stück Normalität zurück nach Köln. Die 700-Jahr-Feier des Doms bietet wieder ein wenig Zerstreuung von allen Nachkriegssorgen. Tausende Menschen stehen auf Schuttbergen, um eine große Schreinsprozession am Rhein entlang Richtung Dom zu verfolgen.

Dazu passend läuft in den Hahnentor-Lichtspielen am Rudolfplatz am 19. August 1948 der Film „Das Lied von Bernadette“ an. Darin erscheint der 14-jährigen Bernadette in einer Grotte in Lourdes eine Heilige, die das Mädchen auffordert, nach einer heilsamen Quelle zu suchen. Das Wunder geschieht, die Quelle wird gefunden und Lourdes wird zum Wallfahrtsort. Bernadette hingegen stirbt jung in einem Kloster.

Hahnentor-Lichtspiele in Köln bieten Platz für 1500 Menschen

Der Film, zu dessen Kölner Premiere Kinobetreiber Willi Wolf zahlreiche Priester und Prälaten des Domkapitels begrüßt, ist der allererste in den frisch fertiggestellten Hahnentor-Lichtspielen. Es ist ein schlichter Kasten mit großer Glasfassade und einem Saal für 1500 Menschen - und der erste Kino-Neubau überhaupt im noch stark zerstörten Köln. „Er wurde rasant schnell aufgebaut“, sagt Marion Kranen von „Köln im Film“. Den Recherchen des Vereins zufolge wurde für das Kino eine Stahlkonstruktion genutzt, die 1940 für eine Ausstellungshalle gebaut, aber wegen des Kriegs nicht realisiert wurde.

„Der große Saal hatte bei der Eröffnung eine ausgesprochen sachliche Atmosphäre, helle Wände im ebenerdigen Saal, dazu schwarze Stahlrohrstühle“, erzählt Marion Kranen. 1955 wird der Saal renoviert und bekommt mehr Farbe. Der Hauptvorhang erscheint in gestreiftem Lila und blauem Samt, die Seitenwände werden mit violettem Kunstleder bezogen.

Kinogebäude gibt es seit 1980 nicht mehr

Die Hahnentor-Lichtspiele gehören zu einem Ensemble flacher Geschäftshäuser und einer höheren Riegelbebauung, mit der Architekt Wilhelm Riphahn nach dem Krieg die von den Nazis als Teil einer protzigen Ost-West-Achse in die Altstadt gehauene Hahnenstraße neugestalten und wieder verengen soll. Viel leichter und bescheidener als die nicht verwirklichte Nazi-Architektur setzt Riphahn seinen Auftrag um. „Das ist eine typische Riphahnsche Lösung gegen den von den Nazis geplanten klassizistischen Massenbau“, sagt der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings.

Ein großer Teil der von Riphahn realisierten flachen Geschäftsgebäude und der dahinter liegenden höheren Riegel existieren noch immer. Das Kinogebäude als westlicher Abschluss des Ensembles jedoch ist seit Mitte der 1980er Jahre Geschichte. „Es wurde verkauft und abgerissen, bevor wir mit unserem Denkmalschutz in die Pötte kamen“, sagt Ulrich Krings. Auf dem Grundstück entstand der heutige Sparkassen-Komplex.

Der allerdings sei architektonisch gar nicht mal so schlecht gelungen, räumt Kunsthistoriker Krings ein. Riphahn habe ursprünglich westlich der Hahnentor-Lichtspiele einen weiteren hohen Riegelbau vorgesehen, der jedoch nicht ausgeführt wurde. Diese Idee nehme der hohe Ostflügel der Sparkasse auf. Die Architekten hätten sich offensichtlich von Riphahns Plänen inspirieren lassen. Dass das Kino nicht mehr stehe, sei aber trotzdem ziemlich bedauerlich.