Während die Entscheidung des Rates weiter auf sich warten lässt, steigen die Kosten für den Ausbau der Ost-West-Achse.
Nächste Verzögerung im Zeitplan?Tunnel für Kölner Ost-West-Achse kostet klar mehr als eine Milliarde Euro
Die Kostenschätzung für den Ausbau der Ost-West-Achse hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Wie die Stadt Köln mitteilte, sind die Kosten für die Erweiterung seit 2016 vor allem aufgrund von inzwischen höheren Baukosten um rund 45 Prozent gestiegen. Aber auch die inzwischen detaillierteren Planungen haben zur Erkenntnis geführt, dass die alten Schätzungen zu optimistisch waren. Die Berechnung der Stadt bezieht sich auf Schätzungen aus den Jahren 2016 und 2022.
Die Schätzung aus dem vergangenen Jahr geht demnach für die Tunnel-Variante von bis zu 970 Millionen Euro aus, ein oberirdischer Ausbau in der Innenstadt würde demnach bis zu 160 Millionen Euro kosten. Der prozentuale Anstieg ist hier ähnlich hoch. Das teilte die Stadt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mit. Über die Förderfähigkeit beider Varianten, die am Ende zum Kriterium für die Entscheidung werden könnte, ist bislang nichts bekannt.
Köln: Auf der Ost-West-Achse sollen 90-Meter-Bahnen eingesetzt werden
Der Ausbau der Ost-West-Achse ist nicht auf die Innenstadt beschränkt, auf der gesamten Strecke der Linie 1 zwischen Bensberg und Weiden West sollen künftig 90-Meter-Bahnen zum Einsatz kommen. Zu den Kosten für den innerstädtischen Ausbau zwischen Heumarkt und Moltkestraße kommen also die Kosten für den Bereich Ost in Richtung Bensberg (Baubeginn 2026 geplant) und den Bereich West in Richtung Weiden West (Baubeginn 2027 geplant). Diese belaufen sich in der aktuellen Schätzung nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf rund 160 Millionen Euro.
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Unter dem Strich würde die unterirdische Lösung also deutlich mehr als eine Milliarde Euro kosten. Weil die beiden Abschnitte vor dem Ausbau in der Innenstadt fertiggestellt sein werden, sind laut Stadt sogenannte Bauzwischenstände notwendig, also improvisierte Haltestellen in der Bauphase. So sollen durch die Innenstadt auch in der Bauzeit die 90-Meter-Züge fahren können. Für die Tunnel-Variante plant die Stadt dafür aktuell mit neuen Übergangs-Haltestellen – auch das dürfte die Kosten nach oben getrieben haben.
Kölner Ost-West-Achse erst bei der Ratssitzung im Juni Thema?
Die Informationen wurden den politischen Entscheidungsträgern aus dem Stadtrat von der Verwaltung bei der siebten Sitzung des Begleitgremiums am vergangenen Freitag mitgeteilt. Auch der Stand der Dinge bei der Vorbereitung der Beschlussvorlage ist am Freitag erläutert worden. Die Stadt kündigte an, die Vorlage nun in der Juni-Sitzung des Stadtrates direkt vor der nächsten Ratssitzung vorlegen zu wollen. Zuletzt war von Mai die Rede – doch weil der Verkehrsausschuss im kommenden Mai nicht tagt und die Vorlage vor dem Rat unter anderem im Verkehrsausschuss debattiert werden soll, ist nun die Verschiebung vorgesehen.
Vorlegen will die Stadt die Vorlage Ende April. Im Begleitgremium kam der Vorschlag auf, eine Sondersitzung des Verkehrsausschusses im Mai anzusetzen, sodass das Thema früher im Rat diskutiert werden kann. Ob sich die Verwaltung auf diesen Vorschlag einlässt, ist bislang unklar.
Über allem steht die Frage, ob der Stadtrat die Entscheidung für oder gegen den Tunnel noch in der aktuellen Wahlperiode bis 2025 treffen wird. Eine Mehrheit für eine der beiden Varianten ist bislang nicht in Sicht, was unter anderem an der bislang unklaren Haltung der SPD liegt. Aus der sozialdemokratischen Fraktion im Rat war zuletzt zu vernehmen, dass man entweder mit den Grünen oder mit der CDU stimmen werde – und zwar je nachdem, wer insgesamt das bessere Konzept für den ÖPNV-Ausbau vorlege.
Die Grünen wollen den Tunnel unbedingt vermeiden, ihr eigentlicher Bündnispartner CDU will den Tunnel zwingend bauen lassen. Dass die Fraktionen in dieser Frage getrennte Wege gehen werden, ist schon zu Beginn der Zusammenarbeit in der aktuellen Wahlperiode klargestellt worden. Mit Volt hat der dritte Bündnispartner zuletzt signalisiert, zur oberirdischen Variante zu tendieren. Doch für eine Mehrheit braucht auch der Block, der im Stadtrat gegen den Tunnel stimmen möchte, die SPD.